METAL BABES AND QUEENS FESTIVAL

Bree (Belgien), Ragnarok, 01.09.2023 – 02.09.2023

metal babes einleitungIn und um Köln schüttet es an diesem Morgen wie aus Eimern, na das kann ja heiter werden. Wollen wir doch, wie schon im letzten Jahr, nach Bree zu einem gemütlichen Open-Air-Festival. Wenn der Regen so bleibt befürchte ich ein Schlamm-Desaster á la Wacken in klein. Die Hinfahrt ist mehr als regenreich, aber kaum steht unser Camper fußläufig zur Location, reißt der Himmel auf und die Sonne kommt zum Vorschein. So ist das, wenn Engel reisen, haha. Koen Rommelrock und Jeke Jan Hertog haben wieder eine gemütliche Atmosphäre für die sechste Auflage des Festivals geschaffen. Die Bühne steht diesmal am Kopf des Geländes und alles wirkt insgesamt aufgeräumter als im Vorjahr. Was für mich immer noch kaum fassbar ist, wie bekommt man eine Genehmigung für solch ein Event in einem Wohngebiet? In Deutschland undenkbar, da würde beim ersten Gitarrenriff das Ordnungsamt auf der Matte stehen. Nun gut, die belgische „Haute Cuisine“ vor dem Eingangsbereich lässt sich dafür allerdings heute Zeit und erscheint erst zu späterer Stunde am Nachmittag. Hier gibt es noch Verbesserungspotential, ebenso fehlt mir eine Kaffeebude oder ein simpler Würstchen Grill. Aber man kann eben nicht alles haben. Dafür steht wieder eine topfite Thekenmannschaft bereit, die unermüdlich in der Lage ist, die Getränke ohne Wartezeiten auszuschenken. Und bei einem mehr als moderaten Getränkepreis, inklusive einer Happy Hour bei der jeweiligen Opener Band an beiden Tagen, ist der Bier Umsatz entsprechend groß. Wie gewohnt tummeln sich die Musiker munter in der Menge und erfüllen die Foto- und Autogrammwünsche der Fans. Da freut man sich schon im Voraus auf die nächste Auflage am ersten Wochenende im September 2024.

 

Tag 1

 

attractive chaos live2023Den Job des Openers haben heute Attractive Chaos um Sängerin Emma Elvaston. Die französisch-italienischen Melodic Metaler sind gut drauf, was bei dem sonnigen Wetter auch kein Wunder ist. Insgesamt muss ich aber sagen, als ich die Truppe vor einigen Wochen im Ragnarok Club Indoor gesehen habe, war die Performance einen ganzen Ticken härter. Auch Emmas Stimme erschien mir da etwas dunkler wie heute. Die Band hat auf jeden Fall Spaß und rockt die Bühne gut ab, wenn sich auch die Zuschauerzahlen noch in Grenzen halten. Wobei an einem Freitagmittag ja noch nicht jeder frei hat, oder eben erst bis hierhin fahren muss. Die dargebotenen Stücke sind eine kraftvolle Melange aus Rock und progressiven Bestandteilen mit einem sehr eingängigem Melodie Level. Dazu singt sich Emma, wie schon in ihrer alten Kapelle Beneath My Sins, durch die Bandbreite ihrer Stimmbänder. Und so bekommen die Fans eine bombastische dreiviertel Stunde lang feinste Unterhaltung.

 

attractive chaos live2023Nun folgt mit Eight Lives Down eine absolute Multi Kulti Truppe. Die Mitglieder leben in England, den Niederlanden, Kroatien und Spanien sind aber keineswegs Ureinwohner, sondern kommen aus Neuseeland, Brasilien, Polen mit den unterschiedlichsten Wurzeln. Die Stilrichtung ist progressiver Extrem Metal mit weiblichen Vocals. Hier kann man mit Fug und Recht sagen, das nie ganz sicher ist welche der mindestens fünf Persönlichkeiten der Sangesfee Aliki Katriou jetzt gerade singt. Salopp gesagt, ist diese Frau auf eine liebenswerte Art total durchgeknallt und irre gut auf der Bühne. Immer wieder lockert sie ihre Ansagen zwischendurch mit merkwürdigen Geräuschen wie aus einem Zeichentrickfilm auf. Dafür gibt es auch heute wieder mal eine Energie geladenen Show par excellence. Groovige Stücke, die auf ihre Art einzigartig sind. Einflüsse von Punk, Death Metal, Blues und sogar Volksmusik geben sich die Klinke in die Hand, ohne dabei aufgesetzt oder künstlich zu wirken. Das macht Spaß und die Meute vor der Bühne honoriert die Show mit kräftigem Applaus.

