AXXIS, DAWN OF DESTINY, MERCURY FALLING

Lünen, Lükaz, 02.11.2012

Wenn man im Ruhrpott lebt, hat man die Qual der Wahl; zumindest was Metal-Konzerte angeht. Denn an diesem Wochenende war ganz schön viel los: Am darauffolgenden Samstag spielten Dragonforce in Bochum, Steel Panther in Köln, Rebellion in Oberhausen, Gotthard in Bochum, Epitaph in Dortmund und Morgoth in Essen. Gut, dass Axxis nur den Nachholtermin an diesem Tag hatten, wo das Konzert auch nicht ganz ausverkauft war. Glücklicherweise war es nur ein Zusatztermin. Ich war nur am Freitag da. Und dieses Konzert war schon seit Monaten ausverkauft. Kein Wunder, schließlich gaben Axxis hier auch ein Heimspiel. Fast genau ein Jahr zuvor (am 02.10.2011) war hier auch schon die Hütte voll. Und die Band fand es so gut, dass sie sich gleich noch zweimal im Lükaz blicken ließen. Im letzten Jahr gab es nur Songs von den ersten drei Alben, wenn ich mich recht erinnere. Dieses Mal gab es eine Best Of-Show mit mindestens zwei Songs von jedem Axxis-Album. Sogar das grungige und kommerziell wenig erfolgreiche 1997er Output „Voodoo Vibes“ wurde mit zwei Songs gewürdigt.

 

MERCURY FALLING vox LIVE 2012Los ging es aber um 20 Uhr mit der Progressive Power Metal-Band Mercury Falling aus Hessen, die mich bei den Songs ihres neuen Albums „Into The Void“ stark an die letzten beiden Symphony X-Alben „Paradise Lost“ und „Iconoclast“ erinnert hat, soll heißen: zwar knackige, komplizierte Breaks hier und da, aber größtenteils riffbetonte, Headbanger-taugliche Mucke, die gut nach vorne losging. Die musikalische Ausrichtung war zwar schon zeitgemäß, aber nicht trendverseucht. Die Spielfreude war den Jungs auch anzumerken. Sie spielten nur zwei alte Songs, die beide sehr hymnisch und doublebasslastig waren und mehr an symphonischen Power Metal erinnerten, auch mit schönem Backgroundgesang. Für Erheiterung sorgte immer wieder Sänger Michael Pabst, der während der Instrumentalpassagen zu jedem einzelnen Musiker gegangen ist und ihnen irgendetwas ins Ohr flüsterte, während seine Mannschaft nur halbherzig hinhörte, um sich auf ihre verzwickten Breaks zu konzentrieren. Die Ansagen sollen witzigerweise auf der Rückseite ihrer Setlist wortgetreu aufgeschrieben worden sein. Nicht jeder konnte etwas mit der progressiven Ausrichtung von Mercury Falling anfangen. Allerdings haben die Jungs, die bereits drei Studioalben vorweisen können, einen sehr guten Gig hingelegt.

 

DAWN OF DESTINY vox LIVE 2012Als zweite Band des Abends bestiegen dann Dawn Of Destiny aus Bochum die Bretter, die die Welt bedeuten. Live sind sie ja im Moment recht häufig unterwegs. Und so merkte man ihnen die lange Bühnenerfahrung auch an. Sie gründeten sich zwar erst 2005, haben aber schon vier Alben rausgehauen. Fleißig, fleißig! Blickfang war natürlich Sängerin Jeanette Scherff, die nicht nur super aussah, sondern auch toll gesungen hat. Zudem haben sich Dawn Of Destiny auch hier im Ruhrpott eine große Fangemeinde erspielt. Ihr hymnischer Keyboard-Power Metal wurde nämlich gebührend abgefeiert. Zu hören gab es die ganze Bandbreite von getragenen Passagen, rockigen Elementen, einprägsamen Keyboardmelodien, Doublesbass und Speedgeballer. Sogar Blastpassagen mit Death Metal-Gesang von Bassist Jens Faber gab es zweimal, was für eine sehr coole Abwechslung sorgte. Dieser sorgte auch für eine lustige Ansage kurz vor Schluss. Denn er pries eine ihrer CDs an, auf der ein Instrumental vertreten ist, „für die Leute, die nicht so auf Frauengesang stehen“, was Sängerin Jeanette trocken mit „Ja, danke! Ich liebe Dich auch“ konterte. Dawn Of Destiny sind fünf sympathische Leute, die live ganz schön Gas geben. Ich freue mich schon auf ihren nächsten Gig am 17.11. 2012 in Duisburg!

