ELEGY OF MADNESS - XI

Label: | SCARLET |
Jahr: | 2023 |
Running Time: | 43:59 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
„XI“ bezeichnet nicht das elfte Werk von Elegy Of Madness, Es ist das fünfte der Band. Im Zusammenhang mit dem Intro „11:11“ steht der Album-Name für den Zeitpunkt einer Kriegserklärung. Und es ist das erste scheibchen ohne Sängerin Stefania „Anja“ Irullo. Sie war von Beginn an dabei, verließ die Formation jedoch 2022. Die neue Frau am Mikrofon heißt Kyrah Aylin (mit bürgerlichem Namen Chiara Di Mare). Elegy Of Madness kommen aus Apulien (Italien) und wurden im Jahr 2006 gegründet. Ich konnte den Act live bei der Metal Queens Burning Night 2018 erleben. Zwei Jahre später erschien der bis dato letzte Release "Invisible World". Das bereits erwähnte Intro „11:11“ ist laut Bassist Larry Ozen (aka Salvatore Larry Amati) der Ruf des spirituellen Erwachens und der Zeitpunkt der Kriegserklärung. Dessen Grausamkeit man im Video zum ersten regulären Song „Broken Soul“ sehen kann. Und bei dem geht so richtig die Post ab. Kraftvoll inszeniert, passend zu diesem ernsten Thema. Man kann aber auch hören, dass Neuzugang Kyrah Aylin ihre Sache außerordentlich gut macht – ein glockenklarer Sopran, konterkariert durch die bösen Growls von Gitarrist Tony Tomasicchio.
„Hybrid Love“ klingt zu Beginn etwas nach Industrial, bevor auch hier harte Riffs einsetzen. Und Kyrah zeigt, dass sie auch anders kann, mit dunklerem Timbre und Screams, die auch recht böse klingen. Ich bin immer wieder begeistert, wenn Sängerinnen und Sänger diesen Wechsel zwischen Klargesang und Screams/Growls ganz locker meistern. „Revelation“ ist ein Midtempo-Kracher mit vielen epischen Momenten. Vor allem beim Gesang wird der instrumentale Druck häufig etwas zurückgenommen. „Insanity“ startet als Piano-Ballade. Aber die Italiener können offensichtlich nicht lange ruhig bleiben. Ein weiterer epischer Midtempo-Song mit einem eingängigen Refrain, den man schnell mitsingen kann. Auch wenn sich die meisten Tracks im Midtempo-Bereich bewegen, sind diese äußerst abwechslungsreich, wie auch „Goddess“ unter Beweis stellt. Hier sind erneut die Growls von Tony zu hören. Mit „Moon“ kommt sie dann doch, die wunderschöne Ballade mit einer verführerisch klingenden Sängerin, die zumeist von Streichern begleitet wird. Und sich auch wieder in hohen Tonhöhen aufschwingt. „Portrait Of A Ghost“ bietet viel Epik mit symphonischer Instrumentierung. Eine große Metal-Hymne, bei der dem betörenden Gesang von Kylah böse Growls gegenüberstehen.
Harter Metal wechselt sich ab mit ruhigen und besinnlichen Passagen. „A.I. Slavery“ ist ein kurzes instrumentales Zwischenspiel mit diversen Klang-Spielereien und leitet über zu „Crawling“, einem Kracher, bei dem Elegy Of Madness auf ein hohes Tempo gehen. Den Abschluss bildet das düster klingende „Legion“. Hier kann man ein harsch gesungenes Duett hören, weibliche Screams versus männliche böse Growls. Auch wenn auf „XI“ deutlich mehr epischer Bombast zu hören ist als beim Vorgänger, gilt immer noch mein Fazit aus dem damaligen Review: Elegy Of Madness sind keine typische Symphonic Metal Band. Kein großer Bombast, kaum ausufernde symphonische Epik, keine überlangen Songs. Elegy of Madness machen nicht den Fehler, Altbekanntes mit geringer Variationsbreite wiederzukäuen. Mit ihrem Stil und mit ihrem fünften Album hat die Band das Genre des Symphonischen Metals deutlich weiterentwickelt.
Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Rainer Kerber