ROCK MEETS CLASSIC

Oberhausen, Rudolf Weber Arena, 16.04.2024

RMC 1 - IntroImmer wieder Sonntags...ach nee, das war was anderes. Wie dem auch sei, seit 2010 gibt man sich in diesem Zusammenhang die Ehre. Die Mat Sinner Band und das RMC Symphony Orchestra. Schade war, wie auch im letzten Jahr, dass man hier im Ruhrgebiet diesem Event nicht so viel Zuneigung kredenzt wie im südlichen Teil unseres Landes. Warum auch immer, denn diese Show hat jede Menge Aufmerksamkeit verdient. Allerdings kam das Feeling vom letzten Jahr nicht so euphorisch an. Und das ging anscheinend nicht nur mir so, dass ich an die Gespräche mit dem einen oder anderen an dem Abend denke. Woran lag es? Nun zum einen war Mat himself (wie auch Drummer Michael Ehré) wahrscheinlich aufgrund seiner Krankheit wieder abwesend. Sascha Krebs fehlte und konnte nicht adäquat ersetzt werden. Peter Keller war recht unspektakulär. Zudem waren einige Stars ohne deren Qualität als Sänger oder Musiker zu bewerten schon das zweite Mal dabei (Midge Ure, Robert Hart, John Helliwell) und das ist nicht jedermanns Sache. Tja, und Paul Shortino, auf den ich mich am meisten freute, hatte wohl weniger Feedback als erwartet. Klar, er wurde als Mister Quiet Riot angeboten, eine Band, die hier anscheinend wenige Zuschauer kannten und er sang gerade mal ein Lied von der Platte für die er verantwortlich war, sondern ältere Hits, die mancher hier eher von der Truppe Slade kannte. Doch fangen wir mal von vorne an.

 

RMC 2 - PaulNach dem obligatorischen Opening (zumindest das Video dürfte mal ein anderes sein), kam gleich Herr Paul Shortino (auch King Kobra) in echtem 80er-Jahre Outfit auf die Bühne, nachdem er mich bereits im Interview vor der Show begeistert hatte. Leider war das Publikum noch recht stoisch und die Resonanz für „Metal Health“ und „Stay With Me“ hielt sich in Grenzen. Wie eben schon erwähnt, erntete das hierzulande von Slade bekannte Stück „Cum On Feel The Noize" weitaus mehr Feedback. Paul war in bester Stimmung und ganz nach US-amerikanischer Entertainer-Laune „all Smiles and Chuckles“. Dreißig Jahre ist es her, dass er in Deutschland eine Bühne betreten hatte und man merkte ihm seine Begeisterung regelrecht an. Der zweite Frühling des Fronters zeigt ihn immer noch hungrig. Ich hoffe inständig, ihn mit egal welcher Formation noch einmal in Germany live mit einem kompletten erleben zu dürfen.

 

RMC 3 - RobertRobert Hart, seines Zeichens seit dem Jahr 2011 Fronter bei der Oldschool-Formation Manfred Mann´s Earth Band war bereits Gast dieser Show. Was ihn nicht davon abhielt, mit seinem Programm die Meute vor der Bühne das erste Mal aufzuscheuchen. Mit den altbekannten Klassikern wie zum Beispiel „Davy´s On The Road Again“, „I Came For You“ und der eigentlichen Bob Dylan Nummer „The Mighty Quinn (Quinn The Eskimo)“, startete der ultra-sympathische Shouter voll durch. Anhand der Begeisterung und dem lauthalsigen Mitsingen der Tunes, wusste man jetzt, welche Genre-Fans eigentlich im Publikum saßen. Kein Wunder, dass Paul vorher nur eine geringe Chance hatte. Robert hatte die Zuschauer auf jeden Fall im Griff, animierte zum Mitsingen und Abfeiern. Er war super bei Stimme und beherrschte die gesamte Bühne. Für seine Stammband ist er sicherlich ein Glücksgriff.

 

RMC 4 - MidgeMidge Ure (ex-Ultravox) ist laut Recherche das dritte Mal dabei und kam mir in den letzten Jahren des Öfteren vor die Linse. Sein Gig auf dem W-Festival in Belgien vom letzten Jahr, vergisst man nicht so schnell. Midge ist eine Bank, was die Musik und den Gesang angeht, sympathisch als Entertainer und bepackt mit Hits aus meiner Jugend und der von vielen Anwesenden anscheinend auch. Ergo wurde er gebührend gefeiert und viele Menschen hier hatten seine Lyrics auf den Lippen. Übrigens passen die Arrangements des Rock Meets Classic Orchesters auf Mister Ure´s Tracks ganz besonders gut und peppen diese mit einem besonderen Feeling auf. Das war etwas mehr als pure Nostalgie. „If I Was“, „Vienna“ und „Tears In My Eyes“ sind Lieder für die Ewigkeit. Wie gesagt, es ist aber auch zu verstehen, dass wenn Midge selbstredend immer die gleichen Tracks zum Besten gibt, einige konstante Gäste bedient sind. Manchmal dreht sich der Beliebtheitsgrad. Zumindest waren 2022 in Köln (Essigfabrik) gerade einmal 250 zahlende Gäste erschienen. Vielleicht wäre eine andere Songauswahl oder zumindest „Fade To Grey“ (Visage), deren Mitglied er war, ganz witzig gewesen. Das Lied kennt doch nun auch wirklich jeder.

