MAGNUM - HERE COMES THE RAIN


Label:STEAMHAMMER / SPV
Jahr:2024
Running Time:50:01
Kategorie: Neuerscheinung
 

Die Briten Magnum sind eine der wenigen älteren Bands, die ich von der ersten Platte an verfolge. Gelohnt hat es sich. Was haben sie für großartige Evergreens an die Sonne gebracht! Und doch blieb ihr Keyboard-lastiger Sound etwas speziell und man konnte die Stadien nicht füllen. Dennoch blieb man konsequent am Ball und ich denke mal, dass bis auf den dürftigen Release von „The Visitation" die Jungs nachtlos abgeliefert haben. Klar drehte sich manche Note im Kreis, aber man konnte nach ein paar Sekunden immer Magnum erkennen. Spätestens wenn die Stimme des charmanten Sängers Bob Catley eingesetzt hat. Dabei hat Gitarrist Tony Clarkin die Songs und Lyrics der insgesamt dreiundzwanzig Studio-Recordings verfasst. Wie soll ich jetzt Tage nach seinem Tod diese Veröffentlichung objektiv besprechen? Das kann ich nicht und das will ich auch gar nicht.

Schon der Opener „Run Into The Shadows“ ist ein klassischer Track für die Band, der die ersten Momente an Wehmut hervorruft. Der Titeltrack „Here Comes The Rain“ (welch Omen im Satz) driftet gemach durch die Boxen und schwächelt nur leicht im Refrain. Dafür hat man sich mit dem Überflieger „Some Kind Of Treachery“ ein weiteres Denkmal gesetzt. Ein wahrer Stadion-Rocker mit Schatten von Savatage und ihrer orchestralen Pathos-geladenen Ausrichtung. Wahnsinn! Läuft morgens im Auto in Dauerschleife. „After The Silence“ wird live, falls es dazu noch mal irgendwann kommen sollte, absolut knallen. Obschon man nicht ganz so hart wie auf dem Vorgänger „The Monster Roars“ agiert, gleicht man heuer mit großen Melodien aus. Rockiger wird es mit der Nummer „Blue Tango“. Ein echter Rock ´n´ Roller. „The Day He Lied“ schaltet wieder einen Gang zurück und entfaltet sich erst nach mehreren Rotationen und weckt leichte Erinnerungen an Foreigner der alten Tage.

Ein paar fette Bläser kommen auf dem nächsten Track „The Seventh Darkness" zum Einsatz. Magnum schaffen es auch diese Instrumente perfekt zu integrieren. Hört sich mit dem Saxofon-Solo wie ein 80er-Jahre Chart-Hit an. Damals hat ja jeder ein Saxofon-Solo gehabt, haha. Mit zerbrechlichen Vocals serviert die Band die Ballade „Broken City“. „I Wanna Live“ hebt das Tempo wieder an, klingt aber wie der Vorgänger...halt nur flotter. Der letzte Beitrag „Borderline“ beginnt mit leichtem arabischem Flair, bevor man wieder zur gewohnten Kost kommt. Nein, auch heuer hat man die Klasse der Jahre 1985 bis 1990 nicht einfangen können, aber kein echter Magnum-Fan kommt an diesem wahrscheinlich letzten Opus vorbei.

Als kleines Schmankerl gibt es die vorliegende Variante mit einer Live-DVD. Insgesamt sechzehn Tracks wurden im Jahr 2022 im Line-Up, Tony, Bob, Dennis Ward (ex-Pink Cream 69) am Bass, Lee Morris (ex-Paradise Lost) am Schlagzeug und Rick Benton (Rebecca Downes Band) an den Keyboards, auf der Bühne unter dem Motto „Live At KK´s Steel Mill“ eingefangen. Leider ist die Tonqualität ziemlich schwankend. Ansonsten erleben wir einen typischen Auftritt der Neuzeit. Was bleibt zu sagen? Ich ziehe meinen Hut vor Tony Clarkin und erinnere mich gerne an die Zeit als wir im Morgengrauen, jeden Samstag im Rockpalast zu Bochum mit der Nummer „Don´t Wake The Lion (Too Old To Die Young)“ verabschiedet und in den kommende Realität der Woche entlassen wurden. 

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak


zurück zur Übersicht