LEE AARON - TATTOO ME


Label:METALVILLE
Jahr:2024
Running Time:44:28
Kategorie: Neuerscheinung
 

"Songs are like tattoos" sagte sich Lee Aaron und serviert uns hier ihre Lieblings-Coversongs, welche sich sinnbildlich gesehen mit den Jahren in ihre Seele tätowiert haben. Ganze achtzehn Scheiben gab es bisher von ihr und sie heimste sich sogar Gold und Mehrfach-Platin ein. Mich hatte Lee Aaron 1985 mit ihrem Album "Call Of The Wild" in den Bann gezogen. Die nachfolgenden Werke waren auch super, bis sie sich dann Anfang der Neunziger anderen Stilen zugewandt hatte. Ihre Ausflüge in den Jazz, Blues und sogar in die Oper wurden Gottseidank vor rund einer Dekade wieder vom Rock abgelöst. Auf der To-Do-Liste stand aber seit langem ein komplettes Cover-Album. "Tattoo Me" liegt nun vor und ist eine nostalgische Reise sowie eine Hommage an musikalische Wegbereiter, die ihren eigenen künstlerischen Weg geprägt haben.

Die elf Titel sollen den Geschmack der Kanadierin widerspiegeln, gehen zeit- und stilmäßig angeblich querbeet. Die ausgesuchten Songs dürften aber die Vorlieben der typischen Lee Aaron Fans nicht treffen. Denn offensichtlich steht die früher als "Metal-Queen" bekannte Ausnahmesängerin eher auf muffigen Siebziger-Sound als auf melodiösen Achtziger-Arena-Rock, dem sie den Großteil ihres Erfolges zu verdanken hat. Diese Wandlung geben aber auch die Alben seit ihrer Rückkehr zum Rock wieder. Vielleicht täte ihr hier mal wieder eine Zusammenarbeit mit ihrem alten Songwriting Partner John Albani gut. Aber aktuell geht es ja nun um Cover-Tracks. Das Werk wurde von Aaron selbst in ihrem Studio in Vancouver produziert und ist vom Sound her sehr gut. Los geht es mit "Tattoo" (The 77s) einer typischen Siebziger-Rock-Nummer ohne Schnörkel. Schön geradeaus zelebriert. "Are You Gonna Be My Girl" (Jet) würde ich am ehesten in die "The Who"-Ecke packen. "Even It Up" (Heart) kommt von allen Beiträgen am besten und steht Lee sehr gut zu Gesicht. Bei "What Is And What Should Never Be" (Led Zeppelin) wird es dann richtig bluesig. "Is It My Body" (Alice Cooper) ist auch ein authentisch interpretierter Stampfer aus den frühen Siebzigern. "Go Your Own Way" (Fleetwood Mac) ist die kommerziell bekannteste Nummer der Platte. Schön stimmlich umgesetzt. In meinen Augen für Lees Background am passendsten. 

Wieder langsam und bluesig wird es mit "The Pusher" (Nina Simone). Nicht schlecht, aber langatmig. Ab in die Neunziger geht es mit "Malibu" (Hole) und etwas REM-Feeling. "Someone Saved My Life Tonight" (Elton John) ist eine schöne Ballade, auf der Lee mal wieder ihre stimmliche Klasse zeigt. "Connection" (Elastica) kommt wieder angenehm knackig daher. "Teenage Kicks" (The Undertones) ist eine zahnlose Teenie-Hymne. Alles in allem ist das Ganze nicht schlecht, reißt einen aber auch nicht vom Hocker. Natürlich auch alles Geschmackssache und von Lee Aaron sicherlich ehrlich gemeint.

Die Band inklusive Ehemann John Cody an dem Drums spielt die Tunes entsprechend dem Stil passend. Aber etwas mehr Wumms hätte ich mir aber gewünscht. Siebziger-Fans dürfte das Album gefallen. Wobei der Hörer dieser Epoche aber nicht unbedingt Lee Aaron auflegt. Und die Fans ihrer Heldentaten aus dem Jahrzehnt danach werden mit "Tattoo Me" keineswegs abgeholt. Daher für mich ein Release ohne wirklichen Adressaten. Ich zähle mich selbst zu den Fans von Lee Aaron aber lege dann lieber "Call Of The Wild" auf.

Note: 6 von 10 Punkten
Autor: Stephan Georg


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