RICCOCHET, RA FEAT. DAVID REECE

Lüftelberg, Meckenheim, 12.08.2023

Zwei alte Bands aus dem Köln-Bonner Raum, eine davon schon länger nicht mehr live aktiv gewesen, luden zu einem Stelldichein auf der beschaulichen Burg Lüftelberg bei Meckenheim ein. Unter der Überschrift "Rocksommernacht mit Illumination" hoffte man nun auf gutes Wetter und regen Publikumszuspruch. Letzterer hätte besser sein können, aber das Wetter stimmte dafür.

ra live2023RA die 1997 gegründete, melodische Heavyrockband um Drummer Karsten Drexler hatte sich für diesen Abend mit dem allseits bekannten Sänger David Reece verstärkt. An der Mikrofon-Position hatte es in den letzten Jahren auch immer gehapert, dass die Truppe wieder richtig Fuß fassen konnte. 2017 konnte man Ausnahmesängerin Liane Vollmer-Sturm von Lion Twin als Frontfrau gewinnen und blickte hoffnungsvoll in die Zukunft. Doch die Liaison war leider nur von kurzer Dauer. 2020 gab es dann nochmal eine Rückkehr des früheren Vokalisten Andreas von Lipinski (Warwolf), aber auch diese erneute Zusammenarbeit hielt nicht noch einmal. Andere Acts hatten es vorgemacht und so lud man sich David Reece (ex-Bonfire) als Gast ein, der aus seiner Wahlheimat Norditalien angereist kam. Die durch viele Line-Up Wechsel gebeutelte Band, die den Namen des ägyptischen Sonnengottes trägt, war auf jeden Fall so wieder einmal in der Lage die Bretter die die Welt bedeuten, betreten zu können.

Des Weiteren standen dann die etwas mehr der Deep Purple Schiene verschriebenen Riccochet am Start, bei der Veranstalter der Rocksommernacht sich als Gitarrist betätigt.

Zu meiner Verwundung machten RA den Opener. Hätte man doch meinen sollen, dass die um einen Promi verstärkte Truppe hier den Top-Act darstellt aber sei es drum.

Spielfreudig legte der Vierer von RA los. Die Rhythm-Sektion um Ralf Rösch und eben Karsten Drexler funktioniert durch deren kontinuierlicher Zusammenarbeit wie ein Uhrwerk. Neu-Gitarrist Adrian Rosa aus Köln, in der Hard n´ Heavy Szene eher unbekannt, spielte die RA - Songs wie auf den Alben und glänzte mit abwechslungsreichen Sounds sowie schnellen Shred-Künsten. Der Gitarrist hat wohl hier seine richtige Truppe gefunden. Die Formation spielte jedoch ausschließlich Tracks aus eigener Feder. Bewusst wurde auf Coverversionen oder Tunes aus dem Fundus von David Reece (Bangalore Choir) verzichtet. Gewiss hatten manche Kartenkäufer vielleicht damit gerechnet, dass der eine oder andere Bonfire oder Accept Song zum Besten gegeben würde. RA spielten somit einen bunten Querschnitt ihrer vier in Eigenproduktion veröffentlichten Releases „Between Love And Hate“ und „Now To Be Right“, „In The Arms Of An Angel“ von 2009 und dem unbetitelten Demo von 2011. Der zwei Tage vorher dreiundsechzig Jahre gewordene David Reece, war bestens bei Stimme und konnte erneut seine nach wie vor sehr guten Qualitäten als Sänger und Frontman unter Beweis stellten. „Where Do You Wanna Go“, „Long Black Hair“ oder die unverzichtbare Hymne „Turn Me Inside Out“ verbreiteten Partystimmung im abendlichen Lüftelberg. Alles in allem ein klasse Auftritt. Bleibt zu hoffen, dass RA nun auch einen festen neuen Sänger finden.

riccochet live2023Nach einer zügigen Umbaupause, bei mittlerweile eintretender Dunkelheit, betraten schließlich Riccochet um Gitarristen und Veranstalter Peter Wendland die Bühne. Der Act steht für melodiösen Hardrock der alten Siebziger-Helden wie Deep Purple, Rainbow und frühen Whitesnake. Auch optisch hatte sich Stratspieler Peter entsprechend seinem großen Vorbild in Schale geworfen. Mit Andy Malm hat die Truppe einen fähigen Sänger an der Front, der stimmlich aber eher bluesig, mit einem Touch Brian Johnson (AC/DC) daherkommt. Normalerweise wird er durch Luisa Lehnberg an den Backing Vocals professionell verstärkt wird, die aber leider an dem Abend verhindert war. Songs des 2022 erschienen Albums "Lovers And Sinners" wurden gemischt mit anderen Titeln der Bandhistorie, die bereits seit den Neunzigern andauert. Von den neueren Liedern überzeugten besonders die Titel „Pretender“, „Life After Death“ oder „Der Erlkönig“. Peter Wendland brillierte mit schönen Soli im Blackmore Stil. Passend dazu kamen die wohligen Klänge der Hammond Orgel von Mick Stiel. Überhaupt wurden Solo-Einlagen bei Riccochet großgeschrieben. Gepaart mit den Lichtspielen an der Burg ergab dies eine beschauliche Performance. Auffällig war auch Basser Jorgo Siochos, der enthusiastisch rumposte wie kein anderer.

riccochet 1 live2023Alles in allem eine nette Veranstaltung in einer feinen Location. Der Publikumszuspruch hätte üppiger ausfallen können. Warum nicht mehr Fans den Weg zur Burg Lüftelberg, trotz der Anwesenheit von einem Weltklasse-Sänger wie David Reece gefunden haben, kann man nur vermuten.  Möglicherweise herrschte Unsicherheit über die Wetterverhältnisse, oder der hohe Eintrittspreis war den potentiellen Besuchern zu üppig. Diejenigen, die an dem Abend zugegen waren, gingen auf jeden Fall mit der Erkenntnis nach Hause, dass der gute alte Hard n´ Heavy Rock noch lange nicht am Ende ist.



Autor: Stephan Georg - Pics: Stephan Georg