Endlich ist es so weit, das siebte Wildfest in unserem wunderschönen Nachbarland Belgien, findet mit meiner ersten Teilnahme statt. Irgendwie war ich immer woanders, haha. Klar, Festivals gibt es wie Sand am Meer und man muss sich einfach nach Gusto entscheiden. Das Line-Up war an diesem Wochenende aber ziemlich gut und die Veranstalter Jan De Grewe und Mike de Coene sowie deren Team können auf eine feste und treue Teilnehmerbasis an Fans bauen. Natürlich blieb auch hier das Billing nicht verschont und ein mancher Act ließ uns kurz vor knapp aus dem einen oder anderen Grund hängen. Die Location lag ruhig an einem kleinen Fluss, Parkplätze satt und auch für alles andere war gesorgt.
Tag 1:
Gleich der Opener verschob sich um einen Platz höher da Madhouse aus gesundheitlichen Gründen ausfielen. Keine Ahnung warum Cardinal da waren aber aufgrund ihrer platten Leistung hätten sie auch wegbleiben können. Dieser Auftritt hatte höchstens Schulband-Niveau. Ja klar, es war schließlich eine junge Band, aber just in time eingesprungen, müssen zumindest die Eckdaten stimmen. Aber hier passte nichts zusammen, weder das Outfit, die Bühnen-Action, noch das fehlende Agieren mit dem Publikum. Da wirkte der Fronter recht verhalten. Das Material war selbstredend komplett unbekannt bis auf eine Nummer die mir mittlerweile komplett zum Halse heraushängt: „Maniac“ von Michael Sembello, der im 1983er Movie „Flashdance“ präsentiert wurde. Total Ideenlos. Mehr als Höflichkeitsapplaus war nicht drin.
Osukaru fehlten noch auf meiner Bucket-List all derer, die ich noch unbedingt live sehen will. Und ich wurde nicht enttäuscht. Welch musikalischer Quantensprung nach der Eröffnungs-Combo. Ich habe sowieso nicht verstanden, warum dieser Act eigentlich den Opener hätte geben sollen. Komplette Fehlentscheidung. Die Schweden geben genau das live wieder wofür sie auf Tonträger bekannt sind: Mainstream Melodic Rock mit etwas fetteren Gitarren im heutigen Erscheinungsbild, verdammt geile Vocals und eine Spielfreude die ihresgleichen sucht. Das Publikum saugte die Lieder auf wie ein Schwamm und erste Tanzeinlagen wurden vor der Bühne geboten. Leider fiel mir mittlerweile auf wie mau es mit der Lightshow war. Das sollte sich im Laufe des Festivals leider nicht ändern. Schade. Wie dem auch sei, Osukaru gaben trotzdem eine coole Bühnenshow und das war einfach wichtiger.
Nach unserer ersten Pause gab sich Lady Chez Kane die Ehre. Sie zeigte bereits auf dem All-Star Fest was sie auf dem Kasten hatten und lieferte heute sogar noch besser ab. Ganz klar zur Begeisterung der männlichen Fans. Klar, als einzige Lady vor Ort ist das auch nicht unbedingt ein schwieriges Unterfangen, haha. Während Chez im sexy Outfit die Songs ihrer beiden Alben zum Besten gab, die in der Live-Variante etwas deftiger knallen, waren die Fans mit feiern und Matteschütteln beschäftigt. Die charismatische Sängerin hat die Meute fest im Griff und scheut keinen Publikumskontakt. Ganz Im Gegenteil zieht sie mit ihren Ansagen alle mit ein und gönnte sich ein Bad in der Menge. Unterstützt wird sie dabei vor allem von ihrem Gitarristen, der nicht nur filigran Gas gibt, sondern stets auf bunten Socken zum Tanz lädt. Keine Sekunde in der er nicht Mal still steht. So geht Bühnenshow!