Setlist:  Opening Shots, Colder, Dog’s Breakfast, From The Cradle, Angela, Sacrifice, Void, Why, Misguided, Organize Your Mind

 

except one live2023Der Zeitplan ist exakt ausgearbeitet und jetzt steht mit Except One eine weitere Kapelle aus dem Nachbarland Frankreich an. Obwohl die Band bereits seit 2013 besteht, hat sie bislang den Independent Status behalten. Der Fünfer präsentiert uns Metalcore mit melodischen Death Passagen. Nachtigall Estelle und ihre Mannen haben sich die Gesichter und Halspartien teilweise geschwärzt, natürlich nur soweit, dass man ihnen kein Black Facing vorwerfen kann. Heutzutage gibt es ja ständig irgendwen, dem man auf die Füße treten kann. Die Show ist ganz ordentlich, kann allerdings das Level der Vorgänger Truppe nicht halten. Langeweile kommt natürlich trotzdem keine auf, aber es gibt dennoch eine Menge Luft nach oben. Ein wenig Feinschliff und die eine oder andere Refrain Zeile mit Wiedererkennungswert könnte den Songs nicht schaden. Das Publikum macht jedenfalls mit und honoriert die Darbietung der Pariser mit kräftigem Applaus.

 

sisters of suffocation live2023Als nächste Band sind jetzt die Niederländer von den Sisters Of Suffocation am Start. Wobei der Name nicht mehr Programm ist, da mit Fons van Dijk am Schlagzeug und Tim Schellekens am Bass zwei Männer mit dabei sind. Aber egal, die Mädels und Jungs legen ein volles Pfund auf die Bretter. Musikalisch irgendwo im Dunstkreis zwischen Nervosa, Introtyl oder Crypta. Den Posten der Front Lady übernimmt heute Linn Liv von Pictura Poesis. Allerdings auch nicht zum ersten Mal, insofern ist sie super eingespielt und liefert dementsprechend ab. Somit ist mit Gitarristin Simone van Straten nur noch ein Gründungsmitglied dabei. Während des Umbaus hat Veranstalter Koen zwei Flammenwerfer im Fotograben aufgebaut. Für meine Begriffe schwächeln sie allerdings ein wenig, da zwar Flammen herauskommen, die aber weit entfernt von Feuersäulen sind. Gut, es ist ja auch keine Rammstein Show. Jedenfalls untermalt es die energetische Show der Sisters und gibt ohne Frage einen gewissen Reiz und ebenso viel Wärme in der Front Row. Das Quintett liefert dafür in den fünfzig Minuten Spielzeit gnadenlos ab und stellt klar, wer heute die derbste Combo auf der Bühne ist.

Setlist: Buried In The Crowd, Humans Are Broken, Host Of A Death Fetus, Being Prey, Hide In Plain Sight, Thick Red Meat, Shapeshifter, Cordon Sanitaire, The Chosen One, Tales Of A Martyr, I Am Danger, Brutal Queen, Blood On Blood

 

the dirty denims live2023Pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk geht es weiter und jetzt entern die The Dirty Denims die Bühne. Auch die Kapelle aus Eindhoven geht mit ihrem Happy Hard Rock direkt in die Vollen. Allerdings muss ich sagen, dass sie am Samstag besser platziert gewesen wären. Nach zwei extremen Metal Bands ist das Publikum noch nicht wirklich reif, für den AC/DC lastigen Rock von dem gemischten Doppel. Jeroens schneidende Riffs und die prägnante Stimme von Sängerin Mirjam sind aber wie immer ein Garant für gute Laune. Dazu Suzannes kraftvolles Drumming und nicht zu vergessen am Basso Fantastico Sebastiaan. Dementsprechend routiniert liefert der Vierer wie gewohnt seinen groovigen Hard Rock ab, der direkt in die Beine geht. Selbstverständlich fehlt auch nicht die Aufforderung, ein Foto von der Drummerin zu schießen, die dafür extra ausgeleuchtet wird wo sie ansonsten meistens im Dunklen sitzen. Dazu habe ich den Eindruck, dass man heute eine Spur härter spielt wie gewohnt. Aber man merkt deutlich wie eingespielt diese Truppe ist, was wohl auch auf die Vielzahl der Auftritte zurück zu führen ist. Erst recht, wenn man eine relativ große Bühne wie hier zur Verfügung hat. So zocken sie eine gute Stunde lang aus ihrem Repertoire, natürlich auch wieder untermalt von Koens Feuerspielereien.