 

AXXIS vox LIVE 2012Dann war gegen 22 Uhr endlich Zeit für den Headliner: Axxis! Wer zu Beginn des Intros am Merch oder auf dem Klo war, hat aber sofort gemerkt, dass bei den Vorbands noch nicht das volle Kontingent ausgeschöpft war. Wenn man am Rand stand, kam man gar nicht rein. So kam es, dass ich mir die ersten Songs nur von der Seite ansehen konnte. Allerdings fand ich es persönlich halb so wild, da mir die ersten drei Songs ihrer letzten Alben komplett unbekannt waren. Irgendwie schaffte ich es dann in den Innenraum und sie spielten auch ältere Songs, die ich seit 17-20 Jahren kannte. Angefangen mit „C´est La Vie“ vom völlig unterbewerteten 1995er Werk „Matters Of Survival“, auf dessen Tour ich sie in der Unnaer Erich Göpfert-Stadthalle zum ersten Mal live gesehen habe, „Stay Don´t Leave Me“ (O-Ton Bernie: „zu Zeiten, als wir noch bei MTV gespielt wurden“) und „Lady Moon“ über „Heaven In Black“ vom 2000er Album „Back To The Kingdom“. Im Mittelteil kam der seit Jahren obligatorische Akustikset mit „Another Day“ (wieder von „Matters Of Survival“), und „Touch The Rainbow“ (von „Axxis II“) plus Percussion-Einlage, an der die gesamte Band plus auserwählte Zuschauerin Cordula aus dem Publikum beteiligt waren, was ebenso für gute Stimmung sorgte, wie Bernhard Weiß´ lustige Ansagen im Allgemeinen. Das Schlagzeug-Solo von Dirk Brand beeindruckte durch leuchtende Drumsticks mit irren Lichteffekten. Das ging dann in das Instrumental „Trash In Tibet“ über, das nur auf dem Live-Album „Access All Areas“ und der Compilation „Profile – The Best Of Axxis“ erhältlich war, soweit ich weiß. Für eine Überraschung sorgte dann „Helena“ vom kommerziell erfolglosesten und sehr grungig ausgefallenen 1997er Album „Voodoo Vibes“. Es folgte „My Little Princess“ von der Rückbesinnung „Back To The Kingdom“, bevor man mit „Little Look Back” und “Kingdom Of The Night” ganz tief in der Vergangenheit wühlte. Mit „Utopia“ und „Tales Of The Glory Island“ folgten dann wieder zwei Songs neueren Datums, bevor man mit dem Uraltkracher „Living In A World“ und „The Show Is Over“, überraschenderweise wieder vom 1999er Album „Voodoo Vibes“ die fulminante Show gebührend ausklingen ließ. Axxis sprühten nur so vor Spielfreude und bewiesen zudem handwerkliches Können. Insgesamt kamen sie für ihre Zugaben noch dreimal auf die Bühne. Irre! Ich muss zugeben, dass ich Axxis nach 20 Jahren nicht mehr allzu regelmäßig höre, da man heute einfach mit einer enormen Massenüberflutung zu kämpfen hat. Aber in dieser Form ist mit Axxis immer noch dicke zu rechnen!

Setlist:
Angel Of Death
Blood Angel
Heavy Rain
C‘est La Vie
Stay Don’t Leave Me
Lady Moon
Heaven In Black
Sun Goes Down
Akustikset: Another Day / Touch The Rainbow
Drumsolo / Trash In Tibet
Helena
Little Princess
Little Look Back
Kingdom Of The Night
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Utopia
Tales Of Glory Island
Living In A World
Show Is Over



Autor: Daniel Müller - Pics: Denise Schokolowski