Heute gibt's unter dem Motto „Heart Of Darkness" für mich zur Abwechslung mal ein Gothic Rock-Konzert. The House Of Usher sind schon seit 1990 aktiv und schon ewig in der Szene etabliert. Heute gibt es die Generalprobe für das Wave Gotik Treffen in Leipzig nächsten Samstag. Man spielt auch Songs, die noch nie gespielt oder geprobt wurden und zwei mir völlig unbekannte Coversongs. Nach dem Gig will man sehen, was man noch an der Setlist ändert, was vielleicht gut funktioniert oder was überhaupt nicht.
Der verruchte Dortmunder Norden lockt immerhin knapp fünfzig Gäste an, von denen ich mit der Jüngste bin. Die Atmosphäre ist für mich ungewohnt, aber angenehm. Die Fans wippen dezent mit, und es gibt kein Gedränge im Publikum. s gibt nur wenige ausgestreckte Handys, und das auch nur für kurze Zeit. Der Lautstärkepegel ist überschaubar. Und es gibt auch keine verzerrten Gitarren. Dadurch wirkt der Sound schön warm und klar. Basser Ralf Dunkel, der immerhin auch schon seit 1999 in der Band ist, übernimmt alle Ansagen. „Der Jörg möchte bitte aus dem Bällebad abgeholt werden.", sagt er, als The House Of Usher - komplett in schwarz gekleidet - um 20:15 Uhr - ohne Vorprogramm - die Bühne betreten. Sänger, Gründer und Chef der Band, Jörg Kleudgen, kommt dann auch hinzu, mit einer Sonnenbrille bekleidet und einem Glas Rotwein in der Hand. Die dazugehörige Flasche ist am Ende des Gigs übrigens leer. Mit Nebelmaschine und gutem Sound geht es los. Die Spielfreude ist groß und das Zusammenspiel gut, wenn es stimmen sollte, dass sie kaum geprobt haben. Nach gothischer Tristesse sieht das hier nicht aus. Die Musik ist eine Mischung aus The Sisters Of Mercy, The Mission, Joy Division. Nach dem regulären Set werden zunächst zwei Coversings als Zugabe gespielt. Das Publikum soll die Original-Bands erraten, um ein Backstag-Bier zu gewinnen, doch niemand weiß es. Auch ich kenne Comsat Angels und die Stiff Kittens noch nicht einmal vom Namen her. Danach gibt es drei weitere Songs. Zwei davon werden spontan angestimmt und stehen nicht mal auf der Setlist. Dadurch werden aus geplanten siebzig Minuten Spielzeit satte anderthalb Stunden. Das dreißig Jahre alte „Witchcult" aus der Anfangsphase der Band von 1994 wird ebenfalls angestimmt. Auch das Reklamieren des Bassisten, dass er den Refrain nicht kennt, hilft nichts. Aber sonderlich aufgefallen ist dies auch niemandem. Die Band kann im Enrstfall gut improvisieren. So wird es auf dem Wave Wotik Treffen nächste Woche auf jeden Fall was!
Setlist: Seagulls/Only Memories Remain, Dreaming Of You, To The Glorious Dead, Adolescence, Coming Home, Radio Cornwall, How Far Can We Go?, Walk With Strangers, Finders Keepers, Tantalus Awake, The Man With The Dead Eyes, Independence Day (Comsat Angels-Cover), Happy Now (Stiff Kittens-Cover), The Floor That Walked Upon, Crisis, Witchcult
Lobenswert möchte ich zum Abschluss übrigens auch die Merch-Preise erwähnen: CDs 10 €, 7"-Singles und DVDs 5 €, T-Shirts 15 €. Da sollten sich die großen Bands der Metalszene mal eine Scheibe von abschneiden!