Setlist: Ready Steady Go, Fit In Stand Out, Dirty Job, Last call For Alcohol, Turn Off The Radio, Roll The Dice, Creaturers Of The Night, Can’t Get Enough Of Rock And Roll, Band Not A Brand, Loud Stuff, Make Us Look Good, Hit Me With Your Best Shot, Famous

 

the soap girls live2023Die Uhr wandert unnachgiebig Richtung Mitternacht und es wird Zeit für den heutigen Headliner. Aus Südafrika hat man sich The Soap Girls geholt, ja genau die beiden Mädels die opulente Bühnenbekleidung für überbewertet halten. Dementsprechend voll wird es vor der Bühne, so viele Leute haben hier den ganzen Tag noch nicht gestanden. Meist hat ja die letzte Band oftmals das Nachsehen, weil viele Konzertbesucher dann einfach durch sind und nach Hause gehen. Aber Noemie und Camille sind eben einfach Extraklasse,da geht man nicht  heim. Ich weiß gar nicht wie viele Shows der Beiden ich bereits gesehen habe, es ist immer wieder gut. Camille entledigt sich auch direkt ihrer goldenen Stiefel, da sie den Bass auf akrobatische Art und Weise spielt. Da würden Stiefel mit High Heels nur stören. Stilistisch ist man jetzt natürlich im Punk unterwegs, also ein krasser Gegensatz zu den bisher gehörten Spielarten. Was direkt auffällt ist, dass Camille ihre Liebe zum Growlen entdeckt hat und das auch dementsprechend in ihren Gesang einfließen lässt. Natürlich darf auch der übliche Schlagabtausch zwischen den beiden Schwestern nicht fehlen. Es rockt wie Sau und dann nimmt Camille plötzlich ein Bad in der Menge. Die Stimmung ist gigantisch, auch wenn es zwischendurch technische Problem mit dem Sender vom Bass gibt. Aber da ist direkt Mutter Sam zur Stelle und fixiert das Ganze mit Gaffa Tape. Irgendwann in der Mitte des Sets wird es Noemie dann zu warm und während sie das Publikum auffordert, die Shirts auszuziehen entledigt sie sich ihres ohnehin knappen Tops. So kennt man sie halt und es gehört auf einer The Soap Girls Show einfach dazu, sozusagen gelebte Freiheit und nie an irgendwelche Konventionen angepasst. Nach der Show stehen die Ladies am Merchandise und wie immer bildet sich eine Traube von Menschen, die meinen sie müssten den Mädchen ihr halbes Leben erzählen.

Setlist: Society Reject, wasted, Johnny Rotten, Promise You, She Don’t Wanna, Hate Breeds, Break You, Broken Melody, In My Skin, Demons, Psycho, Kill Breed, Drown, Real

 

Tag 2

 

