BERGFRIED - Es gibt eine grobe Idee, wo es hingehen soll, doch entwickelt es sich dann ganz anders!


Ich bin kürzlich zufällig auf das Duo Bergfried gestoßen, dass epischen, verträumten Folk Metal spielt. Viel im Netz gibt es nicht zu finden, zum Beispiel auch keine Bandfotos. Ich sprach mit Multi-Instrumentalist und Gründer Erech III. von Lothringen (Ja, das ist sein echtes Pseudonym!), um etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

logoDaniel: Hallo Erech III.! Bitte erzähl uns doch zunächst, wann und wie es zur Gründung von Bergfried kam!

Erech III.: Gegründet wurde das Ganze im Spätsommer 2021. Zu Beginn standen nur der Bandname und der EP-Titel fest. Musikalisch war der Plan, in die Richtung von Old Nick und anderen Grime Stone Records-Artists zu gehen, aber wie man hören kann, ist das nach hinten losgegangen. Der Blastbeat in „Hungry Hearts“ ist das letzte Überbleibsel dieses ersten Impetus. Aber so ist es bei all‘ meinen Projekten bisher gewesen: Es gibt eine grobe Idee, wo es hingehen soll, doch entwickelt es sich dann ganz anders.

Daniel: Warum nennst Du Dich eigentlich Erech III.? Die römische III irritiert mich bei Deinem Pseudonym irgendwie, haha! 

Erech III.: Die Adelstitel von Anna und mir sind natürlich die reinste Hybris, jedoch muss man bedenken, dass die schriftlichen Quellen aus dem Mittelalter fast ausschließlich von Geistlichen des Adels verfasst wurden. Drum haben wir uns auf dieselbe Stufe begeben, um diese Liebesgeschichte (halbwegs, haha!) glaubwürdig wiedergeben zu können. Grundsätzlich ist mittelalterliche Geschichte ja vor allem eine Geschichte der herrschenden Klasse. Durch Chroniken und Vitae wissen wir oftmals, wer wann wen geheiratet und welche Nachkommen gezeugt hat. Jedoch hat die aufkommende microstoria der 70er- und 80er-Jahre einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Lebensrealitäten der arbeitenden Klasse geleistet. Aber zum Thema zurück: Die 3 ist eine besondere Zahl, ob als Heilige Dreifaltigkeit, Triptychon oder Dreiklang.

Daniel: Woher kennst Du Sängerin Anna? Und hattet Ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Erech III.: Anna habe ich in Budapest kennen gelernt, als sie da ein kleines Konzert gespielt hat. Wir haben Kontaktdaten ausgetauscht, und als mir die Idee für Bergfried kam, wusste ich, bei wem ich mich melden musste. Mittlerweile ist sie nach Australien gezogen, aber da in naher Zukunft keine Gigs geplant sind, ist das auch kein Problem.

Daniel: Ich finde es verwirrend, dass Ihr einen deutschen Bandnamen und einen deutschen EP-Titel habt, aber komplett englische Texte verwertet. Wie kam es dazu?

Erech III.: Das ist eine rein ästhetische Entscheidung. Ich mag die Diskrepanz. Auf der anderen Seite wären gesungene deutsche Texte aber auch mein Untergang. So lange geschrien wird, ist Deutsch für mich in Ordnung, aber gesungen geht es nur in der Oper oder im Kunstlied. Ich würde es jedenfalls begrüßen, wenn deutschsprachige Künstler:innen aufhören würden zu versuchen, die deutsche Sprache für die (Pop-)Musik zu rehabilitieren. Nichtsdestotrotz mag ich die deutsche Sprache als lyrisches Ausdrucksmittel.

Daniel: Welche Bands zählen zu Euren Haupteinflüssen?

Erech III.: Ich könnte jetzt die Bands aufzählen, welche ich in der Zeit der Komposition von „Romantik I“ gehört habe, aber das ist wenig zielführend. Liest man sich Reviews der EP durch, gibt es die wildesten Assoziationen und es werden Vergleiche zu Bands gezogen, welche ich vorher noch nie gehört habe. Ich finde es auch schwierig zu bestimmen, welche Band oder welche:r Komponist:in mich zu diesem oder jenem Riff inspiriert hat. Vielleicht Uriah Heep, Wytch Hazel, Visigoth oder doch Pat Benatar? Ich weiß es nicht.

bergfriedDaniel: Auf Eurer Bandcamp-Seite steht, dass Ihr die schönste Liebesgeschichte überhaupt vertonen wollt. Worum geht es genau? Und woher nehmt Ihr Eure Inspiration? Gibt es eine bestimmte Romanvorlage oder Ähnliches?

