METALLICA - 72 SEASONS
Label: | BLACKENED RECORDINGS |
Jahr: | 2023 |
Running Time: | 77:13 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Metallica hier groß und breit vorzustellen scheint unnötig angesichts des Weltruhms den die vier Musiker in ähnlicher Hülle und Fülle haben wie das dazugehörige Geld. Apropos Geld und Status: das neue Album wird released von Blackened Recordings, dem bandeigenen Label. Für mich sind die Jungs trotzdem die erste richtige Thrash Metal Band gewesen (obwohl Exodus vorher gegründet wurden und sowohl Motörhead als auch Venom wichtige Einflüsse beisteuerten bevor die Truppe aus Los Angeles richtig loslegte). Klar, in den letzten zweiunddreißig Jahren waren Metallica oft Streitthema unter den Metalheads. Erst starb Bassgott Cliff Burton als die Formation in Schweden tourte, dann drehten Metallica ihr erstes Musikvideo obwohl sie sich dem Medium jahrelang standhaft verweigert hatten und schlussendlich gab es auch noch das Napster Debakel und die verkorkste Trennung von Cliff Burton Nachfolger Jason Newsted.
Aber der eigentliche Grund für die vielen Diskussionen kamen auf, da sie nach dem schwarzen Album ihren Stil extrem modernisierten, sich die Haare abschnitten und sich von der Szene distanzierten. Aber selbst die Alben, die ihre Old-School- Fans vergrätzen, bescherten ihnen tausende neuer Fans. Ich gebe zu, als ich 1996 das erste Mal mit meinem Kumpel „Load“ hörte, war ich verwirrt und irgendwie echt sauer. Klar hörten wir uns die Scheibe trotzdem schön, so gut es ging. Wir fanden ein paar Songs, die wir mochten, wie zum Beispiel „Hero Of The Day“, „Mama Said“ oder die erste Single „Until It Sleeps“. Die Welt war trotzdem nie wieder die gleiche, der Metal hatte sich verändert. Die nächsten Releases waren lauwarm bis furchtbar oder gar belanglos.
Erst „Death Magnetic“ fühlte sich wieder mehr nach den echten Metallica an und als dann 2016 „Hardwired...To Self-Destruct“ herauskam, schien die Welt wieder ein Stück mehr in Ordnung. Sieben Jahre später ist die Erwartungshaltung einmal mehr gigantisch groß und kann nur enttäuscht werden, oder? Ich will ganz ehrlich sein: klingt Metallica wie zu „Master Of Puppets“ Zeiten? Nein, mitnichten! Ich denke das zu erwarten wäre etwas unrealistisch und sind wir ganz ehrlich ist das kompletter Stuss. „Master Of Puppets“ kam vor siebenunddreißig Sommern in die Plattenläden. Lars war zweiundzwanzig Jahre alt und alle anderen waren vergleichsweise jung. Die Boys waren halbstarke Kids und man hatte tausende Gründe wütend zu sein (guter Stoff für Thrash Metal Lyrics). Was ich damit sagen will ist, das die vier satten, reichen gestandenen Männer wohl kaum noch dieselbe greifbare Wut und Energie abrufen können wie am Anfang ihrer Zwanziger.
Was bleibt ist: gutes wenn auch etwas auf Nummer sicher gehendes Songwriting, eine gute handvoll fette Riffs und gute Melodien und das ergibt ein Metallica Werk des Jahres 2023. Aber jetzt kommt es: eine bessere Gesangsleistung gab James Hetfield nie zum besten. Tunes wie „72 Seasons“, „Shadows Follow“, „Lux Ӕterna“ und „Screaming Suicide“ holen aus dem modernen Metallica Sound raus was geht. Hier herrscht zwar der Post-"Load" Vibe, aber so ausgereift und homogen wie hier war er selten zu hören. Mein Wunsch wäre Metallica mal wieder wütend und rau zu erleben, die Produktion heuer ist zwar hörbar teuer aber ich vermisse den Rotz, den Schmutz und die blutige Nase die einem Songs wie „Battery“ oder „One“ damals verpassten.
Ist das die beste Metallica Scheibe seit 1991? Nein, ist sie nicht aber seit „Death Magnetic“ geht die Formation wieder in eine Richtung die mir gefällt und die mich hoffen lässt, dass doch noch eine richtig räudige Thrash Metal Platte in den Older Statesmen Of Thrash steckt und die Hoffnung stirbt zuletzt!
Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Dennis Eikenkötter