ancient settlers live2023Der Tag startet mit einer äußerst positiven Überraschung, nein nicht wegen der erneuten Happy Hour bei der ersten Band, sondern wegen dem Opener. Die Musiker aus Venezuela, Spanien und Portugal von Ancient Settlers fahren ein derbes Brett. Hatte ich vorher nur Fotos der Truppe gesehen und sie schon in der Symphonic Ecke gesehen, werde ich hier gerade eines Besseren belehrt. Feinster melodischer Death Metal und Metalcore bläst mir hier und jetzt die Gehörmuscheln frei. Die sympathische Front Röhre Argen Death, die seit 2022 als Nachfolgerin von Antony Hämäläinen den Posten am Mikrofon besetzt, rockt die Bühne im Morphanzug mit Ketten und erinnert dabei an eine unverbrauchte Version von Arch Enemy. Dazu lässt sie ihre Löwenmähne fliegen, dass es eine wahre Pracht ist. Man sieht den Musikern förmlich an wie viel Spaß sie bei ihrem Auftritt haben. Das hat Kraft und macht Freude an diesem sonnigen Samstagmittag. So ein musikalischer Adrenalin Schub schadet eigentlich nie, insbesondere wenn er von einer jungen Truppe wie dieser hier kommt. Viel zu schnell fliegt daher ihr Auftritt vorbei, hier hätte ich gerne noch länger zugesehen. Eine coole Truppe, die später am Merchandise Stand sogar Vouchers für den kostenlosen Download ihrer Musik verschenkt. Dazu hält Argen wahrscheinlich den heutigen Rekord in Sachen Fan Fotos schießen, da sie praktisch den ganzen Tag auf dem Gelände unterwegs ist und mit jedem ein Wort redet.

 

heavenqueen live2023Was nun folgt, erinnert mich ein wenig an Richard Wagners Ritt der Walküre, nein nicht wegen der musikalischen Qualität, sondern eher aus optischen Gründen. Aus den Niederlanden kommend, gibt HeavenQueen ihr Live Debüt. Sängerin Veronique, die vielen Bands bislang nur als Umsatz förderndes Merchandise Girl bekannt war, fühlt sich berufen die Welt mit ihren Gesängen zu füllen. Das demnächst erscheinende Album wurde bereits von einem Metalzine sehr positiv rezensiert. Vielleicht fehlt hier einfach noch die Bühnenerfahrung, da ich außer einem recht ordentlichen Klangteppich seitens der Instrumentalisten, nicht so recht den Reiz der Kapelle entdecken kann. Und so harre ich die halbe Stunde des Sets aus, das mich trotz pompöser Kostümierung der Akteurin nicht wirklich packt.

 

anna kiara live2023Mit Anna KiaRa steht jetzt eine Hälfte der Damenriege, der aus Russland stammenden Band Imperial Age auf der Bühne. Die Lady mit dem roten Haar arbeitet seit einigen Jahren hart an ihrer Solo Karriere mit dem Erfolg, dass sich das Ergebnis sehen und hören lassen kann. Straighter Metal Rock aus der eigenen Feder, den die Sopranistin mit ihrer angenehmen Stimme präsentiert. Das ist schon eine ganz andere Hausnummer als eben. Mit im Line Up dabei ist Basser Dmitry „Belf“ Safronov, der auch bei Imperial Age die dicken Stahlsaiten bearbeitet. Die Truppe harmoniert spielerisch sehr gut, so dass es eine Freude ist, die Show zu verfolgen. Ein Duett mit Markéta Morávková, der Front Lady von Alia Tempora lockert das Ganze noch auf. Da beide Damen des Singens mächtig sind, kommt der Song selbstredend kräftig rüber. Überhaupt macht Anna eine gute Figur auf der Bühne, wobei sie das Power Level im Vergleich zu ihrer Hauptband dann doch etwas höhergeschraubt hat. Weniger Bombast, dafür mehr Rock. Eine unterhaltsame dreiviertel Stunde mit symphonischem Metal, der aber im Gegensatz zu vielen anderen Combos ohne Nerv Faktor daherkommt.

Setlist: God Of War, Curse, Heart Of Life, Viking, Archangel, Hope 150, Last Goodbye, Stardust, Nostalgia, Broken Illusions, Loneliness

 

alia tempora live2023Wie im letzten Jahr schon, haben auch diesmal Alia Tempora aus der tschechischen Stadt Brünn einen Slot auf dem Festival ergattert. Die Melange aus Pop-, Dance- und Metal Musik hat manchmal schon ein wenig Ballermann Charakter. An vorderster Front die Mutter aller Einhörner mit ihrem leuchtend pinken Haar, Miss Markéta Morávková. Heute wieder im extravaganten Bühnenoutfit, ein mit buntem Lametta dekoriertes Panty und einem asymmetrischen Oberteil. Die Row Zero besteht daher hauptsächlich aus männlichen Zuschauern, die das Teenie Alter schon vor etlichen Dekaden überschritten haben. Ansonsten gibt es wie gewohnt eine energetische und bewegungsreiche Performance, auch wenn der Gitarrist für meine Begriffe den Bogen etwas überspannt und ich stellenweise wirklich denke, dass wir uns im Bierkönig auf Arenal befinden.

