SLEEPY HOLLOW, WIDOW, AWAKEN, BLOODLINE

Clifton, NJ, Dingbatz, 06.10.2012

Natürlich spielten genau an diesem Abend auch Accept im Starland Ballroom in Sayreville, NJ, nur ein paar wenige Meilen von Clifton entfernt, so dass ich eigentlich nur wenige einigermaßen bekannte Gesichter im Dingbatz erwartet hatte. Und genau so kam es auch. Das Dingbatz ist ein kleiner aber doch feiner Club in Clifton, NJ. Der Vorteil an diesem Club liegt für mich in der geringen Anreisedistanz, wohne ich doch quasi um die Ecke und hatte mit meinen 3 Meilen wohl einen der kürzesten Anreisewege heute Abend. Egal, schaut man sich die Homepage vom Dingbatz an, so erkennt man recht schnell, dass der Club hier in der Region einen recht hohen Stellenwert hat, haben hier doch bereits Bands wie Bullet, 3 Inches Of Blood, Arctic Flame, Gothic Knights, Attacker, White Lion oder Joe Lynn Turner gespielt. Der Eintritt war mit 10 US Dollar für vier Bands mehr als nur preiswert und auch die Gerstenschale bekam man für 4-5 Dollar. Die Vorsaussetzungen für einen sehr gelungenen Abend waren also gegeben. Als ich kurz nach 20 Uhr beim Dingbatz aufschlug, waren die Türen zwar noch verschlossen, Sleepy Hollow aber bereits komplett anwesend. Da ich im Vorfeld dieses Gigs ein Emailinterview mit Bob Mitchell (Sänger von Sleepy Hollow) geführt hatte, nutzte ich die Gelegenheit, mit den Jungs persönlich zu quatschen. Nach den ersten paar Sätzen war bereits klar, dass ich es hier mit sehr aufgeschlossenen Zeitgenossen zu tun hatte. Die Band war sich der Konkurrenz aus Solingen etwas südlicher heute Abend natürlich bewusst, versuchte man doch auf deren Billing aufzuspringen, was leider nicht gelang. Egal, ich hatte versprochen hier her zu kommen, und ich stehe gewöhnlich zu meinem Wort, und ich habe es im Laufe des Abends nicht bereut.


BLOODLINE band LIVE 2012Pünktlich um 21Uhr legte dann der Opener Bloodline los. Das Clerasil-Quartett (die Jungs sind alle erst 15-16 Jahre alt) legte gleich ein ordentliches Brett auf die wenigen Anwesenden los. Musikalisch war das Dargebotene voll in Ordnung, aber der Gesang wollte mir nicht so richtig gefallen. Egal, das Augenmerk hatte ich eh auf den Leadgitarristen gerichtet, der in bester Yngwie Malmsteen Manier seine Fingerlein über das Griffbrett flitzen ließ. Wenn der Kerl noch etwas an seinem doch sehr statischen Stageacting feilt, könnte der mal echt zu einem geilen Metalmucker werden. Das Handwerk ist trotz seinem jungen Alters bereits zu Genüge vorhanden! Im Gespräch mit seinen Eltern hat sich ergeben, dass der Typ ursprünglich 5 Jahre Violine gespielt hat, sich dann am Bass langweilte und nun mit der Leadgitarre wohl sein richtiges Instrument gefunden zu haben scheint. Es hat echt Spaß gemacht, dem Kerl zuzuschauen. Nach vier Eigenkompositionen, schloss die Band ihren Set mit dem Metallica Cover „Creeping Death“ ab. Nach knapp 30 Minuten durften die Jungspunde nach einem durchaus akzeptablen Auftritt einigen Höflichkeitsapplaus entgegen nehmen.

 

AWAKEN band LIVE 2012Wie man amtlich Stageacting betreibt, zeigten uns im Anschluss dann Awaken. Hier konnte man den Unterscheid zwischen den noch unerfahrenen Jungspunden von Bloodline und einer eingespielten Untergrundband wie Awaken deutlich erkennen. Awaken, die gerade an ihrem Debütalbum für Mausoleum Records arbeiten, spielten sich mit sehr viel Spielfreude durch ihren Set und konnten beim Publikum amtlich punkten. Vor allem Sänger Glenn zeigte wie man sowohl mit dem Publikum interagieren, und trotzdem noch jeden Ton gut treffen kann. Der Auftritt, der für mich komplett unbekannten Band aus Greenwich, CT, hat mir sehr gut gefallen und den anderen Anwesenden ebenfalls. Ich bin mal gespannt, wie ihr Debütalbum am Ende klingen wird. Live kamen die Songs jedenfalls sehr gut rüber. Mit etwas Wehmut, wurde Drummer Nick nach vielen Bandjahren an diesem Abend verabschiedet, da er nach Neuseeland übersiedeln wird. Gute Musiker mit gutem Material. Da hätte ich gerne länger als 30 Minuten zugehört!

