Daniel: Hey Noémie! Wie geht’s Dir? Bitte erzähl uns doch zunächst, wann und wie es zur Gründung von Hartlight kam!
Noémie Marie: Hallo! Mir geht’s gut. Mit Hartlight läuft auch alles super. Ich bin wirklich glücklich. Ich war 2019 bereits ein Jahr mit Adrien Djouadou in einer Beziehung und träumte davon, meine eigene Musik zu machen. Eines Tages entschieden wir uns, alles ans Laufen zu bringen, dachten uns einen Namen aus, der die hellen und dunklen Seiten der Menschheit und der Magie verbindet, und veröffentlichten zwei Songs. Wir wollten aber noch weiter Richtung Power Metal vordringen und schrieben 2022 Songs für eine EP, bei der es textlich um den Manga „Berserk“ von Kentaro Miura geht. Wir wussten jedoch, dass wir sehr bald nach Frankreich ziehen würden und dort eine richtige Band gründen konnten. So kam es dann auch, und im Januar 2024 erreichte mich ein Orakel von Adrien Djouadou, dass sich wie „As Above, So Below“ las. Es hallte auf unserem magischen Weg und unserer Liebe zur Alchemie nach. Also stoppten wir alle unsere Aktivitäten, um diese acht Tracks zu erschaffen. Es hat drei Wochen gedauert, dieses Projekt zu schreiben, zu komponieren, aufzunehmen und fertigzustellen. Adrien Guingal war einverstanden, in die Band einzusteigen und steuerte seine Soli bei. Nach den Aufnahmen verließ uns unser lieber Freund Pierre D'Astora, um Alchemie auf dem französischen Land zu betreiben, und Guillaume Remih wurde unser Schlagzeuger. Jetzt haben wir endlich unseren eigenen Sound, mit all seiner esoterischen Weisheit und der Mysterie, die wir mit den Menschen teilen wollen.
Daniel: Was bedeutet der Bandname? Und woher stammt er?
Noémie Marie: Es ist eine Fusion aus „hart“, einer von vielen Metaphern für die „erste Materie“, dem „Urstoff“, der genutzt wird, um den Stein der Weisen zu erschaffen, und „Licht“, welches die pure Energie ist, die diesen durchdringen kann, um ihn zu reinigen und den perfekten Roten König zu generieren. Wir wollten über die leuchtenden Teile des Menschen und die Schatten reden, die Deine Kraft verbessern oder Dich umbringen können, und den Widerspruch aufzeigen, der uns einzigartig macht. Wir suchen nach dem Weg mitten in unser Selbst, um Glückseligkeit zu finden.
Daniel: Wart Ihr zuvor schon in anderen Bands aktiv?
Noémie Marie: Ich spiele bei Knights Of Heliopolis, so wie die anderen Bandmitglieder auch. Dort spiele ich jedoch Bass und bin nur zusätzliche Sängerin.
Daniel: Eure Musik ist sehr theatralisch, beinhaltet aber auch moderne Riffs. Mich würde insofern interessieren, welche Bands oder Soundtracks Euch beeinflusst haben!
Noémie Marie: Unter „theatralisch“ verstehe ich eine Show mit vielen Szenen, Abenteuern, Verbündeten und Unglück. Ist es das, was Du meinst? Für uns ist jeder Song ein kleines Universum innerhalb eines großen. Und das ist der rote Faden! Die Musik ist von den Texten und den Gefühlen inspiriert, die wir damit vermitteln wollen. Wir benutzen also mehrere Metal-Sparten, um unseren Standpunkt aufzuzeigen. Die progressiven Djent-Parts erlauben uns, eine Idee zu entwickeln und tiefgründiger zu erforschen. Die schweren Refrains bringen die Hörerschaft zusammen und sind effektiv. Die Gothic-Atmosphäre vermittelt unsere poetische Version der Welt. Und die symphonischen Orchestrierungen verkörpern die Majestätik der Magie und Schönheit.
Daniel: Wurden diese Orchestierungen auf einem Keyboard geschrieben? Oder habt Ihr tatsächlich mit einem richtigen Orchester zusammen gearbeitet?
Noémie Marie: Es wurde auf einem Keyboard geschrieben, mit einer Vielzahl an echten Instrumenten, außer dem Duduk, einer armenischen Flöte, im Titeltrack „As Above, So Below“, die von Adrien Djouadou gespielt wurde. Es ist ein großer Traum, einmal mit einem richtigen Orchester spielen zu können. Ich hoffe, dass diese schöne Vision eines Tages wahr werden wird!
Daniel: Worum geht es in Euren Texten genau? Gibt es eine Art Kernaussage, die Ihr damit vermitteln wollt?
Noémie Marie: Meine Texte handeln von der Evolution der Menschheit durch einen personifizierten Gast, den jeder auf sich nehmen kann, um seine eigene Wahrheit herauszufinden. Ich benutzte meine Gedanken, meine Gespräche, alles was ich von Nietzsche und in den Alchemie-Büchern gelesen habe, und alle Saaten der Weisheit, die mir begegneten und die ich mir aneignete. Ich habe viele Metaphern aus dem „Tarot De Marseille“, dem „Magnum Opus“ und einigen Ideen aus „Also Sprach Zarathustra“ benutzt. Die Bedeutungen zu dem Song werden auf unserer Homepage nachzulesen sein, damit die Leute einige Schlüsse daraus verstehen. Aber ich möchte wirklich erfahren, was es mit den Hörern macht, und ob es sie sich stärker fühlen lässt.