 

rexoria live2023Weiter geht es mit Rexoria aus Schweden, die ich zuletzt vor sechs Jahren als Support für Bloodbound gesehen habe. Allerdings hatte ich sie nicht mehr so ganz auf dem Schirm, bis die kräftige Stimme von Frida Olin meine Erinnerung zurückbrachte. Das kommt erdig rüber und Frida verzichtet auf den Träller Faktor. Derzeit ist man mit den beiden heutigen Hauptbands und Dark Sarah auf Tournee, alleine der riesige knallrote Nightliner vor der Türe ist eine Wucht. Aber zurück zum Auftritt, die eingängig komponierten Stücke mit dem für Schweden so typischen Abba Touch rocken gut ab und das Publikum honoriert die Darbietung mit entsprechendem Applaus. Auch wenn man natürlich das Rad nicht neu erfunden hat und diese Art Musik keine Seltenheit ist, gehen die Songs gut ins Ohr und bringen das Tanzbein zum Zucken.

Setlist: Intro, Paradigm, Fading Rose, Set Me On Fire, Horizon, Rise Of The Phoenix, Light Up The Sky, Enchanted island, Reach For The Heavens

 

dark sarah live2023Die nächste Kapelle aus dem Tour Paket, ist eine finnische Symphonic-Metal-Band. Gegründet wurde Dark Sarah im Jahr 2012 von Heidi Parviainen, die bis dahin den Posten der Vokalistin bei Amberian Dawn besetzt hatte. Somit scheint es keine Reibereien unter den Damen zu geben, da sie ja gemeinsam unterwegs sind die Bühnen in Europa zu rocken. Heidi hat sich nicht so dem opernhaften Gesang verschrieben und bringt daher ihre Stücke, die irgendwo zwischen Epica und Abba (ja schon wieder) changieren, überzeugend rüber. Allerdings sind die Kompositionen ein wenig allerweltsmäßig und es bleibt nicht viel davon hängen. Der richtige Ohrwurm fehlt, zumindest bei den heute gespielten Liedern. Technisch sehr versiert umgesetzte Musik, aber eben oftmals wie von der Stange.

Setlist: Attack Of Orym, Warning Sign, All Ears, Burn, Invicible, Breaking Free, Hero And Villain, Melancholia, Illuminate

 

scardust live2023Zur Abwechslung erscheint nun mit Scardust eine israelische Gruppe auf den Brettern die die Welt bedeuten. Unglücklicherweise gibt es beim Soundcheck technische Probleme seitens der Beschallungsanlage, deren Beseitigung sich fast eine halbe Stunde hinzieht. Als die Band dann endlich starten kann, bekomme ich den Mund vor Staunen nicht mehr zu. Eine schier unglaubliche spielerische Perfektion lässt alle anderen Akts verblassen. Jeder Musiker für sich ein Meister seines Instruments und auch Front Lady Noa Gruman überzeugt auf ganzer Linie. Das ist progressiv, symphonisch, böse, mystisch und einfach nur geil! Die ganze Vielfalt der diversen Stile vereint in den unglaublichen Songs. Von Folk Rock bis hin zu Metal Core ähnlichen Klängen in vollkommener Harmonie, zelebriert die Truppe ein Live Erlebnis erster Güte. Das zusätzliche Sahnehäubchen ist ein Duett mit Aliki Katriou von Eight Lives Down. Die beiden Ladies ergänzen sich perfekt. Ein wenig irritiert mich nur ein rothaariges Mädel, das ständig auf die Bühne läuft und dort Fotos mit dem Mobiltelefon macht. Trotzdem ist es umso ärgerlicher, dass seitens des Tourmanangements der Hauptbands, der Auftritt nach nicht einmal einer halben Stunde abrupt beendet wird, weil man sonst aus dem Zeitplan gerät. Hier wäre es für alle Beteiligten sinnvoller gewesen, das Programm der beiden letzten Bands um jeweils einen Song zu kürzen. Das wäre allen zugute gekommen. Später am Merchandise Stand sieht man deutlich, wie enttäuscht auch die Bandmitglieder von Scardust darüber sind. Sehr schade, gerne hätte ich mehr gesehen. In Kürze sind sie mit Blind Guardian auf Tour und dürfen hoffentlich länger spielen.

