Heute gibt es dann mal Something Completely Different, im Gegensatz zu den anderen Shows, die wir in letzter Zeit besucht haben. Die Kulturkirche Köln, im Stadtteil Nippes, ist eine hervorragende Veranstaltungsstätte für Konzerte jeglicher Couleur. Ausgestattet mit feinster Bühnentechnik und nach wie vor als Gotteshaus in Betrieb. Ganz egal ob es sich um Jazz, Metal, oder eben die Musik der Lady von den Färoer Inseln handelt. Für alle, die sie noch nicht kennen, Eivør Pálsdóttir wird oft als färöische Björk bezeichnet, wobei sich das eher auf die geographische und kulturelle Nähe der Färöer mit Island und das künstlerische Niveau, als auf einen bestimmten Stil bezieht. Eivørs Repertoire reicht von Jazz über Folk, Ethno Pop bis Trip-Hop, aber sie interpretiert auch schon mal Klassik und Kirchenmusik. Jedoch ist sie bestimmt auch dem einen oder anderen Metal Fan durch ihre Zusammenarbeit mit Einar Selvik von Wardruna, deren Tour sie 2018 begleitete, bekannt.

Unnötig zu sagen, dass die Show ausverkauft ist. So finden wir uns recht früh in dem Viertel ein, um erst einmal einen Parkplatz zu suchen. Kein leichtes Unterfangen an einem Freitagabend, aber das Glück ist mit uns. Vor der Kirche steht schon eine riesige Schlange, doch die freundlichen Stewards der Security gewähren uns als Crossfire Mitarbeitern schon mal vorab den Eintritt. Dies ist aufgrund der im Inneren stehenden Kirchenbänke recht günstig, da ein späteres Dazukommen nur für unnötige Unruhe und Sichtbeeinträchtigung der Zuschauer in der ersten Reihe sorgen würde.

Mit einer kleinen Verspätung, sagen wir das akademische Viertel, erscheint nun Elinborg auf der Bühne. Die kleine Schwester von Eivør übrigens, startet den Abend mit einer One Woman Show. Nur mit der akustischen Gitarre und einer glockenklaren Stimme, betört sie die Zuschauer. Zusätzlich gibt es noch atmosphärische Klänge oder eher schwer zu beschreibende Klangbilder vom Laptop. Müsste ich es in ein Genre einordnen, wäre es wohl Dark Elektro Pop. Mit ihrem melancholischen und kristallklaren Gesang, singt sie über unerreichbare Liebe und tiefe Sehnsucht. Ihre gerade veröffentlichte EP „Vera“ wurde von ihrer ältesten Schwester produziert. Und so präsentiert sie voller Inbrunst eine knappe halbe Stunde lang ihre Musik. Obwohl es nicht so ganz mein Geschmack ist, überzeugt mich die Klasse der Darbietung.

Nun wird ein wenig umgebaut, da jetzt mit Eivør und ihren Mannen, eine komplette Band auf der Bühne steht. Bestehend aus einem E -Kontra Bass, dazu Schlagzeug, Keyboard und Synthesizer sowie Gitarre und Gesang von der Lady selbst. Nicht zu vergessen auch die mit Rentierhaut bespannte Schamanentrommel, die sie ebenfalls kraftvoll bedient. Den Song „Trøllabundin“ hat sie beispielsweise auf dieser Trommel komponiert. Was soll ich sagen, vom ersten Takt an hat sie das Publikum in der Hand und verzaubert alle mit ihrer eindringlichen Stimme und ihrem Charisma. Überhaupt strahlt sie eine unglaubliche positive Energie aus, die das Temperaturlevel in der ohnehin schon recht warmen Kirche weiter erhöht. Überglücklich stellt sie fest, dass die heutige Show ausverkauft ist. Bei ihrem ersten Auftritt in einem kleinen Kölner Club vor einigen Jahren, waren unverständlicherweise gerade mal eine Handvoll Leute anwesend. Qualität setzt sich scheinbar mit der Zeit doch durch.

Auch ihre Begleitmusiker sind erstklassig und die Lieder umhüllen einen, wie ein wärmender Sommerregen. Dass die Färingerin aber auch richtig Power im Blut hat, zeigt sich immer wieder, sobald sie zur Sami Trommel greift. Ich würde mal vorsichtig behaupten, dass hier eine große Affinität zu härteren Klängen vorliegt. Spätestens wenn sie das Publikum zum Mitsingen animiert, wird einem klar, das Eivør mit ihrer Magie mühelos größere Venues füllen könnte. Wobei es nebenbei gesagt, in Köln natürlich eine der leichtesten Übungen ist, eine Halle zum Mitsingen zubewegen. Über die Unsitte einiger weniger Besucher, sich für ein Selfie mit dem Rücken zur Bühne zu stellen, sieht sie profihaft hinweg.

Zwischendurch erzählt sie immer wieder Geschichten aus ihrem Leben, warum sie das kleine fünfhundert Seelen zählende Heimat Dorf verlassen hat und nach Kopenhagen übergesiedelt ist. Umso größer ist ihre Freude, dieses Mal die kleine Schwester mit auf Tour zu haben. Natürlich gibt man daher auch den Song „Rain“ zum Besten. Die beiden Damen ergänzen sich phantastisch und nach herzlichem Geknuddel, verabschiedet sich Elinborg wieder in den Back Stage Bereich. Einfach nur schön. Die Begeisterung kennt jedenfalls kein Limit und immer wieder steht das Publikum auf, um sie zu feiern und, wenn man das so sagen kann, abzurocken. Das wirkt scheinbar unheimlich inspirierend auf Eivør, denn im späteren Verlauf des Abends legt sie noch einmal eine Schüppe drauf, untermalt von fetten Bässen aus dem Synthesizer. Sogar ein wenig Headbangen ist angesagt. Zwar in homöopathischer Dosis, aber die Dame rockt ihre Gitarre zwischendurch gewaltig.

Es bleibt nur zu sagen, dass die Show für meinen Geschmack und ich denke auch die Zuschauer empfinden so, leider viel zu schnell vorbei ist. Aber aufgrund der Standing Ovation gibt es natürlich dann noch zwei Songs als Zugabe. Ich habe den Eindruck, das alle riesigen Spaß an der Performance hatten und gerne hätten wir den Musikern noch weiter gelauscht, aber bekanntlich soll man ja Aufhören, wenn es am Schönsten ist. So werden wir mit einem wohligen Gefühl in die Nacht entlassen.

Setlist: Boxes, Nothing To Fear, Salt, Only Love, Let It Come, Lívstræðrir, Helig, Skyscrapers, This City, Rain, True Love, Gullspunnin, Truth, I Tokuni, Trøllabundin, Falling Free