KRISSY MATTHEWS & FRIENDS

Oberhausen, Ebertbad, 21.05.2024

Kris 1Es ist ein verregneter Wochentag und wir begeben uns zum Ebert Bad in Oberhausen. Dort angekommen, könnte man denken, dass hier und heute kein Konzert stattfindet. Dabei soll der britische Gitarrist heute sein wundervolles, neues Album vorstellen. Aber wenn die Musikfreunde für hunderte von Euros für Taylor Swift, Metallica, oder Rammstein ausgeben, dann glänzt man eben bei der kleineren Szene mit Abwesenheit. So peinlich sah die Anzahl der Besucher dieses Events dann auch aus. Magere dreißig Gäste saßen bequem an Bistrotischen zu Bier und Snacks. Langsam fange ich an zu begreifen, dass dies ebenso ein sich ändernder Teil unserer Gesellschaft geworden ist, wie viele andere Dinge, die ich nicht mehr nachvollziehen kann. Meine Lebensgefährtin und ich waren jedenfalls restlos begeistert und wurden mit einem faszinierenden Auftritt beglückt.

 

Kris 2Krissy Matthews himself ließ sich die Enttäuschung über die beschauliche Anzahl an Gästen zu keiner Zeit anmerken und ging gleich in die Vollen. Natürlich galt es, sein aktuelles Doppelalbum „Krissy Matthews & Friends“ angemessen in Szene zu setzen. Die ersten sieben Nummern gingen auf das Konto von Krissy und Band. Begleitet wurde er von Bassist Slawek Semeniuk und Drummer Gerry Reynders. Beide sind bekannt mit Live-Auftritten von Rob Tognoni. Und wie schon auf Konserve gibt es für mich einen Unterschied in der Qualität zwischen Krissys Gesang und seinem Spiel an der Gitarre. Letzteres liegt mir mehr, obschon live die Diskrepanz durch Show und sympathischen Einlagen- und Ansagen verringert wird. Dafür sind seine Gäste am Mikrofon kaum zu schlagen. Den Anfang machte Jess Hayes, die etwas Zeit brauchte, um aus sich herauszukommen. Ihre Bühnen-Action bedarf deutlich an Verbesserung. Ihre vier Beiträge waren wirklich geil, obschon die Cover-Nummer „I´d Rather Go Blind“ (im Original von Etta James) vielleicht nicht die beste Wahl war.

 

Kris 3Was danach passierte, hinterlässt mich fast immer noch sprachlos. Kim Jennett kam für die nächsten fünf Nummern auf die Bühne und blastete alles, was ich an weiblicher Power in den letzten Jahren gesehen habe, mit Abstand auf den letzten Platz. Stimme, Bühnenpräsenz und Outfit bildeten eine Symbiose, die kaum zu toppen ist. Stimmlich singt die Lady den Blues wie keinen andere. Nein, auch nicht Beth Hart. Da muss man mal ganz ehrlich sein. Durch ihre Energie tanzt sie ihre Seele frei, die sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an den Teufel verkauft hat. Immer wenn ich dachte, sie hat ihr Limit erreicht, setzte sie mit ihren Vocals noch einen drauf. Das infizierte nicht nur die Band, sondern auch alle Zuschauer. Schade, dass ich sie solo auf dem Wildfest in Belgien verpasst habe, aber das passiert mir nicht noch einmal. „Why Are You Ashamed Of Me“ hat sich mit ihrer Voice für immer in mein Kleinhirn gebrannt. Zum Schluss gab es noch drei Songs mit allen drei Stimmen des Abends und das war nochmal ein weiteres Highlight. Dieser Abend bleibt unvergesslich!



Autor: Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak