Daniel: Hey Vero! Auf Eurer Bandcamp-Seite steht geschrieben, dass die Band aufgrund eines Versprechens gegründet wurde, dass Du nach einer tragischen Situation im Jahr 2012 gegeben hattest. Worum ging es da genau?
Vero: Das war der Moment, in dem ich meine Kinder verloren hatte, nachdem ich drei Wochen lang, klinisch tot, an Maschinen gebunden war. Ich hatte unheimliche Schmerzen, weil ich keine Schmerzmittel einnehmen wollte, die dem Baby Schaden zufügen könnten. Ich konnte aber nicht operiert werden, ohne entweder mir oder dem Kind zu schaden. Als ich mir intravenös eine bakterielle Infektion eingefangen hatte, musste ich eine Entscheidung treffen... Entweder mit dem Baby zu sterben oder das Kind zu verlieren. In dieser Situation wird immer zu Gunsten der Mutter entschieden, und ein Psychologe riet mir, mich für mein eigenes Leben zu entscheiden und nicht zurückzustecken. Denn hier in den Niederlanden hat man zwei Tage Bedenkzeit vor Abtreibungen. Als ich über alles aufgeklärt wurde, war ich für 18 Stunden im Labor. Nach 17,5 Stunden war ich sehr erschöpft und kaum noch am Leben. Sie entschieden sich dann für einen Kaiserschnitt, was in meinem Fall aber sehr gefährlich war. Aber als die Fruchtblase platzte, ging alles sehr schnell. Trotz aller Regeln der Natur kam mein Sohn noch lebendig zur Welt (Darum geht es in „Turn Loose The Mermaids"), aber er starb kurz danach, als ich ihn in eine Armen hielt und küsste. Dass er überhaupt lebendig auf die Welt kam, war schon ein Wunder und technisch gesehen eigentlich gar nicht möglich. Er war einfach zu klein und zu jung für einen Inkubator. Als er also starb, damit ich weiterleben konnte... hatte ich ihm versprochen, dass er nicht grundlos gestorben war, und dass die Welt von meinem kleinen Helden erfahren sollte und ich nicht sterben würde, bevor das Album draußen sein würde. Nach zwei Tagen wurde ich nach Hause geschickt, und ich hatte die Chance meinen Sohn zu beerdigen, aber eine Woche später kam ich wieder ins Krankenhaus, weil ich mir ohne bekannten Ursprung eine Vergiftung eingefangen und extreme Schmerzen in der Bauchgegend hatte. Es stellte sich heraus, dass ich eine Woche lang eine Gebärmuttererweiterung hatte. Ich trug einen toten Fötus in mir. Es war mein zweites Baby von zweieiigen Zwillingen. Und das, obwohl ich längst sterilisiert worden war. Mein Sohn wurde begraben, meine Tochter Lily-Jane als medizinischer Abfall verbrannt. Das machte mich unheimlich wütend und tut es auch heute noch! Ich habe nichts von meiner Tochter. Ich konnte ihre Überreste nicht einmal begraben. Darum geht es in dem Song „Star Child" auf unserem Album. So früh Dein Baby zu verlieren, ist traumatisch. Und im Nachhinein war das, was mich weiter am Leben hielt: mein Versprechen an meinen Sohn.
Daniel: Woher stammt der Bandname? Und steht er auch im Zusammenhang mit dieser tragischen Situation?
Vero: Hör Dir den Nightwish-Song „Dead To The World" an. Dann wirst Du die Antwort herausfinden.
Daniel: Im Großen und Ganzen spielt Ihr Symphonic Metal. Es gibt aber zum Beispiel auch Growls in Eurer Musik, so wie es viele niederländische Bands Mitte der Neunziger (zum Beispiel The Gathering, Within Temptation oder Orphanage) auch schon gemacht haben. Wleche Bands zählen also zu Euren musikalischen Einflüssen?
Vero: Wow, das ist eine sehr schwierige Frage, denn meine Einflüsse haben ein sehr weites Spektrum. Die meiste Inspiration bekommen ich tatsächlich außerhalb des Metal. Ich schreibe meine Texte immer, bevor es dazu Musik gibt. Alles beginnt mit einem Gedicht. Danach komponiere ich die Songs mit den anderen Bandmitgliedern, die die Melodien umsetzen, die ich in meinem Kopf habe. Von da an bauen wir die Musik und die restlichen Gesangslinien gemeinsam auf. Als Dima in die Band kam, sah ich die Möglichkeit, denn er ist nicht nur ein sehr guter Bassist, sondern er beherrscht auch viele weitere Instrumente, kann Songs schreiben und sogar Growlen. Ich wollte also all dies auch in meinen Songs haben. Während des Songwritings kam auch meine tief verwurzelte Liebe für Musicals zum Vorschein. Und tatsächlich sind es auch die Bands aus den Neunzigern, wie Nightwish und Within Temptation, aber auch Avantasia, Ayreon und Trail Of Tears, die mich geprägt haben. Aber auch dunklere Musik, wie BlutEngel, Combichrist und Candlemass. Und auch meine absolute Lieblings-Rockband Meat Loaf hat definitiv ihre Spuren in „Highway Of Life" hinterlassen.
