FATE GEAR, IKIGA

Sittard (Niederlande), Poppodium Volt, 14.07.2023

fate gear einleitungDa wir sowieso das Wochenende im niederländisch, belgischen Grenzgebiet geplant hatten, bietet sich ja ein Besuch im Poppodium Volt förmlich an. Zumal das heute für mich eine absolute Premiere wird. Noch nie zuvor habe ich eine All-Girl-Band aus Japan live gesehen. Denn denke ich da an eine derzeit sehr gehypte Kombo aus dem Land der aufgehenden Sonne, laufen mir ob des Gekreisches eiskalte Schauern den Rücken runter. So bin ich wirklich gespannt, was der Abend bringt. Vor der Venue tummeln sich eine Handvoll Menschen, das sind wohl die Käufer der ebenfalls angebotenen Meet and Greet Tickets. Gut, wenn man unbedingt für ein Foto mit den Künstlern bezahlen will. Ich halte es da mehr mit Dave Meniketti (Sänger von Y & T), der sagt „Ihr steht auf der Bühne, weil die Leute eure Musik und die Tickets kaufen. Es ist euer verdammter Job, mal ein Foto mit den Fans zu machen und nicht auch noch Geld dafür zu verlangen“ Aber gut, jeder wie er mag und es sich leisten kann.

 

ikiga live 2023Mit ein paar Minuten Verzögerung erscheinen jetzt Ikiga auf der Bühne des Clubs. Eine recht junge Band aus der Stadt Heerlen in den Niederlanden. Seit 2019 trifft man sie auf der Bühne an, nachdem sie ihre Debüt Single „I Need It“ gleich in drei offiziellen Spotify Playlists platzieren konnten. Das Trio bietet knackigen Alternativ Pop, mit teilweise ordentlichem Punkeinschlag an. In den ersten Minuten dachte ich noch, ja ganz nett aber mehr auch nicht. Doch ab dem dritten Song wurde es mit jeder Sekunde fetter und rockte ab wie Sau. Miss Indira Paping an Gitarre und Gesang zeigt dem Publikum, wo es lang geht. Auch Harm Peters am Schlagzeug, hat durchweg Ambitionen das Animal aus der Muppet Show zu toppen. Dazu mit Aïcha Cherif eine weitere Lady, die mit ihrem Bass die Band komplettiert. Die Stimmung ist gut und bei manchen Stücken denke ich, hier ist die kleine Schwester von The Ramones am Werk. Es macht einfach Freude die Show der jungen Musiker mit zu erleben. Klar, dass die Zeit viel zu schnell vorbei geht. Aber als Support hat man eben immer nur ein bescheidenes Zeitfenster zur Verfügung. Die Kunst besteht darin, es zu nutzen und einen bleibenden Eindruck bei den Zuschauern zu hinterlassen. Nun was mich betrifft, hat Ikiga ihr Ziel da voll und ganz erreicht. Diese Band sehe ich mir in Zukunft bestimmt noch öfter an.

Setlist: Sticky Fingers, I Need It, Deaf, You Keep Coming Back, Here We Go Again, Creep Me Out, Medication, Wanna Go Up

 

 

fate gear live2023 1Dann ist es soweit, die nach eigenem Bekunden im Jahr 2015 in Tokyo gegründete Japanese All-Female Steam Punk Metal Truppe Fate Gear blasen zum Angriff. Und das meine ich wirklich so, mit unvorstellbarem Druck und schier unglaublicher Bewegungsaktion blasen dich die fünf Girls an die Wand.  Der Fokus der Kamera ist ob der Stakkato artigen Moves der Ladies absolut überfordert, hier ist keine hundertstel Sekunde Stillstand. Wie eine wilde Meute von ADHS-Kids, die nur darauf wartet nach dem Auftritt mit Ritalin zugedröhnt zu werden. Wären wir einige Jahrzehnte zurück und die Kapelle würde nicht aus Japan kommen, wäre mein erster Verdacht, dass die Mädels total auf Speed sind. Das Genre Steam Punk Metal ist mir zwar fremd, handelt es sich ja um eine reine Phantasie Epoche, die auf den Erzählungen von Jules Verne und Herbert George Wells basiert. Punk und Metal Rock gab es da sicher noch nicht. fate gear live2023 2Aber egal, im Einzelnen toben sich hier gerade Bandgründerin Captain Mina an der Gitarre, sowie Sängerin Nana, Erika am Bass, Haruka am Schlagzeug und seit 2022 ist Kurosaki am Keyboard dabei. Nun ist die englische Sprache nicht unbedingt eine Stärke von Nana, aber sie gibt ihr Bestes und die Zuschauer geben denn gewünschten Applaus. Auch wenn man nicht immer wirklich versteht, was sie da gerade artikuliert. An der Performance ändert das aber überhaupt nichts, die Basserin liegt ein ums andere Mal rücklings auf den Brettern und spielt wie eine vom Jenseits geschickte. Keyboarderin Kurosaki springt und bangt, liegt unter dem Keyboard oder neigt es bedrohlich nach vorne während sie darauf weiterspielt. Dazu hat sie auch den Part des Growlens übernommen, einfach unglaublich wenn man das zierliche Persönchen sieht. Absolut faszinierend ist auch Schlagzeugerin Haruka, eine wahre Freude zu zusehen welches Pfund sie da rein hämmert.  Am entspanntesten der fünf Mädels ist noch Gitarristin Mina, ihr Bewegungsdrang hält sich etwas mehr in Grenzen. fate gear live2023 3Wer jetzt glaubt, nach zwei oder drei Songs sei die Luft raus, hat sich mächtig getäuscht. Das Tempo wird durchweg auf Hyperspeed gehalten. Ansonsten geben Fate Gear heute Abend eine perfekte Performance ab, vielleicht teilweise etwas zu gradlinig ohne große Abwechslung, aber das ist japanische Tradition mit einem Hang zum Perfektionismus. Man hat kaum Zeit zum Luftholen und nach einer lautstark geforderten Zugabe ist die Show dann auch zu Ende. Das muss man mal erlebt haben, ach übrigens es war definitiv kein Gekreische, sondern durchweg guter Gesang.

 

Setlist:  Unbreakable Wings, Adventure In The East, Draw Your Dagger, Battle Against Justice, The Sky Pirates, Isolation, Live In Blood, Megabullets, Skykiller, Be Invicible!, Romancer, Scars In My Life, Headless Goddess



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Andrea Schmidt