DANKO JONES, TURBONEGRO, SMOKE BLOW, THE DURANGO RIOT

Dortmund, FZW, 02.11.2012

Das ‚Visions’ Magazin ließ sich auch in diesem Jahr nicht lumpen und präsentierte zum vierten Mal das Westend-Festival. Dabei sind vom ersten bis zum siebten November hochkarätige Rock und Pop Acts zu sehen. Besonders beliebt waren der Freitag und der Samstag. Bereits seit Wochen waren für das Konzert von Danko Jones, Turbonegro und Smoke Blow keine Karten mehr zu haben. Auf dem Weg zum FZW konnte man nur einzelne Optimisten treffen, die in Schönschrift um Karten bettelten. "Nur eine, bitte, nur eine Karte. Ich wasche auch dein Auto." Was hätte man von diesem Mann wohl alles verlangen können?

 

SMOKE BLOW band LIVE 2012Voll war es jedenfalls. Mit dem Einlass begannen auch The Durango Riot zu spielen, die Vorband an diesem Freitagabend sollte die Smoke-Negro-Jones-Fans in Wallung bringen. Bedingt durch die Zeit (19:30 Uhr) war das nicht der einfachste Job. Trotzdem wurde psychodelisch, professionell mit Hut und Gitarre eine gute Show abgeliefert. Leider entging das vielen Besuchern, weil sie sich am Hotspot des Abends drängten wie die Lemminge  an dem Jackenstand. Das Merkwürdige daran war, dass eigentlich alle noch ihre Jacken an hatten, nämlich ihre Turbojugend-Jacken. Was haben alle die Menschen denn dort bloß abgegeben? Warum hingen die Ständer trotzdem voll? Was hat die Garderoben-Crew die ganze Zeit dort aufgehängt? Smoke Blow (Foto oben) zündeten um 21:00 Uhr. Die Kieler Jungs, waren trotz Abschiedstour gut gelaunt und zu Scherzen aufgelegt. Gestartet wurde mit "Wake Up!" und dem Song "Sick Kid 85". Dortmund wachte auf und ließ sich von den Krawall-Jungens anstecken.

 

TURBONEGRO band LIVE 2012In der Pause befüllte man sich dann mit Bier, zupfte die Tolle zurecht, richtete den Matrosenhut. Besagten Hut konnte man für 15 € vor Ort erstehen, oder sich zu Hause mit der Origami-Anleitung falten. Die Zeichen standen auf Turbonegro, inklusive Tony Sylvester, dem heiß diskutierten neuen Frontmann. Der Publikums-Raum füllte sich schnell mit der schönsten Jeansjacken-Kollektion des Planeten. Von der Turbojugend Oslo und London bis zur Turbojugend Einhusen und Kleinkleckersdorf war alles vertreten. Als Auftakt wurde "Football´s Coming Home" gegeben, was das Publikum, speziell das Männliche, zum Ausflippen brachte. Es flogen Bier, 15 € Hüte und Konfetti. Man konnte von Glück reden, dass kein bengalisches Feuer entzündet wurde. Es folgten ein paar Klänge klassischer Musik und dann kamen Turbonegro auf die Bühne und versicherten, dass es super wäre, Dortmund wieder zu sehen. Das hört man doch gern. Tony Sylvester wurde gierig von den alteingesessenen Fans beäugt. Was für ein Körper! Was für ein Bart! Was für eine Stimme! Die Band initiierte einen Tony-Welcome-Chor und das Publikum machte mit. Tony war das ganze etwas peinlich, aber: wenn ein kompletter Saal deinen Namen zu einem deiner Songs brüllt, dann wird man ja nicht so sein. Das Rot wich von seinen Wangen, er schüttelte den Tiger auf seinem Bauch einmal durch und sang sich gekonnt durch alle wichtigen Turbonegro-Songs: "Hello Darkness", "All My Friends Are Dead", "Wasted Again", "We're Gonna Drop That Bomb", Get It On" usw. Die neue Single "You Give Me Worms" wurde mit dem deutschen Schlachtruf "Guten Abend!" eingeleitet. Einheimische Floskeln kommen immer gut an. Torbonegro boten eine lebendige Show mit witzigen Dialogen auf der Bühne. "I Got Errection" gipfelt im Stagedive von Tony Sylvester. Der Mann hat Mut.

 

DANK JONES vox LIVE 2012Klassische Klänge geleiteten einen zum letzten Mal an die Bar, bis Danko Jones die Bühne stürmten. Danko, der sich an diesem Tag mit Stimmproblemen rumärgerte, ließ sich, abgesehen von mehr tiefen Parts als sonst, nichts anmerken. "Terrified" vom neuen Album "Rock 'n' Roll Is Black And Blue" eröffnete die Show. Die Playlist war hochkarätig. Neue und alte Songs waren durchmischt und rissen alle mit: "I Want You", "Forget My Name", "Way To My Heart", "Lovercall", "Cadillac", "Code Of The Road" und "I Believe", der leider ohne Frauenstimme, aufgrund von fehlendem Platz im Tourbus, auskommen musste. Zwischendurch erklärte Danko die Welt. Zunächst gestand er, dass die drei Riesen, wirklich riesig, die direkt vor ihm im Publikum standen und trotzdem genauso groß waren wie er, der noch auf der Bühne stand, ihn zu Tode erschrecken, aber er trotzdem sagte, was er sagen musste. Es gab außerdem eine längere Passage über Oralverkehr, wobei sich doch bitte alle Damen im Publikum melden sollten, die gerne welchen hätten, der neun oder zwölf Stunden dauerte. Die Halle wurde von der charismatischen Laberbacke mitgezogen. Vor "I Believe" gab Mr. Jones noch Hilfestellung für alle Abgewiesenen, indem er verriet, dass er, wenn er abgewiesen wird, oder etwas nicht bekommt, zu sich selbst sagt: "This heart gets stronger, this skin gets thicker, this mouth gets louder". Auch Atom Willard, der nagelneue Drummer, überstand die Feuertaufe und wurde nach seinem Solo mit Applaus überhäuft. JC’s Bass schnurrte wie immer wie ein Kätzchen. Er lachte sich auch nach sechzehn Jahren immer noch ins Fäustchen, wenn Danko über die "ach so feinen" Leute auf dem Balkon witzelt. Als Zugabe spielten sie "I Think Bad Thoughts" und zogen schweissgetränkt von Dannen.



Autor: Dörte Hahn - Pics: Dörte Hahn