Bei richtig muckeligen 30 °C Grad Außentemperatur und ausdauerndem Stau Hopping, lernt man die Vorzüge einer Klimaanlage im Auto durchaus zu schätzen. Endlich an der Venue angekommen, sieht man schon, dass der Besucherstrom doch recht überschaubar ist heute Abend. Absolut unverständlich, da man hier für kleines Geld zwei saustarke Bands sehen und hören kann. Zumal heute eine Double Headliner Show angesagt ist! Das Witzige daran ist, dass The Cold Stares heute ihre letzte Show vor der Heimreise über den großen Teich spielen, während The Damn Truth gerade frisch aus Kanada eingetroffen sind, um ihre erste Show der Tour zu spielen. Aber nun erst einmal rein in die Halle und zum Bierstand, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.
Pünktlich um Acht läuft dann als Introsong "White Rabbit" von Jefferson Airplane. Die Kanadier von The Damn Truth erscheinen auf der Bühne und schicken sich an einen amtlichen Abriss hinzulegen. Die Rock'n'Roll-Band aus Montreal besteht aus Lee-La Baum an Gesang und Gitarre, Tom Shemerr an der Leadgitarre, Dave Traina am Schlagzeug und PY Letellier am Bass. Wenn man den Erzählungen Glauben schenkt, trafen sich Tom und Lee-La nackt auf einem Hippie-Festival am Lagerfeuer. Sie zogen zusammen nach Montreal und gründeten die Band. Aber wir sind im Hier und Jetzt und während sich der eine oder andere gerade fragt, wo die Musiker die herrlichen Retro-Klamotten wohl kaufen, hämmert uns die Band ihr Songmaterial um die Ohren. Da kommt direkt Freude auf und die Stimmung rast raketenmäßig nach oben, man kann gar nicht glauben, dass das überschaubare Publikum zu solchen lautstarken Jubelstürmen fähig ist. Das feuert die Truppe auf der Bühne natürlich an und man rockt und rollt, dass sich die Bretter biegen. Allen voran natürlich Sängerin Lee La, die nicht nur durch ihre Stimmgewalt überzeugt. Sie macht auch an Gitarre und Tambourin eine gute Figur. Ebenfalls Gitarrist Tom Shemer, der immer wieder Platz findet, um mitreißende Soli zu spielen. Das Schöne daran ist, das er die Lieder damit nicht kaputt fiedelt, sondern sie sozusagen veredelt. Natürlich darf bei einer solchen Kapelle auch ein zünftiges Schlagzeugsolo nicht fehlen, das ebenfalls nicht übermäßig lang ist, sondern die Stimmung noch mehr anheizt. Selbstredend wird am Ende des Sets natürlich eine Zugabe verlangt, die die Band gerne spielt. Nach dem Auftritt kommen die Musiker auch direkt raus und bedanken sich per Handschlag und Umarmung bei den Zuschauern. Das kommt unheimlich sympathisch und schon fast familiär rüber, einfach top! Ich glaube, ich fahre dann morgen noch einmal nach Köln zur Show in der Groove Bar.
Setlist: This Is Who We Are Now, Full On You, Too Late, Pirates And Politicians, Lonely, Only Love, Look Innocent, Devilish Folk, The Fire, Get With You, Heart Is Cold, Tomorrow
Nach kurzem Umbau ist die Bühne frei für The Cold Stares, eine Rockband aus Evansvill in Indiana. Ursprünglich als Duo gegründet, erweiterte man sich in 2022 mit dem Bassisten Bryce Klueh auf ein Trio. Mit ihm nahmen sie auch ihr neuestes und sechstes Studioalbum „Voices“ auf. Diese Kapelle hatte ich bislang nicht auf dem Schirm, ich muss aber sagen, dass diese Mischung aus modernem Americana-Rock mit Blues- und Country-Zwischentönen einen durchaus packt. Auch wenn die drei Männer im Gegensatz zum Co-Headliner optisch recht bieder rüberkommen, verstehen sie es ordentlich zu rocken. Auch hier sind versierte Musiker am Start, besonders wenn Sänger Chris Tapp seine Dobro Gitarre bearbeitet. Das hat schon was wie man unschwer an der Reaktion des Publikums erkennen kann. Allerdings war bei The Damn Truth deutlich mehr Bühne Aktion angesagt, wobei die Protagonisten hier bewegungstechnisch mehr aufs Minimum maximiert sind. Trotzdem rockt und stampft es so richtig fett. An dieser Stelle mal ein Lob an den Soundman und die Lichtmischer, alles perfekt inszeniert. Der Klang ist glasklar und es gibt mal nicht nur rotes Licht. Ein Gesamtpaket das überzeugt. Ein durch und durch unterhaltsames Set mit satter Schlagzeugdynamik, die einem ins Gesicht ballert. Dazu immer wieder der bluesige Unterton in den Songs, der dafür sorgt, dass die Truppe unter vielen anderen in diesem Spielfeld hervorsticht. So trägt der melodische, aber trotzdem harte Beat einen durch das Programm dem Ende entgegen. Dann natürlich, so typisch amerikanisch, geht man von der Bühne und wartet auf die Zugaben Rufe die natürlich eingeplant ist. Hier gibt es dann nochmal so richtig Vollgas. Für meinen Geschmack hätte da durchaus zwischendurch ruhig auch mal in diesem Tempo abgehen können. Aber man kann nicht alles haben. Nach diesem sehr abwechslungsreichen Showdown lassen die Herren sich auch nicht lange bitten und spazieren zum Merchandise Stand, um sich mit den Fans auszutauschen.