ONSLAUGHT, CRIPPER, IZEGRIM, FINAL DEPRAVITY

Essen, Turock, 04.10.2012

Müßig zu erwähnen, dass auch an diesem Konzertabend im Essener Turock kein mieses Wetter war. Natürlich sank die Quecksilbersäule auf herbstliche 13° C Grad, doch es regnete nicht und man konnte noch ohne Jacke zum Turock laufen. Nach einem gewohnt unkomplizierten Einlass musste ich mich noch an den vorrätigen Ohrstöpsel vergreifen, die für so Vollhirsen wie mich zu erwerben waren, die ihre Eigenen vergessen haben. Bei dem heutigen Line-Up durfte mit lautem Thrash Metal gerechnet werden, daher war Vorbeugen nicht nur erlaubt, sondern auch empfohlen.

 

FINAL DEPRAVITY bass LIVE 2012Den Anfang machten Final Depravity aus Gelsenkirchen, die beim kurzen Soundcheck knapp vor ihrer Loslegung schon gut Krach erzeugten. Ihr deathiger Thrash kam an einer nicht ganz desinteressierten Kleinmenge an Besuchern nicht ohne Resonanzen zu erzeugen vorbei. Denn erste Animationen zu Hey-Rufen mit Arme in die Luft zu heben gab es schon im Opener, und sie wurden erhört. Nicht schlecht für den Eröffnungstrack der Anfangsband. Die vier Jungs trugen stilsicher Shirts von Morbid Angel, Desecration, Suicidal Angels und …ähm… Darth Vader! Mit zwei Les Paul Gitarren bewaffnet wurde richtig Krach gemacht, und der Sound war schon, wie fast immer im Turock, beim ersten Track der ersten Band gut. „Essen, wie ist die Stimmung da unten?“ fragte Shouter Dennis Baron die FINAL DEPRAVITY vox LIVE 2012Anwesenden, bevor dieser „Back From Grey“ vom dem Album ansagte, das Anfang 2013 erscheinen soll. Dieser neue Track fängt mit Molltönen an, und der Bass nagelt leicht rumpelig, im Gegensatz zum knüppeligen Stil der ersten beiden Songs. Basser Alex Voß unternahm einen Ausflug ins Publikum, und war überhaupt die Rampensau schlechthin. Ein weiterer neuer Song wurde mit „Thrash Is Just The Beginning“ gezockt, und nach sechs Liedeinheiten und 30 Minuten Spielzeit war dann Ende, wonach eine überschaubare Menge amtlich Applaus spendete.

 

IZEGRIM drums LIVE 2012Dem Fabelnamen des Wolfes nahmen sich die Niederländer von Izegrim an. Doch die optische Auffälligkeit der Band war Bassistin und Shouterin Marloes Voskuil, die mit ihren arschlangen Haaren in Blond und einem Fünfsaiter bewaffnet war. Getragen wurden von der Band Shirts von Asphyx und Guns ‚n’ Roses. Klar, bei den  Holländern ist die Dichte der Fans der Gunners noch total hoch. Die Ansagen tätigte sie mit heller Stimme, im IZEGRIM vox LIVE 2012krassen Gegensatz zu ihrer growligen Stimme in den Songs. Die Thrasher aus Zutphen machten gut Action und waren immer in Bewegung. Ihr Hang zu einer Saite mehr an ihren Brettern, ergab zusammen stattliche 19 Saiten auf der Bühne. Der Aufforderung von Marloes, „…a bit closer“ zu kommen, komplettierte sie mit den deutschen Worten „Ich beisse Nicht“. Ein `Schade´-Ruf aus der Audienz blieb darauf unbeantwortet. Die Tracks „Point Of No Return“ und „Deliverance“ schlossen sich an, und hatten Synchronbangen der Saitenfraktion zur Folge, das sich auf das Publikum übertrug. “Victim Of Honour” vom letzten Album “Code Of Consequences” profitierte auch davon, und der Wechsel der Ansagen in Deutsch und Englisch, wie „Vielen Dank für die Blumen“ machte die Bands nur noch sympathischer. Rufe nach Zugabe blieben dann nach 40 Minuten Spielzeit leider ohne Ergebnis, trotz Unterschreitung der vorgesehenen Stagetime.