Daniel: Stehst Du eigentlich mt einigen dieser oben genannten niederländischen Bands in Kontakt?
Vero: Ja, ich stehe mit ihnen in Kontakt. Die Niederlande ist klein. Aber ich habe auch Kontekt zu vielen ausländischen Bands. Wir sind alle Kollegen. Es gibt also kein Drumherum, haha! Obwohl ich traurig darüber bin, dass ich BlutEngel niemals live gesehen und persönlich getroffen habe. Letztes Jahr im April beim Dark Malta Festival hätte es fast geklappt, aber sie mussten den Auftritt leider absagen. Ich habe gehört, dass sie Im ovember in den Niederlanden spielen werden. Es würde ein Traum für Dima und mich in Erfüllung gehen, wenn wir sie dann sehen könnten. Denn ihre Musik bedeutet uns beiden sehr viel!
Daniel: Handelt es sich bei Eurem selbstbetitelten Album eigentlich um ein Konzept-Album? Worum geht es in Deinen Texten genau?
Vero: Ja, tut es. Der erste Teil des Albums ist meine eigene Lebenslinie. Da geht es auch um heftige Themen wie Inzest, Opfer in einer narzisstischen Beziehung gewesen zu sein, den Verlust meiner Kinder und chronische Erkrankungen. Auch die Erfahrungen, die viele einsame Menschen in ihren vorherigen Heimen, Krankenhäusern oder bei schlimmer Erkrankung an zu Hause gebunden zu sein, werden dort verarbeitet; auch die Ängste, in Einsamkeit zu sterben und dabei nur den Klang der Maschinen zu hören, die Dich am Leben halten und Dir Gesellschaft leisten. Aber nicht alle Texte sind so düster! Sie handeln auch davon, sich zu verlieben, verliebt zu sein, sich sein Leben selbst auszusuchen und das Positive über das Negative zu stellen, vom Loseisen von toxischen Beziehungen, die Liebe zu sich slebst zu entdecken und zu akzeptieren, wer man ist. Dies schafft eine komplette Balance zwischen den Songs. Beginnend mit dem Song „Heavenqueen", kommt die Wende und ich wachse in den Charakter der Himmelskönigin. Ich benutze dieses Alrer Ego, um die Möglichkeit zu haben, mythologischer über verschiedene Dinge zu singen, als richtige Geschichtenerzählerin.
Daniel: Welche anderen Musiker sind noch bei Heavenqueen involviert? Und kennt man sie schon von anderen Bands her?
Vero: Meine Band besteht mittlerweile aus zwei weiteren festen Bandmitgliedern, die in der Szene relativ bekannt sind: Dima Belf von Izmorus, Imperial Age und AnnaKiara sowie Ex-Rampart- und Bendida-Schlagzeuger Velislav Kazakov. Zudem haben wir auf dem Album nur mit befreundeten Musikern zusammengearbeitet:
-Maestro Misteria: Keyboard bei „Star Child"
-Ross The Boss: Gitarre bei „Highway Of Life"
-Liesbeth Dulcimer: „Chöre" bei „Heavenqueen"
-Laura Guldenmond, Anna Moiseeva, Firouzeh Gesänge, Emma Elvaston: Gastsänger bei „All Women In Me"
-Diego Valdez: Gesang im Duett bei „Killing The Night"
-Igor Kiv (der alle Gitarren auf dem Album eingespielt hat)
Daniel: Wie lange hat es denn insgesamt gedauert, die Songs zu schreiben und aufzunehmen?
Vero: Insgesamt hat es etwa zehn Jahre gedauert. Aber als Dima, Igor und später Vel und George mit dazukamen, war alles innerhalb von sechs Monaten aufgenommen.
Daniel: Spielst Du eigentlich auch ein Instrument? Und falls nicht: Wer hat Dir bei Deiner musikalischen Umsetzung geholfen?