 

WIDOW band LIVE 2012Im Anschluss war es in Form von Widow dann Zeit für die erste Pure Steel Records Band. Das Trio bestehend aus Johnny (v, b), Chris (g) und Peter (d) könnte man in den Ansageteilen zwischen den Songs durchaus als Comedy Truppe bezeichnen. Jedenfalls wurde in den Songansagen übereinender hergezogen, dass man sich im Publikum nur schwer das Lachen verkneifen konnte. So kommt beim Gig in Clifton sofort gute Stimmung auf. Der Sound ist ebenfalls sehr gut und mir hat’s sehr gut gefallen. Meine Aufmerksamkeit richtete sich immer häufiger auf den Barfuss spielenden Drummer Peter, der mit seinen Grimassen und Kunststückchen hinter der Schießbude durchaus Unterhaltungswert aufwies, wobei auch die Saitenfraktion an ihren Instrumenten brillieren konnte. Obwohl ich die Band bereits am Swordbrothers Festival vor zwei Jahren kurz gesehen hatte, war mir ihr Material nicht wirklich bekannt. Der traditionell ausgerichtete Metal der Band hat mir jedoch, zusammen mit den wirklich unterhaltsamen Songansagen, sehr gut gefallen. Das Trio aus Raleigh, NC hatte ebenfalls mordsmäßig Spass in den Backen, und so kann man doch feststellen, dass hier beide Seiten (Band und Publikum) eine gute Zeit hatten. Man merkte den drei Südstaatlern auch an, dass sie nicht erst seit gestern zusammen spielen. Hier war eine eingespielte Einheit am Werk, die perfekt aufeinander abgestimmt war. Kristallklarer Sound ergänzt mit musikalischer Qualität und enormer Spielfreude! So soll es sein; was will man als Zuschauer mehr? Im persönlichen Gespräch mit Chris nach dem Gig stellte sich heraus, dass wir metaltechnisch auf einer sehr ähnlichen Wellenlänge liegen. Die drei Jungs sind extrem sympathisch und haben sich ein Antesten seitens der Metalcommunity redlich verdient. Weiter so Jungs!

Setlist:
Take Hold Of The Night
Re-Animate Her
Lady Twilight
An American Werewolf In Raleigh
Nightlife
Embrace It
Angel Sin
Reunion
The Pleasure Of Exorcism

 

SLEEPY HOLLOW band LIVE 2012Nachdem die ersten drei Bands mehr oder weniger über das Drumkit von Widow gespielt hatten, war es nun an der Zeit, das doch amtliche Kit von Tom Wassman aufzubauen. Dies dauerte durchaus weniger lang als man annehmen konnte, so dass das Quartett Sleepy Hollow pünktlich um Mitternacht die Bretter des Dingbatz enterten. Los ging’s mit „Rear Window“ und „Inquisition“, bevor der neue Gitarrist Rick Craig gebührend vorgestellt wurde. Für diejenigen, die Rick nicht kennen, er ist Gründungsmitglied von Halloween und hat mit den Horrormetallern aus Chicago zwei Klassiker („Don’t Metal With Evil“ und „Victims Of The Night“) eingespielt. Zudem war er Mitglied von Humble Pie und MC5 und einer der nettesten Menschen, die ich hier in den Staaten kennengelernt habe. Als er meinen Halloween Zipper gesehen hat, meinte er nur: “I Love You, Brother!“ Gefolgt von einer dicken Umarmung... Obwohl ich mir den einen oder anderen Klassiker der ersten Phase von Sleepy Hollow gewünscht hätte, beschränkte sich die Band auf ihr aktuelles Album „Skull 13“. Ich hätte zwar gerne zumindest einen alten Kracher gehört, das neue Material ist allerdings ebenfalls stark. Die Band war spielfreudig und Bob Mitchell gewohnt gut bei Stimme! Es hat extrem viel Spass gemacht, den vier Musikern beim Spielen zuzusehen. Auch wenn Rick noch nicht so sicher bei einigen der Songs agiert hat, merkte man ihm seine jahrelange Routine an. Die Band trat als Einheit auf und war extrem tight. Ein Highlight für mich war neben Bob’s gewohnt stilsicherem Gesang, Tom Wassman’s Powerdrumming. Der Kerl ist eine echte Maschine und hat sein Kit in unnachahmbarer Manier verprügelt, dass es eine Augenweide war. Den wenigen Anwesenden (ca. 30-40 Zuschauer maximal) hat das Dargebotene jedenfalls sehr gefallen und die Band hatte sehr viel Spass. Nach neun Songs des aktuellen Albums „Skull 13“ wurde der Set mit einer Coverversion von Saxons „Denim & Leather“ gebührend abgeschlossen. Für diese Coverversion wurden die drei Jungs von Widow vor die Bühne zum Mitgröhlen gebeten, was die drei auch gerne taten. Der Song wurde in bester Manier zelebriert und ein ausgiebiger Mitsingteil wurde eingebaut. Im Anschluss war dann nach einer guten Stunde Spielzeit Schicht im Schacht und die Band verabschiedete sich vom Publikum (hauptsächlich Freunde und Anhang der Band). Alles in allem ein sehr gelungener Gig, der gezeigt hat, dass die Band noch so einiges zu bieten hat. Bob Mitchell kann immer noch göttlich singen und seine Sidekicks sind alles ausgezeichnete Musiker. Man darf gespannt sein, wie sich die Band nächstes Jahr bei den europäischen Gigs und vor allem auf dem Headbangers Open Air schlagen wird. Ich hoffe, dass sie für das H:O:A auch den einen oder anderen Klassiker der früheren Bandgeschichte ausgraben werden. Denn bei einem solchen traditionellen Metalfestival erwarten dies die Fans, neue Alben hin oder her!

Setlist:
Rear Window
Inquisition
Black Passage
Facemelter
Bleed Steel
Midnight
Death Of The Horseman
Eternal Bridge
Spiral Effect
Denim & Leather (Saxon Cover)

Im Anschluss habe ich dann noch ausführlich mit Widow und Sleepy Hollow gequatscht, noch das eine oder andere Foto geschossen und mich dann so gegen zwei Uhr morgens endlich auf den Heimweg gemacht. Das war ein sehr unterhaltsamer Abend mit vier coolen Bands! Schade, dass sich nicht mehr Leute von hinter dem Ofen nach Clifton locken ließen. Wer nicht da war, ist selber schuld!



Autor: Steph Bachmann - Pics: Steph Bachmann