Die schwedische Melodic-Hardrock-Band Degreed aus Stockholm spielte dieses Jahr zum ersten Mal auf dem Wildfest. Eigentlich wäre jetzt Wildheart am Start gewesen, aber da Ted Poley noch nicht da war und warum auch immer noch, setzte man sie an den Headliner-Posten. Ok!? Trotz der begrenzten Zeit gelang es Degreed, das Publikum, das die Halle zu füllen begann, für sich zu gewinnen. Mir selbst hat der Gesang vom charmanten Frontmann Robin Eriksson (der ebenfalls den Bass malträtierte) sehr gut gefallen, ebenso wie der allgemeine Stil und die Art und Weise, in der sie uns ihre Musik darboten. Mehr als eine Handvoll Songs sollten es werden und man gab mit Nummern wie zum Beispiel „Black Cat“, „Lost Generation“ und „Are You Ready?“ absolut Vollgas. Es war eine unterhaltsame Show, und von den vielen Bands, die an diesem Wochenende spielten, ist Degreed eine, die ich gerne wiedersehen würde. (Deb)
Confess hatten mir einmal eine CD von ihnen signiert, die sie selber nicht besaßen. Den witzigen Moment werde ich nie vergessen. Das war damals in Bochum auf dem Sleazefest. Seitdem hatten die Jungs nicht mehr auf dem Schirm. Sie bildeten die dritte schwedische Mannschaft des Abends. Die Skandinavier haben über die Corona-Zeit nichts von ihrer Güte verloren. Einprägsame Songs, unter anderem die neuesten Vertreter aus dem Jahr 2020 vom „Burn ´Em All“ Album fanden vor der vollen Bühne Gehör. Ihre treibende Energie verselbständigte sich unter den Zuschauern und bereitete die perfekte Stimmung für eine perfekte Show. Da blieb kein Auge trocken. Schade, dass manche Bands nicht einfach mehr Anerkennung finden und somit einen höheren Status bekleiden. Confess hätten er verdient. Die Tina Turner Cover-Version „What´s Love Got To Do With It“, hätte man sich schenken können, aber was weiß ich schon, haha.
Für Ted Poley gehe ich meilenweit. So meine Einstellung bislang. Etwas unaufgeregter war ich nach der Show, als er unser Interview platzen ließ. Grund unbekannt. Er war einfach verschwunden, auch zur Überraschung der Veranstalter. Kaputt? Jetlag? Krank? Zugedröhnt? Oder einfach keinen Bock? Wir wissen es nicht. Zudem hatte Ted mit seiner Ausnahmestimme heuer echte Probleme, seine Hits gerade zu singen. Oft einen halben Ton daneben half auch der Zuschauer-Chor nicht über das Manko hinweg. Ganz anders, da seine Liveshow, soundtechnisch von der Formation Degreed, formidabel intoniert. Ted ist ein wahrer Entertainer und abgesehen von seinem obligatorischen Bad in der Menge, seiner Euphorie, den Ballons, die ins Publikum gekickt wurden, gibt er jedem Fan das Gefühl, Teil einer coolen Privatfete zu sein. Das macht ihm so schnell keiner nach. Natürlich kamen die gewünschten Danger Danger Hits nebst den Solo-Tracks nicht zu kurz. Damit hätte für mich der Abend beendet werden können.
