Ja, die Corona Zeit hat auch für dieses Event zugeschlagen und so mussten die Termine gleich zweimal verschoben werden. Nun war es aber so weit und man konnte sogar wieder einen Gig im Ruhrgebiet anbieten. Anscheinend ist der Zuspruch im Süden unseres schönen Landes am größten. Wie dem auch sei, die Standardformation musste ebenfalls einen Verzicht beklagen, denn Kopf, Basser und Sänger Mat Sinner war krank und wurde würdig von meinem Kumpel Alex Jansen (ex-Mennen). Große Namen wie Joey Tempest (Europe) und Dee Snider (Twisted Sister) waren da und die Jungs von Uriah Heep amtlich ihr fünfzigjähriges Bandjubiläum. Mit dabei die RMC Band und das einzigartige RMC Symphonic Orchestra.
Auf dem letzten Drücker schenkte mir Sänger Joey Tempest ein paar Minuten Small Talk im Backstage, während das Rock Meets Classic Orchestra unter der Leitung von Dirigent Mario Gebert die ersten Töne anschlug. Dazu gesellte sich die Rock Meets Classic Band, bestehend aus Gitarrist Tom Naumann (Sinner), Klampfer Alex Beyrodt (ex-Sinner), Basser Alex Jansen (ex-Mennen), Shouter Sascha Krebs (Moderator und Chor), Drummer Michael Ehré (Gamma Ray), sowie Keyboarderin Lisa Müller, deren Mann ganz begeistert neben mir saß, als auch die Backing Sängerinnen Sarah Fox, Giorgia Colleluori (ex-Eternal Idol) und die unglaubliche Gabriela Gunciková. Musikalisch eingeseift wird mit einem Queen-Medley bestehend aus den Lieder „Tie Your Mother Down“, „We Will Rock You“ und „I Want It All“.
Dann ging es ins Eingemachte. Der erste Gast darf die Bretter besteigen, und es ist niemand Geringeres als Mike Tramp (ex-White Lion). Er ist nicht „Everybody's Darling“, wie ich in meinem abendlichen Umfeld feststelle, aber für mich hat er seinen heutigen Part gut gemeistert. „Radar Love“, die Coverversion von Golden Earring, wird von den älteren Jahrgängen frenetisch gefeiert, und das ist das Gros des Publikums. Mein persönliches Highlight war eine der coolsten Balladen der Welt: „When The Children Cry“ samt Ansage. Die Tunes „Tell Me“ und „Broken Heart“ vervollständigten das Set und brachten die circa 2500 Zuschauer ins erste Schwitzen und Mitsingen. Ich hoffe, dieser sympathische Shouter bleibt und noch lange erhalten.
Der nächste Fronter gehört für mich zur Zeit zum Besten, was der Musikzirkus zu bieten hat. Mister Ronnie Romero (Rainbow) ist irgendwie auf jedem Release zu hören, haha. Ja, der Rubel muss rollen, und das Eisen muss geschmiedet werden, solange es heiß ist. Der gute Mann aus Chile hatte es mit seiner Auswahl an Songs auch richtig leicht. Keiner, der nicht textsicher bei Nummern wie „Long Live Rock ´n´ Roll“, „I Surrender“ oder „Since You´ve Been Gone“ (allesamt von Rainbow) war. Und ganz klar, wer Ronnie James Dio, Graham Bonnet und Joe Lynn Turner nachsingen will, muss unbedingt was auf dem Kasten haben. Jetzt ist der Fronter auch noch richtig charmant und brachte so manche Lady zum Glühen. Dieser Stimme könnte ich den ganzen Tag lauschen. Ein bisschen Reklame an der Seite: Ronnie hat „Unconditioned“ vom Intelligent Music Project VII eingesungen. Unbedingt kaufen!