 

 

amberian dawn live2023Mit Amberian Dawn erscheint jetzt eine weitere Combo des Vierer Tour Paketes der skandinavischen Invasion. Nun ist Päivi „Capri“ Virkkunen Profi durch und durch, um ohne viel Federlesen das Publikum auf ihre Seite zu ziehen und die Show zu starten. Immerhin hat Capri diesen Job nach dem Ausscheiden von Heidi Parviainen übernommen, was auch schon wieder elf Jahre her ist. Es hat schon etwas von einer großen Party und die Finnen stehen wenigstens zu ihrem Faible für Abba, was sie eindrucksvoll im Laufe ihrer Performance mit ihrer Version der Megahits „Gimme! Gimme! Gimme!“, „That’s Me“ und „Lay All Your Love On Me“ aus der Feder der Schweden beweisen. Das zeigt einmal mehr welches Potential die Lieder der schwedischen Supergroup hatten. Selbst im Metalgewand machen sie ordentlich Spaß und an den Stellen vor der Bühne, wo man sonst einen Moshpit erwartet tanzt man gerade Disco Fox. Sängerin Capri ist sowie eine spaßige Natur, witzelt gerne herum und ist auch so sehr zugänglich. So serviert man eine mehr als bekömmliche Auswahl an alten und neuen Songs aus dem Repertoire. Alles leicht verdaulich, keine Frickeleien oder Soli Eskapaden. Einfach nur Sounds die Spaß machen, vor und auf der Bühne. So geht die Show der Finnen rasend schnell vorbei und die Zuschauer sind vorbereitet für den heutigen Headliner.

Setlist: Valkyries, Fame And Gloria, Cherish My Memory, Dragonflies, Looking For You, Gimme! Gimme! Gimme! (A Man After Midnight), Circus Black, Magic Forest, Knock Knock Who's There, That's Me, Golden Coins, River Of Tuoni, Lay All Your Love On Me

 

sirenia live2023Der Hauptakt braucht keinen weiteren Soundcheck, da man ja zusammen mit der Vorgängerband tourt. So können Sirenia ihr Programm dann ohne Verzögerung direkt starten. Auch die ursprünglich in Stavanger, Norwegen gegründete Truppe kann auf eine lange Liste von Ex Mitgliedern zurückblicken. Mit der Französin Emmanuelle Zoldan hat man allerdings eine Frontelfe gefunden, die jetzt schon seit 2016 das Mikrofon schwingt. Nebenbei ist sie in ihrer Heimat als Mezzosopranistin bekannt. Stilistisch bleibt man sich treu und die Mischung aus Gothik Metal und Symphonic Metal, verfeinert mit Klassik und Death Metal Sprenkeln, kommt super an. Zumal die Musiker ihre Instrumente beherrschen und sich mit Freude durch da Programm spielen. Und nicht zu vergessen, Sängerin Emmanulle, die stimmlich und durch ihre Bühnenpräsenz die Show zu einem wunderbaren Erlebnis macht. Dann kündigt sie an, dass sie ein Lied in französischer Sprache singen wird und es folgt der 1986er Gassenhauer „Voyage, Voyage“, der im Original von der Französin Desireless veröffentlicht wurde. Hierzu hatte Sirenia bereits in 2021 einen Videoclip gedreht und den Song auch als Bonus Track auf dem Album „Riddles, Ruins And Revelations“ veröffentlicht. Es hat auf jeden Fall etwas, dieses Stück mal mit Stromgitarren zu hören. Alles in allem ein kurzweiliges Set, das sich eine Stunde nach Mitternacht dann auch dem Ende zuneigt. Natürlich ist noch nicht direkt Schluss auf dem Gelände, da die Musiker noch am Merchandise Stand bereit stehen für die üblichen Fotos, Small Talk und Autogramme. Dann bis im nächsten Jahr!

Setlist: Addiction No. 1, Dim Days Of Dolor, Deadlight, Into The Night, Wintry Heart, Treasure n' Treason, A Thousand Scars, Voyage Voyage, My Mind's Eye, The Other Side, The Path To Decay



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol & Andrea Schmidt