Riot City und Hellripper sind gerade gemeinsam auf Tour. Heute kommt jedoch die US Metal-Legende Jag Panzer - nur einen Tag nach ihrem Auftritt beim Headbangers Open Air – dazu. Selbst bei Eventim konnte man die Amis nicht finden, nur wenn man Riot City eingegeben hat. Die letzten Konzerte im JunkYard hatte ich Outdoor gesehen. Zum Glück wird es heute nach drinnen verlagert, fängt es doch bei der zweiten Band des Abends fürchterlich an zu regnen.
Das ist um 19:30 Uhr aber noch nicht der Fall, als Hellripper anfangen. Bei den Schotten handelt es sich eigentlich um die Solo-Band von James McBain, der sich – so wie bei Midnight, die ich auch erst neulich hier im JunkYard gesehen hatte – extra Live-Musiker zum Touren sucht. Apropos Midnight: Sowohl Musik als auch Spielwitz ähneln sich hier sehr! Zwar treten Hellripper nicht maskiert auf, sondern in zivil, aber die Band hat richtig Bock, ist ständig in Bewegung und macht viel Alarm. Das wirkt sich auch positiv auf das Publikum aus, das fanatisch mitmacht. James lässt sich überraschenderweise samt Flying V-Gitarre zum Crowdsurfing hinreißen. Abgefahren! Als zweite Überraschung fällt mir auf, dass die Bandmitglieder vor dem Auftritt zusammen mit den Fans im Innenhof gesessen hatten. Ich bin davon ausgegangen, dass sie auch nur Fans gewesen sind, die das Konzert besuchen wollen, haha! Junge, bodenständige Bands, die noch hungrig sind, machen mir live besonders viel Spaß! An Spielfreude und Attitude mangelt es den Maniacs aus Schottland auf jeden Fall nicht. Geiler Opener und Live Act! (Daniel Müller)
Als die kanadischen Shootingstars von Riot City um 21 Uhr die Bühne entern, ist schon jeder Fan auf Betriebstemperatur (ob wegen der Vorfreude oder des Bieres werden wir wohl nie erfahren, aber ich denke, es ist eine Mischung von beidem). Auch wenn die Jungs draußen schon ein paar Bier gezischt haben: von Trunkenheit oder gar nachlässigem Spiel kann hier zu keiner Sekunde die Rede sein. Jedes Riff sitzt, und Ausnahmesänger und Vokalakrobat par excellence, Jordan Jacobs, kreischt sich in jedes schlagende Metallerherz in Dortmund. Als ich, gemeinsam mit meinem Bruder, die Jungs das erste mal live sah, war ich hin und weg, da der Gesang einen hier und da immer wieder an die Manowar und den gottgleichen Eric Adams der Achtziger erinnert. Während ich diesem Ausnahme Act lausche, merke ich, dass es kaum etwas gibt, was die Leute so zum Bier kaufen animiert wie ordentlicher kanadischer Metal traditioneller Machart. Ich habe die Jungs nun schon zum dritten mal erlebt und - wie bei den ersten Malen - war es auch diesmal genau das: ein Erlebnis und sicher nicht der letzte Gig der Herren; den ich mitnehmen werde. (Dennis Eikenkötter)
Punkt 22 Uhr betreten dann Jag Panzer für anderthalb Stunden die Bühne. Ich bin überrascht, dass Sänger Harry „The Tyrant“ Conklin wieder lange Haare hat. Wie lange habe ich die Band denn nicht mehr live gesehen? Ich habe Jag Panzer schon oft gesehen, aber da hatte Harry die Haare immer kürzer. Mit der Frisur und dem Outfit sieht er heute ungewohnt Hippie-mäßig aus. Bevor es losgeht, wirkt er sehr ruhig und in sich gekehrt, dies ändert sich jedoch direkt beim ersten Ton, den die Band nach dem Intro spielt. Apropos Intro: Da gibt es heute sehr viele von, und da treten auch einige technische Probleme auf. Nicht jedes Intro, das von einem Gerät von Schlagzeuger Rikard Stjernkvist bedient wird, ertönt sofort oder an der richtigen Stelle. Und auch sonst gibt es ein paar Ungereimtheiten am Schlagzeug: Ein Hi-Hat-Becken muss ausgetauscht werden, ein Beckengalgenständer knickt um, und ein weiterer Beckenständer auf der anderen Seite muss wieder aufgestellt werden. Dies passiert entweder mitten im Song, und es wird einfach weiter gespielt, oder es wird mit Ansagen oder Gitarrengedudel überbrückt. Aber wenn die Band spielt, sitzt einfach alles! Die Band spielt beängstigend tight, Rikard Stjernkvist trommelt beängstigend präzise, und auch Harry Conklin trifft jeden Ton, auch in den höchsten Lagen. Mir ist zwar beim Hören der letzten Alben aufgefallen, dass die Band mittlerweile etwas verspielter ist als damals in den Achtzigern und Neunzigern, aber heute empfinde ich die Band tatsächlich als sehr progressiv. Hier sind richtige Könner am Werk! Auch Harry Conklin ist aktiv, gestikuliert viel mit den Armen, tritt bei „Shadow Thief“ vermummt auf, spielt mal Luftgitarre (auch die Gitarrensoli singt er Playback mit!), mal Luftschlagzeug mit Beckenbetonungen und sogar zwischendurch mal Luftgeige! Zudem animiert er das Publikum ständig zum Mitsingen. Das klappt mal gut („Generally Hostile“), mal weniger gut („Tyranny“). Die Fans nehmen es gelassen und gehen gut ab. Im Gegensatz zu den Auftritten im Januar fehlen heute einige Klassiker, was wohl daran liegt, dass Jag Panzer ihr neues Album „The Hallowed“ promoten, von dem heute gleich sechs Songs gespielt werden. Zu meiner positiven Überraschung werden aber auch alle ihre Alben (außer dem modernen und schwachen „Dissident Alliance“ von 1995) lückenlos berücksichtigt. Die Setlist ist sehr ausgewogen und hat mir persönlich sehr viel Spaß gemacht!; der seriöse und professionelle Auftritt der Band natürlich auch! (Daniel Müller)
Setlist: Bound As One, Prey, Far Beyond All Fears, The Mission (1943), Shadow Thief, Symphony Of Terror, Chain Of Command, Dark Descent, Generally Hostile, Stronger Than You Know, Take To The Sky, Licenced To Kill, Edge Of A Knife, Born Of The Flame, Tyranny, Onward We Toil, Black, Iron Eagle
Ich weiß nicht, wie sie das im JunkYard immer schaffen, aber – egal ob drinnen oder draußen – ist der Laden immer gut besucht und der Sound immer fett! Ich freue mich schon auf das nächste Konzert dort, wenn die Doom Metal-Legende Pentagram dort am 08. August aufläuft!