BONFIRE, TYKETTO, DISTANCE CALL

Bochum, Matrix, 20.10.2012

Es ist Samstag, die Freundin gestylt, die Kids im Bett und die Autobahn wie immer brechend voll. Dennoch schaffen wir es pünktlich zum Hochbunker in Bochum-Langendreer, der den Club die Matrix beheimatet. Eine kleine Schlange hat sich vor der Tür versammelt, die wie immer aufgeregt diskutiert. Man trifft Freunde und darf nach kurzer Zeit zumindest schon mal rein. Dann wieder Warten vor der Tür im unteren Bereich. Die knappen hundert Gäste werden pünktlich in die Halle gelassen und werden schnell mit steigender Besucherzahl zu einem recht gut gefüllten Saal.

 

DISTANCE CALL gits LIVE 2012Mit leichter Verspätung stürmt die bereits oft gesehene Formation Distance Call mit Frontfrau Korry Schadwell die Bühne. Man geht sofort in die Vollen und holt mit den besten Songs des gleichnamigen Debütwerks aus. Der Stampfer „Bricks“ wurde in die Masse gejagt und fand sofort Freunde. Dabei hatte ich mir das Tyketto/Bonfire-Publikum schwieriger vorgestellt. Aber nein, mit dem Mid-Tempo-Kracher „Paradise“ ging der Siegeszug ungestört weiter und die Zuschauer konnten sich immer mehr mit dem Sound der Band anfreunden. Natürlich wurden in der knappen Zeit auch die Beiträge der beiden Video-Clips vorgestellt. Die Ballade „First Kiss“ machte den Anfang und wurde fetter mit Applaus belohnt als die bereits gespielten flotten Songs. „Prisoner Of The Past“ mit dem kleinen Kiss-Riff, war ein weiteres Highlight, bis man mit „Rock The Night“ dem zweiten Videotitel und einer imposanten Performance das Zepter an die nächste Band weiterreichte. Die Zeiten der Unsicherheit sind vorbei. Mittlerweile läuft ein perfekt eingespieltes Team auf der Bühne.

 

TYKETTO vox LIVE 2012Dass Tyketto als zweite Band auftritt, hätte ich nicht vermutet. Überall erstaunte Gesichter. Und nicht nur wegen der originalen Besetzung. Direkt bei den ersten Tönen von „Strength In Numbers“, dem Titeltrack des zweiten Albums, ging die Stimmung auf den Siedepunkt. Und das, obwohl man deutlich merken konnte, dass nicht unbedingt alle Anwesenden die Lieder der Band kannten. Ein typisches Phänomen. Eine Truppe mit einem einzigen Überhit „Forever Young“ (zumindest was das hiesige Umfeld betraf). Danny Vaughn ist im zunehmenden Alter (was man ihm im Übrigen nicht ansieht) ultra fit und super charmant. Dafür könnten seine Mitstreiter aber mal ein bisschen mehr Gas geben. Man ackerte sich durch die altbekannten Songs der ersten beiden Werke und streute natürlich auch Songs des kürzlich veröffentlichten neuen Albums, „Dig In Deep“. Es ist zwar das vierte Werk der Band, aber erst das dritte mit Fronter Danny. Diese Songs wurden nur spärlich gefeiert. Ich gehe mal davon aus, dass dieses Opus kaum einen Abnehmer fand, obwohl es eins der besten Releases des bisherigen Jahres war. Die Ballade „Standing Alone“ wurde mit großen Worten angekündigt und lauthals mitgesungen. Das war richtig bewegend. Später mit „Wings“ ertönte mein Zweiter Lieblings-Song der Band. Zum Schluss musste man selbstredend den Evergreen-Klassiker „Forever Young“ spielen, der zumindest in dieser Lokalität in den letzten zwanzig Jahren zur Hymne einer ganzen Poser-Generation avancierte.

 

BONFIRE vox LIVE 2012Nach dem letzten Ton von Tyketto wurde der Saal urplötzlich leer und ich hatte bereits die Befürchtung, dass die Entscheidung Bonfire zum Headliner zu machen ein Fehler war. Aber zum ersten Takt der Bayern war alles wieder gerammelt voll. Doch man muss fair bleiben, trotz aller Bemühungen kam eine Stimmung wie vorher bei den Amis, nicht mehr in der Runde auf. Und das, obwohl die Süddeutschen Rocker alles in die Schale warfen, wofür sie berühmt sind. Markante und witzige Ansagen von Sänger Claus Lessmann, fette Bass-Läufe von Uwe Köhler, geschmeidige Soli an der Klampfe von Chris Limburg und tolle Kompositionen aus dem Hause Hans Ziller (Rhythmus Gitarre). Der neue Drummer Harry Reischmann (erst seit diesem Jahr dabei), wurde spätestens nach seinem fulminanten Schlagzeugsolo zum Kesselflicker mit Namen. Seine drei Patzer waren dabei völlig irrelevant. Die durch Tyketto erhitzte Bude ließ Publikum und Band mit Songs wie „Sword And Stone“ (eigentlich von Kiss und Desmond Child geschrieben), „Under Blue Skies“ (vom „Strike Ten“-Album), „Ready 4 Reaction“, und „Sweet Obsession“, noch Mal so richtig durchschwitzen. Claus befand sich ständig in Kontakt mit den Zuschauern und verschwand auch Mal in der Menge zum Tète à Tète. Leider wurde überpünktlich der Saft ausgeschaltet, denn die Konsequenz der Betreiber kannte mit der Sperrstunde keine Gnade. Wie dem auch sei, es gingen alle Fans gemütlich nach Hause, an den frequentierten Merchandise-Ständen oder in eine der anderen Areas zum Zappeln.



Autor: Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak