LORDI, ALMANAC, DYMYTRY

Köln, Essigfabrik, 29.11.2022

Kurz vor 20:00 Uhr betrat ich erst die Essigfabrik und die laut Information optisch Lordi ähnelnde Band Dymytry, war leider gerade schon von der Bühne gegangen. Der Umbau für Victor Smolskis Almanac lief auf Hochtouren.

almanac live2022Gute fünfzehn Minuten später gings dann auch schon los. Die Almanac Band beziehungsweise Projekt-Historie wurde in den letzten Jahren von unendlichen Personalwechseln, in erster Linie an der Sangesfront, durchsäumt. So waren vor nicht allzu langer Zeit auch schon Patrick Sühl (ex-Gun Barrel), Jeannette Marchewka oder David Readman (Pink Cream 69) am Mikrofon vorzufinden. Victor Smolski ist ja bekanntlich in vielen Bands und Projekten aktiv. So war er auch seit Anfang dieses Jahres bei Korry Shadwell, bekannt unter anderem von Distance Call, in Diensten. Die Bochumerin ist seit einigen Jahren solo aktiv und mit ihrer blonden Lockenmähne und ebenso einzigartigen, rauchigen Stimme ein unverkennbarer, sehenswerter und auch hörenswerter Stageact. Mit Saitenhexer Smolski an der Gitarre hatte sie auch schon eine Reihe von Gigs wie unter anderem das Steel Meets Steel Festival erfolgreich bestritten. Nun war erneut Bedarf bei Almanac am Gesang und was lag für Victor Smolski nun näher, als auch hier Korry mit auf die anstehende Tour als Support von Lordi zu nehmen. Almanac neben Victor bestehend aus Drummer Volker Schulz und Basser Tim Rashid legten mit einem Instrumentalstück los. Unterlegt mit Keyboards und Effekten vom Band lieferte man ein opulentes Powermetal Feuerwerk als Einstand ab. Dann betrat nach einer Ansage durch den Bandchef, Korry Shadwell die Bühne und gemeinsam performte man einen Rage Song, den Victor zu der Zeit als er der Band aus Herne noch angehörte, geschrieben hatte. Hier konnte Korry sich voll entfalten und verlieh diesem Song einen besonderen Charme. Nach diesem folgte ein weiterer Song mit ihr am Mikrofon, bevor es wieder instrumental weiter ging. Das Verhältnis Songs mit Gesang und Instrumental hielt sich ungefähr die Waage, was ich eigentlich schade fand. Gefiel mir das Ganze doch wesentlich besser mit Gesang. Bei einigen der Tracks wurden auf Keyboards aus der Dose verzichtet. Bis auf ein paar kleine Ausnahmen machte die Ansagen ausschließlich Victor Smolksi selbst, welche meines Erachtens zwar informativ aber nicht von Entertainer-Qualitäten geprägt waren. Den Leuten gefiel das Programm aus Rage, Smolski Solo und Almanac Beiträgen sehr gut und der Meister stellte beindruckend unter Beweis, dass er zu Recht zu den ganz Großen seiner Zunft gezählt wird. Für Victor und seine Truppe endete somit der vorletzte Gig der Tour als Support für Lordi mehr als erfolgreich. Für Korry Shadwell war dieser kurzfristige Einsatz mit Sicherheit ein weiterer Schritt nach oben in ihrer Karriere. So verabschiedeten sich Almanac vor einer gut angeheizten Meute.

Setlist: Prelude of Souls, Innocent, Self-Blinded Eyes, Soundchaser, Rocket Science, Unity, Down, No More Shadows

lordi 1 live2022Nach einer halbstündigen Umbaubaupause hieß es Feuer frei fürs Gruselkabinett mit dem finnischen Fünfer Lordi. Eingeläutet wurde die Vorstellung vom Kiss Song „Detroit Rock City“ vom Band, gefolgt von einem, wie nicht anders zu erwartenden schaurigen Intro, bei dem die Bandmitglieder einer nach dem andren die Bühne betraten. Als letzter betrat dann Chef „Mr. Lordi“ die Bühne und schon gings mit „Moonbeast“ und „Would You Love A Monsterman?“ in die Vollen. An der Stelle muss ich erwähnen, dass ich kein Fan der Band bin und auch nur einige wenige Hits kenne. Trotzdem besitzen die Kompositionen der Monster dermaßen Hitcharakter, dass man schon beim ersten Refrain zum Mitsingen animiert wird. Über Gesangsstimmen lässt sich bekanntermaßen streiten. Mister Lordis Stimme war mir schon immer der Grund, warum deren Scheiben nie den Weg in meinem CD-Schacht fanden. Entgegensetzt der großartigen Songs ist der Gesang absolut nicht mein Fall. Aber das sieht die randvolle Essigfabrik anders und feiert die kostümierten Rocker ab ohne Ende. Wogegen bei Almanac hinsichtlich der Entertainer Qualitäten noch Luft nach oben besteht, gibt es bei Lordi schon bald zu viel des Guten. So redet der Chef des Ganzen, gut in amerikanischer Manier, gerne und lange vor jeder Nummer, so dass von einem Fan laut gebrüllt dagegen protestiert wurde. Aber nach jeder Ansage kommt eine erneute Vollbedienung und Tunes wie „Victims Of The Romance“ oder „Demon Supreme“ verfehlen ihre Wirkung nicht. Spieltechnisch sticht der neue Gitarrist Kone mit fantastischen Soli hervor. Jedes Bandmitglied kam im Laufe der Vorstellung zu Solo-Ehren. Normalerweise nerven mich Soli nur. Aber bei Lordi wurden diese Einzelaufführungen mit Musik- und Schauspieleinlagen wie zum Beispiel mit einer Hexe bei dem Bass Solo untermalt. So waren hier die eigentlichen Bier-Hol- oder Toiletten-Gelegenheiten echte Highlights. lordi 2 live 2022Doch mit einer besonderen Überraschung hatte absolut niemand der Fans gerechnet! Denn zwischen die Monster mischte sich ausgerechnet beim letzten Titel, dem ESC-Sieger-Titel „Hard Rock Hallelujah“, ein weiterer Kostümierter: Der Werwolf aus der ProSieben-Show „The Masked Singer“. Unter der Maske steckte kein geringerer als Bürger Lars Dietrich, der Anfang November bei Fernsehshow enttarnt wurde und die Sendung auf dem zweiten Platz beendete. Bei seinem dortigen Auftritt hatte Herr Dietrich „Hard Rock Halleluja“ sogar selbst gesungen. Jetzt das gemeinsame Happening mit Lordi in Köln.

Lordi, Almanac und Dymytry hinterließen somit ein begeistertes Publikum gemischten Alters und jeder der Anwesenden wird bei der nächsten Gelegenheit garantiert wieder dabei sein!

Setlist: Moonbeast, Would You Love A Monsterman, Victims Of The Romance, Demon, Supreme, Drum Solo, Blood Red Sandman, Carnivore, Bass Solo, Abracadaver, Borderline, It Snows In Hell, Magistra Nocte, Down With The Devil, Believe Me, Guitar Solo, Devil Is A Loser, Who's Your Daddy?, Merry Blah Blah Blah, Hard Rock Halleluja



Autor: Stephan Georg - Pics: Stephan Georg, Gabriel Lavraniuc