Wildheart - mittlerweile ein fester Begriff in der Szene und oft in einem Sleaze- oder 80er-Rock-Line-Up vertreten, waren sie natürlich die letzte Band, die am Freitagabend nach Ted Poley spielte, und sie beendeten den Abend mit einer positiven Note. Nach einem Auftritt am Vortag waren sie zwar müde, aber sie zogen alle Register, um uns eine würdige Show zu bieten. Sie begannen ihr Programm mit ''A Strangers Eyes'' und füllten ihr Set mit Favoriten wie ''Love Hunter'', ''Rumours'' und ''On My Way''. Klar, nach Ted leerte sich der Saal merklich und die Boys aus Belgien (eigentlich Lokalmatadore) hatten es nicht ganz so leicht die Stimmung aufrecht zu halten denn wie schon vor geraumer Zeit in Oberhausen (wie Kollege Steve mir erzählte), ist es nicht immer von Vorteil den plötzlichen, manchmal undankbaren Headliner-Spot zu übernehmen. Da nutzt ein mancher eben die Gelegenheit, früher ins Bett zu wandern. (Deb)
Tag 2:
Der Samstag fing an mit einem schönen Spaziergang durch das nette Städtchen aber leider einen fast genauso unspannenden Opener wie gestern. Nötörious aus Norwegen schlugen auf und konnten mich nicht mit einem einzigen Song überzeugen. Nein, aufgrund der Doppel-Ö Bezeichnung im Namen hat man rein gar nichts mit Motörhead zu tun, haha. Auch hier wird melodiös gerockt nur das die Qualität der Kompositionen mit den anderen Acts des Festivals überhaupt nicht mithalten können. Auch Sänger Chris Höudini hinkt einige Meter hinter seinen Kollegen hinterher. Er ist zwar bemüht aber der berühmte Funken springt nicht über. Vielleicht nächstes Mal mehr Wert auf Musik und Gesang anstatt Looks und Posing legen. Und dennoch schaffen die Jungs es, einige Zuschauer des Abends durchaus zu begeistern.
Die spanische Band Jolly Joker brachte uns ein Set mit einer guten Mischung ihrer besten Nummern, und wenn man bedenkt, dass es sie schon seit fast fünfzehn Jahren gibt, haben sie eine Menge Material zur Auswahl. Sie versprühten Sex-Appeal und wussten, wie sie ihr Publikum, insbesondere die Frauen, anziehen konnten. Sie ließen uns von Anfang bis Ende nach mehr schreien. Im direkten Vergleich zum Vorgänger kam hier richtig Stimmung auf und der Saal füllte sich früh ungemein schnell. Fronter Lazy Lane hatte die Meute gut im Griff und forcierte mit seiner Action den Grad seiner Mitmusiker. Das passte wie die Faust aufs Auge. So geht Rock ´n´ Roll. (Deb)
South Of Salem waren bereits in aller Munde, bevor der Tag richtig begann. Die aus Bournemouth, Großbritannien, stammende Band war genau der Act, den viele im Publikum gerne sehen wollten. Ihr erstes Mal auf dem Wildfest war definitiv ein Erfolg, obwohl ich das Gefühl hatte, dass ihr Genre Hard Rock / Light Heavy Metal nicht zum Rest des Line-Ups passte. Sie hatten eine großartige Bühnenshow und nutzten Podeste und dunkle Beleuchtung, um die richtige Atmosphäre für ihre Musik zu schaffen. Ich würde sie gerne noch einmal mit einem passenderen Billing sehen. Sänger Joey ist wahrlich ein Aushängeschild und seine Performance sprüht vor lauter Energie. Da stehen die beiden Axtschwinger Kodi und Fish in nichts hinterher. Mit ihrem ruppigen Sound waren die Insulaner, im direkten Vergleich zu den anderen Gruppen, eine echte Dampfwalze. (Deb)
Hell In The Club sind eine weitere Formation, die unbedingt mal live erleben wollte. Ihre Alben „See You On The Dark Side“ und „Hell Of Fame“ sind gnadenlos geil und lassen für die Fans des Genre keine Wünsche offen. Sollte es möglich sein, diese Power auf der Bühne zu erleben? Hell, yes!!! Zudem hatte man mit dem Longplayer „F.U.B.A.R.“ ein aktuelles Album am Start, das furios live zu promoten galt. Ich denke, die Rocker aus Italien haben am heutigen frühen Abend alles richtig gemacht und zündeten die Lunte für die noch kommenden Mannschaften an. Mit Beiträgen wie „Natural Born Rockers“, dem geilen „Last Of An Undying Kind“ und dem Kracher „Devil On My Shoulder“, spielte man sich in die Herzen der Meute, die vor der Bühne standen.