Daniel: Hast Du eigentlich eine klassische Gesangsausbildung? Du klingst für mich nicht wie eine Opernsängerin. Und das meine ich durchaus positiv
Noémie Marie: Danke! Ich benutze in der Tat keine Operntechnik für Hartlight, weil ich mich mehr am großartigen Metal-Gesang der Vergangenheit orientieren will, mit all seiner Kraft und Stärke. Das ist es, wonach ich suche! Ich habe viel von meinem Mann Adrien Djouadou gelernt, der ein professioneller Opernsänger ist. Und ich werde häufig nach Ratschlägen gefragt, wie ich improvisiere. Ich lerne auch Operngesang, und manchmal benutzte ich diese Technik auch, wie ein bestimmter Ton auf einer Farbpalette. Im Break des Titeltracks „As Above, So Below“ singe ich zum Beispiel halbwegs opernmäßig.
Daniel: Wie lange hat es gedauert, die Songs für das Album zu schreieben und aufzunehmen?
Noémie Marie: Zunächst habe ich alle möglichen Ideen angesammelt, die ich sagen wollte, und sie auf Französisch aufgeschrieben. Erst danach übersetzte ich alles auf Englisch. Manchmal suche ich dann noch die richtigen Worte und nehme alles innerhalb von zwei Stunden auf. Ich achte aber nie so wirklich auf die Zeit. Wichtig sind der Prozess und die Hingabe, die ich hineinstecke. Wie bereits anfangs erwähnt, hat alles in allem etwa drei Wochen gedauert.
Daniel: Wo habt Ihr aufgenommen, und wer hat produziert?
Noémie Marie: Ich habe alles zusammen mit Adrien Djouadou zu Hause aufgenommen. Adrien Guingal und Pierre d’Astora haben uns ihre Aufnahmen geschickt, sobald sie fertig waren. Wir haben alles zu Hause aufgenommen. Also war Adrien Djouadou auch gleichzeitig unser Produzent.
Daniel: Ich mag das schlichte Artwork sehr. Hat es einen okkulten Hintergund? Und von wem stammt es überhaupt?
Noémie Marie: Danke! Der achtzackige Stern ist das Symbol der Perfektion und von Hermes, dem Götterboten, der das Geheimnis der Natur durch Alchemie überbringt. Die Rose ist das Symbol der Geheimhaltung und Schönheit, die jeden ermutigt, seinen wahren Pfad in seinem Selbst zu finden. Man kann auch eine Menge uralte Architektur entdecken, wie die Statuen von Saint-Michel, die auf einer achteckigen Form gebaut sind, die den achtzackigen Stern umfasst. Er ist ein Schutzsymbol für Alchemisten. Er kann gleichgesetzt werden mit Hermes, in der Rolle, die er spielt. Ich habe es gemeinsam mit Adrien Djouadou entworfen und fand, dass es das Logo unserer Band werden sollte.
Daniel: Ihr habt das Album im Digipack veröffentlicht. Wird es auch eine Satandard-CD geben? Und ist vielleicht auch eine Vinylversion davon geplant?
Noémie Marie: Ja, die Digipack-CD gibt es auf unserer Bandcamp-Seite, und es wird auch noch eine Kassettenversion über unser neues Label Kult Und Kaos Productions geben! Für die Standard-CD haben wir keine Pläne, weil das Label plastikfrei arbeitet. Ich kann noch nicht sagen, ob es noch eine Vinylversion geben wird, aber ich halte es nicht für ausgeschlossen.
Daniel: Ihr habt das Album aber zunächst in Eigenregie veröffentlicht, also ohne eine Plattenfirma im Rücken. Gab es vorher kein geeignetes Label, das an einer Veröffentlichung der CD interessiert gewesen wäre? Oder hat Euch das gar nicht interessiert? Hat sich die jetzige Zusammenarbeit zufällig ergeben?
Noémie Marie: Wir wollten einfach unabhängig sein und gucken, ob ein Label unsere Arbeit wertschätzen würde. Eine kleine Band mit großen Träumen muss immer vorsichtig sein! Dank unserer Veröffentlichung ist das Label auch erst auf uns aufmerksam geworden. Wir haben gerade erst angefangen, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Wir wollen dort ein Album machen und dann die nächsten Schritte gehen!
Daniel: Spielt Ihr eigentlich auch live? Oder handelt es sich bei Hartlight um ein reines Studioprojekt?
Noémie Marie: Wir haben Pläne für Live-Auftritte und können es gar nicht abwarten! Wir sind jetzt eine komplette Band, Konzerte sind endlich möglich, und wir suchen gerade nach Auftrittsmöglichkeiten.
Daniel: Wie sehen sonst Eure Zukunftspläne mit Hartlight aus?
Noémie Marie: Es wird zum Ende des Jahres hin einen Videoclip zum neuen Album geben. Und natürlich werdet Ihr in der Lage sein, uns bald live zu erleben!
Na gut, Noémie! Dann gebührt Dir noch das Schlusswort!
Noémie Marie: Vielen Dank für das Interview, Daniel! Mir hat es echt Spaß gemacht, Deine Fragen zu beantworten! Grüße aus Frankreich und der Schweiz! Das Abenteuer hat gerade erst begonnen, und wir haben noch die eine oder andere Überraschung parat!