Heute geht es mal wieder ins benachbarte JunkYard nach Dortmund, das sich so langsam zu meinem zweiten Wohnzimmer mausert, findet hier doch heute bereits mein drittes Konzert innerhalb eines Monats statt. Und auch heute findet der Auftritt aufgrund des regenrischen Wetters nicht draußen, sondern in der Halle statt. Schon am Einlass vor dem Gelände bin ich erstaunt, wie viele Leute sich hier heute wieder eingefunden haben. Aber der Laden ist bei Metal-Konzerten immer sehr gut besucht. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass Pentagram mitten in der Woche so viele Leute ziehen würden.
Das gilt auch für den Opener heute Abend, Dun Ringill aus Schweden, von denen ich – zugegebenermaßen – noch nie zuvor etwas gehört habe. Das sehen offensichtlich viele anders, denn als sie loslegen, ist die Halle bereits rappelvoll. Laut Internet-Recherchen sollen sie Doom Metal mit Folk-Einflüssen und progressiven Elementen spielen. Die beiden letzteren kann ich aber – zumindest live – nicht heraushören. Das Tempo ist träge und die Musik eintönig. Nur der Gesang pendelt immer wieder zwischen rau und theatralisch, wenn er dabei auch immer melodisch ist. Obwohl die Mucke monoton ist und sich alle Songs sehr ähneln, geht das Konzept aber auf. Die Lavariffs der beiden Gitarristen lullen die Zuhörer ein, der fette Sound drückt alles an die Wand, und die Band kommt beim Publikum gut an. Nach knapp einer Dreiviertelstunde ist Schluss, und erneut bin ich beeindruckt, wie viele Leute auch Minuten später immer noch aus der Halle strömen.
Setlist: Awakening, The Parrish, Blood Of The Lord, Nathanels Hymn, The Devil Wears A Papal Tiara, The Door
Es ist angenehm, mal nur einen Support Act zu sehen, bevor der Headliner auf die Bühne kommt. Pentagram feiern auf dieser Tour ihr 53-jähriges Bestehen (Warum eigentlich?) und die Rückkehr von Gitarrist Victor Griffin, von dem ich nicht einmal wusste, dass er zwischendurch weg war. Das letzte Mal, als ich die Doom-Legende in der Matrix in Bochum gesehen hatte, war er noch dabei. Egal. Mit „Death Row“ und „All Your Sins" gibt es sofort den perfekten Einstieg. Der Cowboy-Hut von Bassist Greg Turley wirkt nicht sehr Doom-typisch. Aber spielerisch passt hier alles. Frontmann Bobby Liebling war in der Matrix damals sehr hektisch und unruhig und konnte kaum eine Sekunde still am Mikrofon stehen. Das ist heute komplett anders. Er wirkt mit seinen fast siebzig Lenzen fit, sehr gefasst und abgeklärt und ist zudem gut bei Stimme und textsicher. Kommunikation mit dem Publikum gibt es von ihm nur wenig. Sehr kommunikativ ist Herr Liebling nicht. Aber wenn, dann macht das Publikum auch mit. Beeindruckend finde ich, wie mystisch und böse Bobby Liebling mit seinen aufgerissenen Augen auf der Bühne wirkt. Das kann einem schon das Fürchten lehren! Er sieht aus wie man sich einen alten Hexenmeister vorstellt. Pentagram sind gut drauf, haben richtig Bock und spielen fast anderthalb Stunden. Dabei gibt es eigentlich alle Klassiker der Band, wie „Sign Of The Wolf (Pentagram)", dem leider nur kurz angespielten „Sinister", „When The Screams Come" oder Broken Vows" zu hören. Die psychedelische erste Zugabe „Last Days Here“ nimmt etwas den Druck raus und wirkt für mich ein wenig deplatziert. Ansonsten machen Pentagram mit ihren tonnenschweren Riffs aber ordentlich Dampf. Beeindruckend finde ich, wie Schlagzeuger Minnesota Pete Campbell (übrigens - so wie Bobbys gesamte Hintermannschaft - ex-Place Of Skulls) es schafft, so minimalistisch und songdienlich zu trommeln. Ich stelle mir das sehr langweilig vor, aber er bewältigt seinen Job mit Bravour. Mit einer etwas nervigen, minutenlangen Rückkopplung als Outro wird man Motörhead-mäßig nach drei Zugaben entlassen, nachdem man sich mit einem langen Gitarrensolo bei „Forever My Queen“ noch einmal in Extase gespielt hatte. Keine Ahnung, wie lange die Band dieses hohe Niveau noch so halten kann. Für heute genieße ich aber den Moment mit diesem gelungenen Auftritt; die Leute um mich herum ebenso!
Setlist: Death Row, All Your Sins, Run My Course, The Ghoul, Sign Of The Wolf (Pentagram), Sinister, Be Forewarned, When The Screams Come, Dying World, Devil´s Playground, Relentless, Broken Vows, Last Days Here, Wartime, Forever My Queen