Junkyard Drive kommen aus Dänemark, aber ich hatte die Boys noch gar nicht auf dem Schirm. Damit kann ich weiterhin leben, denn Vollbrachtes war eher für den kleinen Hunger zwischendurch. „Make Up Your Mind“, „Wonderland Of Temptations“ und „Where I Belong“ wurden mir um die Ohren geballert, nagelten mein Interesse aber nicht fest. Wie so oft fehlte mir persönlich ein Touch von Eigenständigkeit und eine kleine Tüte voll Überraschungen. Junkyard Drive existieren seit dem Jahr 2014, haben drei Alben eingetütet und mit Sänger Kris die besten Voraussetzungen vielleicht doch noch mal höher zu punkten und sich besser aufzustellen. Zumindest bringt man mit der Bühnenaction durchaus die passende Energie auf die Bretter.
Blackrain und ich haben uns schon häufig getroffen. Etliche Fotos, Interviews und ein bißchen Backstage-Spaß auf dem letzten Glam Sam Festival stehen dafür gerade. Und auch heute sollten mich die französischen Kumpels nicht enttäuschen. Man weiß was man den Fans schuldig ist und präsentiert ein cooles und knackiges Set, ohne nur eine Minute Atempause. Davon kann ich nicht genug bekommen und anscheinend die tobende Menge auch nicht. Das war somit eine Win-Win Situation. Lediglich Gitarrist Max 2 stach mit seinem weißen Look optisch etwas aus. Aber am wichtigsten ist die Musik und da gingen unsere Landesnachbarn mit dem letztjährigen Album „Untamed“ ungestüm wieder in die richtige Richtung. Bei dieser Band waren sich alle Anwesenden einig...beide Daumen hoch!
Tja, da war es für Art Nation nicht ganz so günstig, als vorletzter Act nach einer Macht wie Blackrain das Terrain zu übernehmen. Doch wurden die Schweden, mittlerweile die fünfte Band aus diesem Land auf dem Festival, furios von den Zuschauern empfangen. Diese Skandinavier kommen zwar aus dem gleichen Genre wie ihre Landsleute von H.E.A.T. und Konsorten gefallen mir richtig gut, klangen heuer aber etwas sperrig und komplexer. Ich bin mir nicht sicher, woran es gelegen hat. An der allgemeinen Performance, die von Shouter Alexander Strandell virtuos angeführt wurde oder an dem aktuellen Material von „Inception“ (2023) allgemein. Aber Glückshormone wurden bei mir nicht ausgeschüttet. Eigentlich lag es eher völlig an mir, denn vor der Bühne tat sich ein komplettes Spektakel ab. Art Nation wurde gefeiert wie die heimgekehrten Söhne. Und gegen Ende durfte noch der jüngste Fan (ein kleines Mädchen) ihren Lieblingssong auf der Bühne mit Alexander zum Besten geben. Besser geht Fan-Nähe nicht.
Eclipse haben sich immer wieder als eine Band erwiesen, die man sich live ansehen sollte, und beim Wildfest war das nicht anders. Aufgrund von technischen Problemen begannen sie ihr Set mit etwa zwanzig Minuten Verspätung, aber sie kamen mit einem Knall auf die Bühne und hielten das Publikum während des gesamten Sets in der Hand. Mit jedem Song hielten sie die Energie aufrecht, tanzten und rannten auf der Bühne herum und bezogen die Zuschauer mit ein, wobei sie sogar das Mikrofon an einige Leute des Publikums weitergaben. Sie spielten einige ihrer besten Stücke, darunter auch das Lieblingsstück von Frontmann Erik, "Downfall Of Eden", und mein persönliches Highlight "Mary Leigh". Dies war ein fantastischer Abschluss des Wochenendes und hinterließ ein zufriedenes Publikum, das sich bereits für das nächste Jahr erneut angekündigt hat. Ich gehe mal stark davon aus, dass wir auch wieder dabei sind.