Vero: Ich habe Musiktheorie studiert und in meine Jugend Violine gespielt. Aber das ist mittlerweile ziemlich eingerostet. Mein Gehirn hat eine Menge unter starker Medikation und Anästhesie im Laufe der Jahre gelitten. Für die Songs auf diesem Album hat vor Jahren mein früheres Bandmitglied Rik van der Sanden meine Hirngespinste für andere musikalisch verständlich gemacht. Das waren akustische Fragmente, um die Songs von Grund auf aufzubauen. Heutzutage liest Vel (Velislav) mein Englisch Korrektur, weil Hirnschäden und Störung der Lesefähigkeit eine ganz blöde Kombination sind; vor allem, wenn Du nicht in Deiner Muttersprache schreibst.
Daniel: Sind eigentlich auch Auftritte geplant? Oder handelt es sich bei Heavenqueen um ein reines Studioprojekt?
Vero: Wenn es nach uns geht, dann sind wir nicht bloß ein Studioprojekt. Wir wollen so viel wie möglich live spielen. Da unsere Musiker aus allen möglichen Ländern stammen, müssen wir alles sehr sorgfältig planen und uns auf Festivals und Tourneen fokussieren. Denn einige von uns brauchen ein Visum. Es wird also schwierig, spontan am Wochenende irgendwo zu spielen. Mich würde es nicht stören, eine Plattenfirma oder einen Manager zu haben, der uns da noch mehr unterstützen kann. Denn im Moment lastet alles allein auf meinen Schultern. Zum Glück haben wir mit unserem Künstler Hub und seinem Team schon mal Leute, die sich um unsere Belange in den Niederlanden kümmern. Sie verwalten unsere Internetseite und unseren Webshop.
Daniel: Wird es denn noch ein zweites Heavenqueen-Album geben? Oder ist alles, was Dein damaliges Versprechen angeht, bereits gesagt?
Vero: Tja, ich musste Dima ein neues Versprechen geben: dass ich auch nach dem ersten Album niemals sterben und aufgeben werde! Sonst würde er mir nicht dabei helfen, alles zu vervollständigen. Und das würde ich auch nicht. Wir haben immer noch eine Menge zu erzählen, Tabus zu brechen und genügend Songs in der Hinterhand, um locker drei weitere Alben zu füllen. Im Moment ist mein Gesundheitszustand stabil, und ich bin zuversichtlich, dass es mit Sicherheut zehn Heavenqueen-Alben geben wird, wenn alles so bleibt. Aber wir haben uns erst einmal drei Alben als festes Ziel gesetzt.
Daniel: Wie sehen Deine Zukunftspläne mit Heavenqueen aus?
Vero: Wir wollen unsere Musik den Leuten geben, die sie brauchen, weil man über schwierige Dinge reden muss. Wir wollen Tabus brechen und betroffenen Menschen eine Stimme geben, ihnen Hoffnung, Mut und Stärke geben, um ihre eigenen Traumata zu verarbeiten.
Daniel: Alles klar, Vero! Dann gebührt Dir noch das Schlusswort!
Vero: Los, bestellt unser Album, hehe! Zuerst möchte ich Dir, Daniel, dafür danken, dass Du dieses Interview mit mir geführt hast! Denn so können noch viel mehr Leute Heavenqueen entdecken. Ich möchte überhaupt allen danken, die mich nie aufgegeben haben. Die mich immer unterstützt haben, für meinen Traum zu kämpfen und für das Versprechen, das ich meinen Kindern gegeben habe, meinen Fans, meinen Freunden, meiner Familie und meinen vielen befreundeten Musikern, meinen Patreonen von https://www.patreon.com/LaVeroOfficial, die mich dabei unterstützen, meine Musik zu machen, meine Musik zu genießen und die dafür sorgen, dass meine Arbeit Gestalt annimmt. Ber vor allem möchte ich meinen hervorragenden Bandmitgliedern Dima Belf und Velislav Kazakov sowie Igor und George danken, ebenso wie einem meiner besten Fruende, den Fotografen Ton Dekkers. Ohne diese Menschen wäre ich niemand. Ich hoffe, dass wir bald einen festen zweiten Gitarristen in unserer musikalischen Familie haben werden! Wir wollen auch anfangen, Gigs zu buchen und an unserem zweiten Album zu arbeiten. Heavenqueen sind gekommen, um zu bleiben, und um unsere Musik mit der Welt zu teilen. Denn mein Motto lautet: „Keine halben Sachen! Mach es richtig, oder lass es bleiben!" Denn der Unterschied zwischen einem Traum und „einen Traum leben", ist es, den Ansporn zu haben, seinem Herzen zu folgen. Unser Album erscheint am 31.Oktober. Bestelt Euch eins und unseren tollen Merch auf unserer Internetseite: http://heavenqueen.com. Das Streaming beginnt erst am 02.November. Registriert Euch unserem Mail-Verteiler und werdet Mitglied in unserem Blog. Mit Liebe, Eure Himmelskönigin
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