TODD RUNDGREN´S UTOPIA - SAME


Label:BEARSVILLE
Jahr:1974
Running Time:58:55
Kategorie: Classics
 

Todd Rundgren war von 1972 bis 1979 mit dem Playboy-Playmate Bebe Buell liiert. Nach der Trennung erwartete sie schnell ein Kind mit Aerosmith-Sänger Steve Tyler. Deswegen wurde Todd lange für Liv Tylers Vater gehalten. Für seine Musik war er dagegen weniger bekannt. Zwar produzierte er auch für Meat Loaf oder Steve Hillage, er brachte aber auch einige Solo-Alben raus. Zuvor hatte er jedoch 1973 die Band Utopia gegründet, mit denen er über alle Grenzen hinaus wollte. Und das tat er auch. Der Opener von „Utopia“ wurde live aufgenommen, enthält somit auch hörbares Publikum. Ein Studio-Album gab es bis dato noch nicht. Erschienen ist dieses Debüt 1974. Enthalten waren vier lange Tracks, die es in sich hatten. Das hier ist Progressive Rock in Reinkultur, und zwar in allen Facetten. Die ersten beiden Tracks, „Utopia Theme“ und „Freak Parade“, haben eine Überlänge von vierzehn beziehungsweise zehn Minuten. Es gibt endlos lange Gitarren- und Keyboard-Soli, viele Breaks und Spielereien auf allerhöchstem Niveau. Der dritte Song, „Freedom Fighters“, ist mit vier Minuten sogar recht kurz, erinnert mit seinem tollem Harmoniegesang aber sehr an Yes. Die B-Seite enthält nur einen einzigen Song. Dieser dauert aber eine halbe Stunde. Unfassbar, dass es sich bei diesem Album nur um eine einzelne und keine Doppel-LP handelt! Was in der halben Stunde zum Schluss gezaubert wird, ist schier unglaublich. Teilweise sind die Melodien und die darauf synchron gespielten Tomläufe so schnell und abrupt, dass man fast denken könnte, die CD springt.

Ich höre allerdings die LP. Und auch bei Youtube kommt man zu dem selben Ergebnis. Das hier ist wirklich nur etwas für Musiker. Neutrale Hörer würden es nicht verstehen. Zu abgefahren sind die Songstrukturen, zu virtuos die beteiligten Musiker. Drei Keyboarder hat sich Todd Rundgren rangezogen, sodass ein volles Klangbild entsteht. Übrigens hat die komplette Besetzung dieses Albums auch die ersten beiden Meat Loaf-Alben „Bat Out Of Hell“ (1977) und „Dead Ringer“ (1981) sowie das dazwischen liegende Jim Steinman Solo-Album „Bad For Good“ (ebenfalls 1981 und eigentlich als zweites Meat Loaf-Album geplant) als Studiomusiker eingespielt, mit denen man aber musikalisch tatsächlich nichts gemeinsam hat. Hier herrscht keinerlei poetische Theatralik. Die Musik von Tod Rundgren´s Utopia lässt sich eher mit Frickelkönigen wie Emerson, Lake & Palmer, Yes, Starcastle oder Kansas vergleichen. Dennoch gibt es hier auch einen hohen Hard Rock-Anteil. Das Zusammenspiel ist beängstigend. Dass kaum Gesang dabei ist, kriegt man gar nicht richtig mit. Man kann als Progressive Rock-Fan einfach nur in die Musik eintauchen und als Musiker wahnsinnig werden. Schade, dass dieses Meisterwerk kaum Bekanntheitsgrad erlangt hat. Es ist von der musikalischen Ausrichtung her allerdings auch nicht gerade für die große Masse bestimmt. Absoluter Pflichtkauf und 10-Punkte-Album! Ab in den nächsten Second Hand-Laden und für´n Zehner einsacken!

Tracklist:
Seite 1:
Utopia Theme (14:81)
Freak Parade (10:14)
Freedom Fighters (4-01)

Seite 2:
The Ikon (30:22)

Line-Up:
Todd Rundgren – Lead Guitar, Vocals, Producer
Mark Klingman – Keyboard
Ralph Schukett – Keyboard
Jean-Yves Labat - Keyboard
John Siegler – Bass, Cello
Kevin Ellman – Drums, Percussion

Note: 10 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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