 

RMC 5 - RussAuf Russ Ballard war ich ganz besonders gespannt, weil mein Kollege Pistol Schmidt ihn zur letzten Tour über den Klee lobte. Im Rahmen der Formationen Unit 4 +2, sowie Argent manifestierte er seine Karriere und schrieb etliche Songs für andere Stars. Mit dem Track „You Can Do Magic“, bekannt durch die Truppe America, setzte der Sänger und Gitarrist ein Zeichen. Leider merkte man ziemlich früh, wie schwach der Meister bei Stimme war, die des Öfteren brach. „Voices“ und „The Fire Still Burns“ wurden noch schwächer. Was ich nicht auf dem Schirm hatte war, dass Russ für Kiss den Beitrag „God Gave Rock ´n´ Roll To You“ gezaubert hatte. Ist zwar nicht einer meiner Lieblings-Hits, aber immerhin. Hier und heute war man begeistert und sang schwungvoll mit, trotz dessen die Show von Mister Ballard mehr als handzahm war.

 

RMC 6 - ZwischenspielNun kam es zu einem kleinen Zwischenspiel ohne Gäste. Es glänzte die Band mit den beiden Gitarristen Tom Naumann und Alex Beyrodt, Basser Alex Jansen (erneut als Repräsentant für Mat), und Ersatzdrummer Ralf Gustke (Söhne Mannheims), die Backing-Vokalist/Innen Gabriela Guncikova, Sarah Fox, Peter Keller und Alessandro Del Vecchio (Hardline, Edge Of Forever), Keyboarderin und musikalische Leiterin Lisa Müller, und spielte den Led Zeppelin Track „Whole Lotta Love“. Gaba war berauschend! Hierauf konnte „Super Mario“ Gebert und sein Orchester mit dem Soundtrack zum Film „Fluch Der Karibik“ glänzen. Der Leiter des Ensemble ist ein richtiger Spaßvogel und mit ganzem Herzen dabei.

 

 

RMC 7 - JohnGroße Stimmung kam mit den nächsten beiden Veteranen auf. John Helliwell (2018 bereits dabei gewesen), früher Saxofonist bei Supertramp (1973 bis zur Auflösung im Jahr 2011) und an seiner Seite Jesse Siebenberg, Sohn des ehemaligen Supertramp-Drummers Bob Siebenberg. Anscheinend mittlerweile ein unzertrennliches Team gaben sie große Hits meiner Jugend („Breakfast In America“ war das erste Album das ich mir kaufte als ich mit meinen Eltern 1979 nach Toronto, Kanada zog), wie „It´s Raining Again „Breakfast In America“ und natürlich „School“ (die absolute Hammer-Nummer der Band), sowie „Give A Little Bit“ zum Besten. Das habe ich in Dortmund vor geraumer Zeit mit Leslie Mandokis Soulmates, ähnlich erlebt. Freundlicherweise versuchte John sich an ein paar Brocken Deutsch aber ich verstand trotzdem kein Wort, haha.

 

RMC 8 - TarjaDie Krönung des Abends war Tarja Turunen, die ex-Nightwish Sängerin (für mich die beste ever!). Sie war bei bester Laune und bot eine Energie-geladenen Show die man lange in Erinnerung behalten wird. Nun gab es eine recht bunte Mischung an Beiträgen die allesamt vom frenetischen Publikum gefeiert wurden. Tarja sang „Nemo“ von ihrer alten Band, als auch eine neue Solo-Komposition namens „Until My Last Breath“ (ihre erste Single beim Label Universal aus dem Jahr 2010). Dazu kam „I Walk Alone“ (2007), sowie Supertramp´s „The Logical Song“ zusammen mit Mister Helliwell & Jesse, als auch ein Duett von „The Phantom Of The Opera“, mit einen ganz unglaublichen Tarja und einem Peter Keller, der mir stimmlich nicht überzeugte. Das Finale dann mit allen Gästen und dem Song „Since You´ve Been Gone“ (aus der Feder von Russ Ballard, bekannt durch die Band Rainbow). Eine coole Show, auch wenn ein bisschen der Wow- oder Überraschungseffekt fehlte und mal sehen ob Oberhausen das nächste Mal wieder in Betracht gezogen wird.

 



Autor: Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak