Als ich mich auf den Weg zur Live Music Hall mache, muss ich feststellen, dass mir das April Wetter diesmal gehörig auf die Nerven geht. Kalt und Dauerregen braucht kein Mensch. Dazu noch eine Vollsperrung auf der Autobahn, super! Aber Pfadfinder Google führt mich durch Gebiete, die wohl noch nie ein Mensch zuvor betreten hat und so bin ich mit einem satten Zeit Plus vor Ort. Vor der ausverkauften Halle steht schon eine nicht enden wollende Menschenschlange, die teilweise schon seit Stunden im Regen ausharrt. Da die komplette Tour ausverkauft ist, will man natürlich einen guten Platz ergattern. Und nicht jeder kann sich ein VIP-Ticket leisten, um vor den anderen in die Halle zu gelangen und einen Platz in Row Zero zu ergattern. Überhaupt scheint mir das Management des Headliners hier eine Gelddruckmaschine entdeckt zu haben. Preise von vierzig Euro für eine CD respektive fünfundsiebzig Euro für das Vinyl finde ich persönlich doch stark überzogen.
Die Uhr schlägt Acht und der Support Act Conquer Divide betritt die Bühne. Die Post-Hardcore-Band, deren Mitglieder aus den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Kanada kommen, besteht aus Kiarely "Kia" Castillo und Madison Spencer am Gesang, Kristen Woutersz (ex-Gates Of Babylon) und Isabel "Izzy" Johnson an der Gitarre sowie Samantha Landa (Live-Drummerin unter anderem für Nervosa und Introtyl) Da man den Mädels nur eine halbe Stunde Spielzeit zugesteht, halten sie sich auch nicht lange mit Ansagen auf, sondern rocken ihr Ding. Mir fehlt allerdings ein wenig ein Alleinstellungsmerkmal und ich befürchte, dass die Truppe es schwer haben wird, sich in der Masse ähnlich musizierender Kapellen zu behaupten. Sei es drum, die Halle haben sie heute Abend definitiv im Griff, wie die begeisterten Publikumsreaktionen zeigen. Nun finden harte Gitarrenriffs unterlegt mit poppigem Gesang und Growls im Wechsel derzeit sowieso schnell eine Anhängerschaft. Die Discographie der Mädels beinhaltet immerhin schon zwei Langeisen und mehrere Single Veröffentlichungen. Rasend schnell ist der Auftritt zu Ende und die vom Publikum geforderte Zugabe gibt es natürlich nicht. Dafür müssen die Ladies ihr Stage Equipment selbst abräumen.
Setlist: Atonement, Chemicals, Eyes Wide Shut, Paralyzed, System Failure, New Heaven, Welcome 2 Paradise
Nachdem nun ein ganzer Tross an Händchen die Bühne angerichtet hat, entern The Warning das Spielfeld. Das Schwesterntrio aus Monterey in Mexiko, Alejandra Villarreal Vélez am Bass, Paulina Villarreal Vélez am Schlagzeug und Daniela Villarreal Vélez an der Gitarre, singen auch alle Drei mit. Wobei Hauptakteurin allerdings Daniela ist. Man könnte meinen Shakira und Lzzy Hale (Halestorm) hätten bei einem gemeinsamen Frühstück beschlossen, mal in einer Person die Venue abzureißen. So muss man neidlos anerkennen, dass hier gerade eine der vielversprechendsten jungen Bands dieser Zeit agiert und die Luft verdammt heiß brennt. Das nenne ich mal pure Energie, getreu dem Motto „Three Ladies Are Enough“ Knackige Hard Rock Songs und eine Halle, die jedes Lied mit frenetischem Applaus feiert, sind der Stoff aus denen die Träume junger Rockbands sein dürften. Sängerin Daniela feuert die Meute natürlich auch dementsprechend an. Ich weiß nicht wie oft sie heute Abend „Colonia“ ruft oder mit ein paar Deutschfloskeln, die auf dem Bühnenboden notiert sind, das Publikum auf ihre Seite zieht. Dazu schreddert sie auf ihrer Gitarre und singt sich in die Nähe der eben schon erwähnten Lzzy Hale. Das macht einfach nur Spaß und ist trotz proppenvoller Halle ein wahres Vergnügen.Auch wenn mir das eine oder andere Kaltgetränk sicher gemundet hätte, es ist ein aussichtsloses Unterfangen sich bis zur Theke durchzukämpfen und dann wieder zurück vor die Bühne zu wollen. Letztlich aber fesseln einen die drei Damen mit ihrer druckvollen Darbietung dermaßen, dass einem alles andere unwichtig wird. Es spielt auch gar keine Rolle, ob nun die Stücke in Englisch oder Spanisch gesungen werden, jede Nummer geht in die Adern und lässt das Blut pulsieren. Und irgendwie gibt es auch jede Menge „Wohoho hohoho, wohohoho hohoho“ Passagen in den Stücken, was ganz besonders beim Kölner Publikum ankommt. Deftiger Hard Rock, gewürzt mit Mitsingpassagen wie in angesagten Karnevalsliedern. Kurzum die Halle tobt! Leider ist der Spaß aber nach knappen siebzig Minuten, inklusive zwei Zugaben, schon zu Ende. Ein Umstand, der einigen Bands aus dem Ausland scheinbar nicht bewusst ist. Es sind doch viele der Besucher aus dem entfernteren Umland angereist, mit Fahrstrecken von teilweise mehreren hundert Kilometern. Da erwartet man natürlich längere Spielzeiten. Abgesehen davon war der Auftritt ein echter Orkan, wie man ihn nicht so häufig erlebt. Chapeau!
Setlist: Sick, Z, Choke, Qué Más Quieres, Dust To Dust, Dull Knives (Cut Better), More, Money, Survive, Automatic Sun, Error, Disciple, Hell You Call A Dream, Martirio, Narcisista, Evolve