Wie soll man ein Musical schlecht rezensieren, wenn es Standing Ovations gab? Nun ja, zum einen kann ich durchaus sagen, dass ja ein Publikum heutzutage fast alles massiv beklatscht. Da gab es noch vor Jahren zurückhaltendere Zuschauer. Aber wenn schon heuer jeder Rockstar der 80er-Jahre, der überhaupt noch einen Ton herausbekommt, überschwänglich gefeiert wird, wobei bei neuen Atcs die Musiker-Polizei vor der Bühne mit verschränkten Armen steht, kann man kaum noch anständige Kritik erwarten. Und wer die 80er-Jahre thematisiert, egal in welcher Form, hat bei den Menschen aus der Zeit eigentlich schon aus Nostalgie-Gründen gewonnen.
Und was hat das alles mit Footloose zu tun? Nun ja, der Film von 1984 mit den Hauptdarstellern Kevin Bacon und Lori Singer kommt nun auf die Bretter des Theaters. Leider ist es meines Erachtens das schlechteste Musical ever. Dies war bestimmt nicht einfach umzusetzen, doch man hätte mehr draus machen können. Es kann am Budget gelegen haben oder an einem Versuch, Tanz und Musik auf die heutige Gesellschaft anzupassen. Die Hauptdarsteller Raphael Groß, Ren McCormack, Helene Lenn, Ariel Moore, Kerstin Ibald, Vi Moore, Ethan Freemann, Shaw Moore, haben eine spritzige und energische Darbietung geboten. Der Gesang war derweil nur mittelprächtig. Die Bekleidung der weiblichen Mitwirkenden ließ zu wünschen übrig in Ihren Hotpants, waren sehr gewagt. Dies ist natürlich Geschmackssache. Jedoch hätten Röcke da besser gepasst, so wie im Film. Es konnte der Eindruck entstehen, dass die Tanzeinlagen an die schwächeren Tänzerinnen angepasst wurden. Die Bühne war sehr einfach gehalten. Holzgerüste, die man verstellen konnte, in schwarz.
Wer das „Die Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht in Berlin im Berliner Ensemble bereits gesehen hat, wird enttäuscht sein, da es hier nahezu die gleiche Kulisse war. Es war eine sehr dunkel gehaltene Atmosphäre, kaum Beleuchtung..Vom Inhalt waren alle Aspekte vom Film übernommen worden. Alle Zuschauer konnten der Erzählung folgen. Mit etwas Technik hätte man höchstwahrscheinlich ein wechselhaftes und helleres Bühnenbild erhalten. Jedoch waren die meisten Zuschauer ultimativ zufrieden und standen zum Schluss klatschend, wie bereits erwähnt, vor der Bühne. Es ist immer eine Frage jedes Einzelnen, mit welcher Erwartung man zu einer Aufführung geht und welches Niveau man bereits sehen durfte. Wie dem auch sei, vieles war recht trist gehalten, die Witze nicht witzig, die Tänze eher mau (selbst der bekannte Film-Step) wurde nur am Rande in Szene gesetzt, und Hollywood Choreograph Kenny Ortega würde wahrscheinlich beleidigt sein. Wie auch immer, da war Rock Of Ages von ganz anderer Natur, aber davon später.