Die Dritte in der Runde ist Maggie Reilly. Den meisten wird sie als Sängerin der Hits von Mike Oldfield sein. Es gibt wohl nur wenige Musikhörer, die in den Achtziger Jahren die Hits „Moonlight Shadow“, „To France“, und „Tricks Of Light“ verpasst haben. Natürlich gab es die ersten beiden Kracher direkt auf die Lauscher. Bis Maggie, die ziemliche Schwierigkeiten mit der Stimme hatte (warum auch immer), eine eigene Nummer, „Everytime We Touch“, zum Besten gab. Maggie trug zur Abwechslung bei und wurde stimmlich tatkräftig vom Rock Meets Classic Chor unterstützt. Sie hatte richtig Spaß und wir auch.
Die größte Überraschung des Abends waren wohl Mick Box und Bernie Shaw von Uriah Heep. Eine absolut geile Gesangsperformance, Action-reich in Szenen gesetzt, Spielfreude par excellence und mit dem Opener, dem überlangen Stück „July Morning“, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet habe, perfekt abgeliefert. Das macht den alten Rockern so schnell keiner mehr nach und sollte für Rob Halford (Judas Priest) über David Coverdale (Whitesnake) bis hin zu Blackie Lawless (W.A.S.P.) ein Beispiel sein. Da durften die Evergreens „Easy Livin´“ und „Lady In Black“ nicht allzu lange auf sich warten lassen. Eine frenetische Begeisterung breitete sich im Publikum aus, die an diesem Abend nicht mehr übertroffen werden sollte.
Dabei kam ja jetzt erst der Partykönig auf die Bühne. Dee Snider wird seinem Ruf immer gerecht. Ja, auch wenn er das letzte Mal, als ich ihn in Belgien live sah, etwas grantig war, haha. Er ist halt ein Vulkan und das in jeder Hinsicht. Schlägt er erste Ton an, eruptiert er. Und er ist mit seiner Art unheimlich ansteckend. Im Nu hatte er das Publikum auf seiner Seite. Dabei half ihm natürlich der Meilenstein „We´re Not Gonna Take It“. Eine Nummer, die sich begeisternd durch alle Altersschichten ballert. Schnell bekommen wir noch erklärt, wie man wirklich „Horns Up!“ zeigt. Amtlicher Unterricht vom Chef, haha. Mit dem Beitrag „The Price“ kündigte Dee eine Huldigung für den verstorbenen Freund und ehemaligen Twisted Sister-Drummer A.J. Pero an. Im Hintergrund lief aber noch ein Video mit verstorbenen Musikern, die uns mit ihren Sounds und Stimmen bereichert haben. Dem Trübsal ein Ende gelang ihm mit „I Wanna Rock“, und danach stimmten das ganze Rock Meets Classic-Ensemble und die Zuschauer „Highway To Hell“ von AC/DC mit Mister Snider an. Traumhaft und authentisch.
Den Abend beschließen sollte Joey Tempest, den alle Muttis seit der Jahrhundert-Nummer „The Final Countdown“ (Dadadadada...dadadadada, haha), auf dem Schirm haben. Joey ist ein Charmeur und Womanizer. Und wenn er auch seine toupierte Frisur einbüßen musste, diese Seite von ihm blieb erhalten. „Walk The Earth“ und „Ready Or Not“ waren vielleicht nicht die gescheitesten Tracks, um den Reigen zu beginnen, aber vielleicht ging es auch nur mir so. Spätestens mit der Hit-Single „Superstitious“ hatte er alles in trockenen Tüchern. Natürlich durfte Joey schon allein wegen der vorhandenen Mädels auf die Ballade „Carrie" nicht verzichten. Meine Bekannte Sandra Van Acker hatte besonderes Glück, während Joey ihr händchenhaltend den Song in die Augen hauchte, haha. Zum Finale mit „The Final Countdown" kam die ganze Bagage wieder auf der Bühne zusammen und gab nochmal Vollgas.
Erneut ein unvergessener Abend. Traurig übrigens das Sascha Krebs seinen Ausstieg aus dem Projekt verkündete. Und ganz peinlich für das Ruhrgebiet und Umgebung, dass es noch etliche Tickets gab, die nicht verkauft wurden. Was muss man noch bieten? Ich bedanke mich hier persönlich bei allen, die an diesem Event beteiligt waren. Unvergessene Momente entstehen an solchen Abenden. See you next Year!!!