MYSTIC CIRCLE - Uns in eine Ecke zu stecken, passiert meistens nur auf der Seite der Musikpresse!


Seit den ersten beiden Alben in den Neunzigern sind mir die Symphonic Metaller Mystic Circle ein Begriff. Lange waren sie von der Bildfläche verschwunden, bis es 2022 überraschenderweise ein selbstbetiteltes Comeback-Album gab. Nur ein Jahr später folgt bereits der Nachfolger „Erzdämon". Und ich war überrascht, wie kompomisslos diese beiden Alben ausgefallen sind. Nach ganz viel Besetzungskarussell ist nun das Stammduo Beelzebub (früher Graf von Beelzebub) und A. Blackwar (früher Aaarrrgon) wieder vereint. Ich sprach mit Beelzebub über den Werdegang der Band. Danke übrigens an Markus Wosgien von Atomic Fire Records für Vermittlung und Fotos!

logoDaniel: HELL-ö Beelzebub! Lass uns doch einmal ganz vorne anfangen: Wann und wie kam es zur Gründung von Mystic Circle? 

Beelzebub: Die Band wurde 1992 von Blackwar und mir gegründet. Wir wollten unsere Vorliebe für extremen Metal und unser Interesse für das Mysteriöse und Okkulte in Musik fassen.

Daniel: War Mystic Circle eigentlich Eure erste Band? Oder wart Ihr zuvor schon in anderen Bands aktiv?

Beelzebub:Wir waren seit den früheren Achtzigern in diversen Bands aktiv, ebenfalls alles im Bereich Extrem Metal.

Daniel: Ihr habt in Eurer Laufbahn schon Songs von Celtic Frost und Possessed gecovert, die eigentlich gar nicht zu Eurem Stil passen. Welche Bands haben Euch denn beeinflusst? Und haben sich diese Einflüsse in all den Jahren geändert?

Beelzebub: Wir sind von ganz unterschiedlichen Bands geprägt. Das beginnt bei AC/DC und Iron Maiden und geht über Deicide, Morbid Angel und Konsorten bis hin zu Gang Green, den Misfits, altem Punk, Death Metal sowie den Thrash Metal-Bands ala Sodom und Kreator. Natürlich kommen da auch Bands wie Possessed und Venom dazu, denn das waren die Gründer einer neuen Generation des dunklen brutalen Metals. Die Einflüsse machen sich in unserem Stil bemerkbar, der vom klassischen Heavy Metal bis zum Extremen Metal reicht, aber auch Soundtracks von Horrorfilmen sind ein sehr großer Einfluss auf uns.

Daniel: Bei Wikipedia steht, dass Ihr Death Metal und Dark Metal spielt, obwohl ich Euch eher in die Symphonic Black Metal-Ecke stecken würde. Würdet Ihr Euch selbst überhaupt als Black Metal-Band bezeichnen?

Beelzebub: Wir bezeichnen unseren Stil als Extrem Metal. Uns in eine Ecke zu stecken, passiert meistens nur auf der Seite der Musikpresse. Wir machen uns darüber wenig Gedanken, da es eben unser Stil ist, Musik zu machen bzw. das Ergebnis, wenn ich mit Blackwar zusammen komponiere.

Daniel: Euer Image und Eure Texte waren immer satanisch. Wie viel Klischee und wie viel Überzeugung steckt dahinter? Geht es dabei nur darum, ein bestimmtes Klischee zu bedienen? Oder seid Ihr auch mit okkulter Literatur etc. vertraut?

Beelzebub: Wir interessieren uns für alles Mystische und Okkulte. Das reicht von Büchern, Filmen über Soundtracks bis hin zu alten Mythen und Sagen. Früher war es Rebellion, heute ist es pure Inspiration. Für uns ist das Symbol Satans noch immer eine sehr kraftvolle Figur.

Daniel: Wie kommt es eigentlich, dass zwei der drei Demos und die ersten beiden Alben deutsche Titel haben, obwohl Ihr ausschließlich auf Englisch singt?

Beelzebub: Wir benutzen immer wieder gerne deutsche Titel. Manche Begriffe oder auch Textstellen klingen stärker, wenn Du sie auf Deutsch verwendest.

