GARY MOORE – Die offizielle Biografie - von Harry Shapiro


Label:HANNIBAL
Jahr:2022
Running Time:504 Seiten
Kategorie: Neuerscheinung
 

Ehrlich...ich muss oder darf noch David Bowie besprechen, aber dann ist zumindest für mich persönlich das Thema Musikerbiografien gestorben. Die Art und Weise, wie sich unsere Helden privat und im Kreise ihres Schaffens persönlich benehmen (aus welchen Gründen auch immer), kann und will ich nicht mehr ertragen und lesen. Das vergrault mir ihre Musik und die Einstellung, die man in Interviews immer darstellt. Klar, es geht um Performance und die Welt ist nicht so wie sie einem vorgegaukelt wird, aber ich gehöre noch zur Generation des Punk und ehrlichen Metals, wo man die Text-Aussagen und Statements mit der coolen Musik verbunden hat und sich seinen eigenen Raum geschaffen hat. Das hat sich nach dem Lesen etlicher Biografien, insbesondere großer Acts, durchweg relativiert. Zudem war der Aufbau dieser Seiten und ihrer Information eine Qual zu lesen. Für diese Motivation brauchte ich Monate, haha.

In vielen Fällen, kann ich mir gar nicht vorstellen, wie viele Songs und Alben entstanden sind. Bei einer ständigen Fluktuation von Musikern, Geldmangel, inkonsequente Lebensarten unter allem möglichen Drogen und irrsinnigen Mengen an Alkohol, zerstörerischen Beziehungen durch Eifersucht meets Ehebruch (von der gleichen Person), Mangel an Charakter, Selbstsucht, Minderwertigkeitskomplexen bis hin zu Depressionen und Wahnvorstellungen, die zur Abschottung oder diversen Ängsten (Bühnenangst, Flugangst) führen. Von der sozialen Inkompetenz mal ganz zu schweigen. Was ich nicht verstehe, warum gerade die Fans, die etliche Dinge von gerade Aufgezählten in privaten Kreisen ächten, während sie für ihre Stars Brücken bauen und Verständnis aufbringen.

Wie dem auch sei, während des Lesens der offiziellen Biografie von Gary Moore, der sich mit etlichen Songs wie „Parisienne Walkways“, „Out In The Fields“ (mit seinem ehemalige und vor langer Zeit verstorbenen Bandkollegen Phil Lynott ex-Thin Lizzy), „Over The Hills And Far Away“ und natürlich dem Evergreen, „Still Got The Blues“, sowie etlichen Alben und Formationen, in die musikalische Ewigkeit geschossen hat, wird einem deutlich warum er den ganz großen Erfolg nicht erreichen konnte. Da stand der gute Musiker und Sänger sich einfach zu oft selbst im Weg. Allein das Lesen der diversen Umstellungen in den Formationen und Mitmusikern die sich ein Kommen und Gehen bieten, hat mich mehr als überfordert und letztendlich komplett gelangweilt. Dazu die ewigen Lobhudeleien bis ins Extreme, verdarben mir den Spaß. Viele Themen, die Harry Shapiro zum Nachschauen auf YouTube angeboten hat, stoßen bei mir auf eine andere Resonanz.

Nehme ich jetzt den kompletten Irrsinn seines privaten Lebens dazu, ist es lediglich den Menschen um ihn herum (Manager, Betreuer, Freunde, Mitmusiker und Familie) zu verdanken, dass das irische Talent Gary Moore überhaupt so viel Erfolg hatte. Viele Musiker und Bandbegleiter aus seinem direkten Umfeld, wie zum Beispiel Glenn Hughes (ex-Deep Purple) oder den eben erwähnten Mister Lynott, steckten ja selber im Rahmen einer destruktiven Lebensart fest. Natürlich will ich mir nicht anmaßen, wie viel von einem derartigen Verhalten bewusst gelebt ist oder tatsächlich mit einer Krankheit zu tun haben, aber Vieles wirkt als Ausrede. Allein sein Anliegen sich als zielstrebig und professionell zu sehen, könnte andere als penibel und despotisch deklarieren...uneinsichtig, stur und als nicht teamfähig. Auch Gary´s Arroganz, die er nicht selten an den Tag legte, indem er erfolgreiche Gitarristen diffamiert oder Musikstile diskreditiert, zeugt von eigener Unsicherheit und Neid des Erfolges anderer.

Natürlich war Gary musikalisch ein Meister seines Fachs und ich liebe fast alle seine Alben, auch wenn fast bei jedem Song angegeben wird wo eigentlich die musikalischen Wurzeln beim jeweiligen Hero Gary´s auszumachen sind, aber die Abgründe um sein Schaffen, sind nicht leicht zu verdauen und erklärt, zumindest mir die Frage: war Gary so weil er keine wirklichen Freunde hatte (wie er sagt) oder hatte er keine wirklichen Freunde, weil er so war? Ganz ehrlich...mein Freund wäre er nicht geworden. Wer dem Folgen des akribischen Schreibens noch nicht überdrüssig geworden ist, kann sich am Ende des Werkes durch den Anhang arbeiten, der sich aus „Würdigungen“, „Gary Auf Tour – Die Bands“, dem Sortieren des benutzten Equipments von Gary und einer Diskografie widmet. Ich habe fertig!

Note: Keine Wertung
Autor: Steve Burdelak


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