´77, CROSSPLANE

Lünen, Lükaz, 16.10.2010

´77 sind zur Zeit eigentlich mit Bullet und Screamer auf Europa-Tournee. Diesen Gig in Lünen konnten sie aber noch dazwischen schieben. Vorband waren die Rocker von Crossplane aus Essen, die erst kürzlich meine Aufmerksamkeit durch ihren Videodreh zu ihrem Song "Rollin´" bekommen haben. Und eigentlich war es gut, dass eben nicht die beiden anderen schwedischen Bands an diesem Abend mit an Bord waren. Denn in der Vorhalle des Lükaz wurde das Länderspiel zwischen Deutschland und Schweden live übertragen, in dem die Skandinavier in erst in der dritten Spielminute der Nachspielzeit aus einem 0:4-Rückstand noch ein 4:4-Unentschieden machten. Das wäre ja heiter geworden...

CROSSPLANE git LIVE 2012Doch so wurde es ein cooler Abend mit zwei richtig guten Livebands. Crossplane betraten pünktlich um 20.00 Uhr die Bühne und rockten eine knappe Stunde munter drauflos. Frontmann Celli, der auch bei Onkel Tom Gitarre spielt, und seine Jungs waren richtig gut aufgelegt. "Wir sind Crossplane. Und wir spielen Rock´n´Roll" ertönte der Schlachtruf und los ging´s. Diese kleine Hommage an Motörhead ist aber nicht unbedingt stellvertretend für die Band. Es begann bei druckvollem, sauberem Sound anfangs eher rhythmisch. Der stampfende Heavy Rock erinnerte in seinem zeitgemäßen Gewand eher an Black Label Society, wenn der Gesang auch sehr viel rauer war. Aber ab der Mitte des Sets legten Crossplane einen Zahn zu. Die Musik wurde schneller, die Rhythmik treibender und die Band auch spielfreudiger. Die Jungs spielten sich in einen Rausch und gaben in bester Motörhead- und Chrom Division-Manier Vollgas. Sänger Celli verstand es gekonnt, das Publikum mit seinen mitreißenden Ansagen zum Mitmachen zu animieren. Das Zusammenspiel des sympathischen Haufens war sehr tight. Sowohl Band als auch Fans waren voll zufrieden und man sah überall im mit 80 zahlenden Gästen gut gefüllten Lükaz nur strahlende Gesichter.

 

77 git LIVE 2012aNach dieser schon eher zeitgemäßen Lehrstunde des Rock´n´Roll ging es danach aber ganz schön retro zu. Uralte Marshallamps wurden auf die Bühne gekarrt; ebenso ein Rickenbacker Bass, wie Lemmy Kilmister ihn spielt und eine Gibson SG wie von Angus Young, natürlich auch in rot. Dann kamen ´77 auf die Bühne, die auch aussahen wie Leute aus eben diesem Jahr. Altmodische 70er Jahre-Frisuren, hautenge zuknöpfbare Hemden und Schlaghosen ließen sofort erahnen, was hier gleich geschehen würde. Der Gitarrensound klang von Anfang an alt und authentisch. Und dann ging es richtig ab. Hier wurden AC/DC in Reinkultur gehuldigt, dass einem Hören und Sehen verging. Die Musik klang exakt wie die der Australier, ohne dass auch nur ein Coversong gespielt wurde. Der größte Unterschied zwischen AC/DC und ´77 ist lediglich, dass hier der Sänger, der stimmlich tatsächlich wie ein Double von Bon Scott klingt, gleichzeitig auch Gitarre spielt. Sogar dass beide Gitarristen der Band Brüder sind, haben beide Bands gemeinsam; unglaublich! Der Leadgitarrist legte sich auch gut ins Zeug und kopierte Angus Youngs Stil in Puncto Spiel und Posing exakt. Auch das obligatorische Gitarrensolo im Publikum gehört mittlerweile zur Standard-Showeinlage bei ´77. Nach knapp anderhalb Stunden haben die Spanier ihre beiden Alben komplett gespielt und völlig erschöpft die Bühne verlassen. Mit dieser enormen Spielfreude spielen ´77 andere AC/DC-Klone wie Krokus oder Bullet locker an die Wand. 

Zwar sind zwei Bands an einem Abend für das Lükaz recht wenig. Aber man muss auch bedenken, dass dieses Konzert an einem Dienstag Abend, und nicht wie sonst am Wochenende, stattgefunden hat. Durch das kleine Billing war aber in der Halle immer was los und es kam absolut gar keine Langeweile auf. Ein gelungender Abend!



Autor: Daniel Müller - Pics: Daniel Müller