 

CRIPPER git LIVE 2012Cripper sind inzwischen keine Newcomer mehr, sondern bereits seit 2005 unterwegs, ihren Thrash unter die Leute zu brigen, und das taten sie weltweit. Man durfte sich also auf eine gute eingespielte Truppe freuen, wie Elchkuh Britta gegenüber Crossfire bereits in vielen Fragen beantwortete. Das Interview findet ihr dazu hier. „Einen wunderschönen Guten Abend!“ schallte es aus ihrem Munde, wo zu die Axtfront ein amtliches Brett lieferte. Völlig bewegungsfreudig, als wie unter Strom stehend, posten alle fünf wie blöde, und brachten allerhand Faxen. Das zeigte die Spielfreude deutlich auf, und auch wie sicher sie sich in ihrem Material bewegten, besonders auch Neubasser Gerrit. Die breit gefächerten Musikgeschmäcker der Band sind bekannt, so trugen die Gitarreros Shirts vom „Eindhoven Metal Meeting“ und von „Down“. Bei „Devil Reveals“, dem Titekltrack des zweiten Albums, kam mal Richtig Bewegung in die Menge, die dazu Hey-Rufe starteten. Die Tempiwechsel beanspruchten das Gefühl der Banger, im Rhythmus zu bleiben. In der nächsten Ansage wurde der Fluch beschrieben, immer Schnitzel im Catering gehabt zu haben, dadurch wurde der nächste Songtitel durch die Vokabel ‚Schnitzel’  bereichert, und Britta performte unter einer Uniformmütze, die mit der Aufschrift „Routine“ versehen war. Drummer Dennis dürfte sich dazu nicht äussern, denn er spielte Barfuss. Während „Dogbite“ gezockt wurde, sprachen mich Kuttenleute an, und brüllten mir vehement ins Ohr: CRIPPER britta LIVE 2012„Schreib, dass die gut sind!“ Britta dagegen wollte im letzten Song „FAQU“ (Fuck Me Fuck You…) alle Mittelfinger sehen, sprang dazu auch in die Audienz, einzelnen Besuchern das Mikro unter die Nase haltend, um das „Fuck You“ einzufordern. Zu meiner Überraschng war danach wirklich schon Schluss. Dass Cripper auch mit vierzig Minuten Spielzeit hinkamen, verwundert an den großen Publikumsresonanzen doch sehr, weil die Hannoveraner unter großem Applaus und Zugaberufen entlassen wurden.

 

ONSLAUGHT bass LIVE 2012Schnell noch einen Blick auf das Merchandise geworfen. Dort machten sich fanfreundliche Preise breit, denn kein Shirt war teurer als 15 Euro, ausser dem Kapuzenzipper von Izegrim, für den man 30 Euro veranschlagte. Die sympathischen Engländer von Onslaught gaben den Headliner auf der laufenden Tour zusammen mit Izegrim und Cripper, und sind als nächstes dran. Für die letzte Band des Abends wurde bereits ein Riesenbackdrop mit dem Symbol ihrer aktuellen Platte „Sounds Of Violence“ aufgezogen, das die anderen drei zuvor, die schon nicht winzig waren, in den Schatten stellte. Nach einem Intro wurde die harte Kante ausgepackt, und viel Nebel auf der Bühne konnte den Fünfer oft nur schemenhaft erkennen lassen. Der Fünfer aus Bristol hielt die Ansagen kurz, und die Gitarrenfront trug Shirts von Predatory Violence und Eigenwerbung in Form vom 86er Album „The Force“. Und das wurde auf der Setlist heute Abend besoders berücksichtigt, denn nicht nur “Metal Forces” wurde zum Besten gegeben. Einen Mitgröhlpart gabs auch, dieser bekannte Kontest, lauter zu brüllen, als die Leute zuvor in Stadt X, der sich nur darin von denen bei anderen Bands unterscheidet, ONSLAUGHT vox LIVE 2012dass andere Orte genannt werden. Insgesamt prügelte man sich alles andere als statisch durch den Set, und kam soundtechnisch auch sehr straight und sehr speedy rüber, doch in Sachen Stageacting verlor man heute gegen den Co-Headliner, wenn auch nur knapp. Daher ging der Actionpokal heute an Cripper. Jedoch war es über die 75 Minuten eine saubere bis hassgeprügelte Vorstellung der englischen Vollgasfraktion, der man heute im Turock auf jeden Fall besser beiwohnte, als es später zu bereuen. Viva La Hate!



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Daniel Horlbogen