Der Planet brennt und wir sind auf dem Weg zu einer Indoor Show in der Kölner Kantine. Schon bei der Anfahrt auf den Parkplatz, erblicke ich eine ganz schöne Menschenmenge, die noch vor verschlossenen Toren warten. Na, das kann ja heiß werden. Neben einigen bekannten Gesichtern aus der Rock und Metal affinen Presse Abteilung, treibt sich auch ein gewisser Victor Smolski (ex-Rage, Korry Schadwell Band) hier herum. Er will wohl Herrn Kotzen genauer auf die Finger schauen, ob man eventuell noch etwas lernen kann. Nun öffnet sich das Gatter und es heißt erst einmal die staubigen Kehlen ordentlich benetzten, bevor man bei der Hitze noch dehydriert. Für meinen Geschmack hätte man das Konzert auch gut auf das Freideck, sprich die geräumige Open Air Bühne im Außenbereich verlegen können. Der Weg zum Bierstand und zur Pommes Bude ist von dort aus deutlich kürzer. Aber man kann eben nicht alles haben.
Als Opener törnt uns jetzt zuerst Jared James Nichols gewaltig an. Ein amerikanischer Blues Rock Gitarrist und Sänger aus East Troy, Wisconsin, der vor allem für seine energiegeladene „Pick-less“ Spieltechnik bekannt ist. Und er gibt auch mit seinen Mitmusikern direkt Vollgas. Das macht von der ersten Sekunde an riesigen Spaß, zu sehen und zu hören wie er die Riffs raushaut. Geiler Hard Rock, ein wenig wie alte Mountain oder Cream in härter. Kleine Randnotiz, Mister Nichols wurde im Juni 2021 zum globalen Botschafter von Gibson Guitars ernannt. Jared ist damit einer von vier Gitarristen, denen dieser Titel verliehen worden ist, neben Lzzy Hale (Halestorm), Slash (Guns N´ Roses) und Dave Mustaine (Megadeth)! Kurz gesagt, er hat es wirklich drauf und die Resonanz aus dem Publikum zeigt, dass die Truppe super ankommt. Rasend schnell vergeht so die Zeit in der picke packe vollen Venue. Ich bin echt erstaunt, dass so viel Menschen den Weg an einem Mittwoch bei strahlendem Sonnenschein hier hin gefunden haben. Live-Mucke statt Baggersee und Grillen, das ist heute nicht mehr so selbstverständlich. Selbstredend, dass die Jungs bestehend aus Diego Edsel am Bass, Dennis Holm am Schlagzeug und natürlich Frontman und Gitarrist Jared, dieses Feeling genießen und im Applaus baden. Später trifft man sie dann relaxed am Merchandise Stand wieder. Eine echt coole Truppe, diese Jungs.
Setlist: Easy Come Easy Go, Down The Drain, Hardwired, Threw Me To The Wolves, Bad Roots, Nails In The Coffin, War Pigs/Mississippi Queen
Die Temperatur im Saal hat mittlerweile Sauna Niveau erreicht, der Weg zur Toilette gleicht einem Gang durch ein türkisches Dampfbad. Umso unverständlicher, dass die Crew jetzt das ganze Geraffel der Vorband über den Fotograben abbauen muss, anstatt es bequem von der Bühne zu fahren. Nun gut, es ist soweit der heutige Headliner The Winery Dogs gibt sich die Ehre. Die Herren, bestehend aus Mike Portnoy an den Drums, Billy Sheehan an Bass und Gesang sowie Richie Kotzen als Saitenhexer liefern ihr Programm ab. Das muss ich jetzt leider so ausdrücken, denn wirkliche Emotionen kann ich hier und heute keine ausmachen. Da habe ich schon weitaus bessere Auftritte des Trios gesehen. Es entsteht der Eindruck, dass routiniert die Setliste abgespult wird, weil man den Job ja machen muss. Wie ich von den umstehenden Zuschauern mitbekomme, bin ich bei weitem nicht der Einzige, der das so sieht.
Auch das bei dem Stück „The Other Side“ als Intro gespielte Schlagzeugsolo wirkt recht gelangweilt. Nun ist Herr Portnoy sowieso ein schwieriger Zeitgenosse, wenn man Insidern Glauben schenken darf. Aber da hätte ich doch deutlich mehr erwartet, denn hier sind schließlich keine Amateure am Werk. Klar, technisch gibt es wenig auszusetzen, jedenfalls nichts, was mir als Nichtmusiker auffallen würde. An den powernden Drive der Supportband kommen die Weinguthunde heute allerdings nicht annähernd heran. Vielleicht liegt es aber auch an der unerträglichen Hitze in der Spielstätte, wer weiß das schon. Hoffen wir mal beim nächsten Auftritt, eine der Herren würdigere Show zu erleben.
Setlist: Gaslight, Xanadu, Captain Love, Hot Streak, Desire, Breakthrough, Time Machine, Stars, Damaged, The Other Side, Bass Solo, The Red Wine, I'm No Angel, Oblivion, Regret, Elevate