Daniel: Ihr wurdet in den Neunzigern oft nur milde belächelt... Es wurde häufig geschrieben, dass Ihr „nur Cradle Of Filth und Dimmu Borgir kopiert, nur schlechter und auch später", dass Ihr „Verräter und lächerlich und eine Black Metal-Padodie seid, die live aufgeklebte Hörner und Plastikschwerter benutzt" etc. Steht Ihr da drüber? Ist Euch das scheißegal? Habt Ihr Euch der Kritik in manchen Punkten vielleicht sogar angenommen? Erzähl mal was dazu!

mystic circleBeelzebub: Wir sind immer unseren Weg gegangen und werden das auch weiter tun, solange wir Spaß daran haben. Neider kommen und gehen. Die Band zieht sich durch unser ganzes Leben, und es ist ein Lebensstil, worin wir unsere Art von Kunst ausdrücken können.

Daniel: Apropos Cradle Of Filth-Vergleiche: Auf Eurem dritten Album Infernal Satanic Verses" hattet Ihr sogar Sarah Jezebel Deva als Gastsängerin mit im Studio. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Und warum währte sie nur so kurz?

Beelzebub: Sarah ist eine Freundin von uns und eine tolle Künstlerin. Wir haben ein neues Projekt mit ihr vor. Ob es dazu kommt, wird sich in den nächsten Wochen herausstellen.

Daniel: Wie kommt es eigentlich, dass einige Alben Keyboard-lastiger sind und manche auch komplett ohne Keyboards auskommen? Macht Ihr Euch im Vorfeld immer schon Gedanken um die musikalische Ausrichtung des nächsten Albums? Oder ist das ein natürlicher Prozess, der einfach so passiert?

Beelzebub: Ja, wir haben schon immer das nächste Album im Kopf. Unsere Demos zum Nachfolger von „Erzdämon“ sind bereits im Kasten, und es wird eine Fortführung unseres Stils geben. Wir gehen voraussichtlich im Herbst 2024 wieder ins Studio, um es zu vervollständigen. Wir planen immer weit voraus, und die Themen sind gesetzt.

Daniel: 1999 stieg Aaarrrgon (heute nennt er sich A. Blackwar) aus und erst 2021 wieder ein, sodass Ihr seit zwei Jahren wieder quasi mehr oder weniger in Originalbesetzung" spielt. Was waren die Gründe dafür?

Beelzebub: Das waren persönliche Gründe. Heute haben wir ein großartiges Verhältnis, wir folgen unserer Passion Musik zu machen, und es passt. Wir sind komplett auf einer Wellenlänge und arbeiten hart an den Projekten. Wir müssen uns nichts mehr beweisen und machen das, wie gesagt, solange die Inspiration fließt und wir Spaß an der Sache haben.

Daniel: Zwischen 2006 und 2021 gab es eine lange Funkstille bei Mystic Circle. Warum? Und war die Band überhaupt noch offiziell aktiv?

Beelzebub: Nein, die Band war aufgelöst.

Daniel: Ich habe das Gefühl, dass - nach viel Schelte in den Neunzigern - viele heute vor allem Eure letzten beiden Alben sehr schätzen. Trügt der Schein, oder werdet Ihr heute auch von den alten Nörglern als richtig gute Band ernst genommen? Bekommst Du in der Hinsicht viel Feedback von außen?

Beelzebub: Die neuen Alben wurden sehr gut aufgenommen und sind für uns eine Fortsetzung des „Infernal Satanic Verses“-Albums von 1999. Es ehrt uns, wenn jemand unserem Weg folgt, und wir bekommen viel Zuspruch zu dem neuen Zeug und stehen permanent mit Supportern über die sozialen Medien in Verbindung.

mystic circle

Daniel: Spielt Ihr als Duo heute überhaupt noch live, ggf. mit Session-Musikern? Oder fungieren Mystic Circle heute nur noch als reines Studioprojekt?

Beelzebub: Live-Auftritte sind frühestens für 2025 geplant. Die Band bleibt aus Blackwar und mir bestehen, und wenn es zu Liveshows kommt, werden wir Gastmusiker dabei haben. Momentan konzentrieren wir uns auf die Studioaufnahmen und visuelle Effekte, wie in unseren Videoclips.

Daniel: Was steht bei Euch in Zukunft noch so an?

Beelzebub: Die „Infernal Satanic Verses“ kommt im November auf Vinyl raus, und nächstes Jahr sind zwei weitere Veröffentlichungen geplant. Danach geht es ans neue Studio-Album.

Daniel: Na gut, Beelzebub! Dann gebührt Dir noch das Schlusswort!

Beelzebub:Danke für Euer Intersse! Horns up to extreme Metal! Cheers, Beelzebub

 



Autor: Daniel Müller