Erech III.: Uff, das ist ziemlich dick aufgetragen von uns, aber ja… Es geht um die Anführer:innen zweier sich auf dem Schlachtfeld gegenüberstehenden Armeen. Die beiden treffen sich schließlich und verlieben sich hoffnungslos ineinander. Den einzigen Ausweg aus ihrer Misere sehen sie im Liebestod, sodass sie sich gegenseitig umbringen, um damit auch das Leben der Menschen auf dem Schlachtfeld zu retten. Sie fallen durch Raum und Zeit, doch verlieren sich auf ihrer Reise, sodass unsere Protagonistin am Ende von „Romantik I“ allein dasteht. „Romantik II“ setzt dann 1000 Jahre später an und spielt in der Gegenwart.

Daniel: Der Titel der EP verrät schon, dass es sich hier um einen ersten Teil handelt. Wisst Ihr schon, wie viele da noch folgen werden?

Erech III.: Das ist noch nicht ganz klar, die Story von „Romantik II“ entwickelt sich momentan. Ein drittes Kapitel wird es definitiv geben, und damit wird die Geschichte dann hoffentlich zu einem gebührenden Abschluss gebracht. Aber diese Sachen entwickeln gerne mal ein Eigenleben, über welches ich keine Kontrolle habe. Es bleibt spannend.

Daniel: Wie lange hat es gedauert, die Songs zu schreiben und aufzunehmen?

Erech III.: Ich glaube, der gesamte Prozess hat in etwa sechs Monate gedauert. Ich arbeite meistens nicht nur an einer Veröffentlichung, sondern an mehreren gleichzeitig, sodass ich bei einer eventuellen Schreibblockade einfach zur nächsten springen kann. Während ich schreibe, nehme ich meistens schon auf, das ist ein reziproker Prozess.

Daniel: Wo habt Ihr aufgenommen, und wer hat produziert?

Erech III.: Anna hat in Ungarn aufgenommen und ich in Wien. Produziert habe ich die EP selbst, der LoFi-Sound hat irgendwie gut zum Thema gepasst. „Romantik II“ wird jedoch in etwas modernerem Soundgewand erscheinen, da es auch einen kleinen Zeitsprung in der Geschichte gab.

Daniel: Das Artwork finde ich sehr schön. Von wem stammt es, und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?

Erech III.: Das ist von Haharobin aus Indonesien. Ich hab‘ bei Instagram nach passenden Artists gesucht, und sein Stil passte perfekt zu meiner Vision von Bergfried. Ich kann ihn nicht genug loben!

Daniel: Ich finde es seltsam, dass die EP bislang nur auf Kassette erhältlich ist. Das Artwork schreit eigentlich nach mehr. Sind CD und/oder LP noch geplant?

Erech III.: Es gab gerade eine Neuauflage des Tapes über das unfassbar großartige Label Fiadh Productions aus New York. Dort kann man auch die 10“ Vinyl vorbestellen. CD ist vorerst nicht geplant, aber vielleicht zusammen mit „Romantik II“. Die generelle Nachfrage nach CDs ist gesunken, weswegen sich Tapes und vor allem Vinyl (zumindest in unserer Bubble) meist besser verkaufen.

Daniel: Wie kommt es eigentlich, dass Ihr kaum Internetpräsenz habt? Man kann zum Beispiel keine Bandfotos von Euch finden (weder auf Eurer Bandcamp-Seite noch bei Metalmessage, die Eure Promotion machen). Warum nicht? Wollt Ihr anonym bleiben?

Erech III.: Es gibt schon ein Bandfoto, aber auch das stammt vom Haharobin. Zum Konzept von der ersten EP passten aus unserer Sicht keine echten Bandfotos. Anonymität ist da erst einmal zweitrangig. Eventuell gibt es da in der Zukunft aber einen Richtungswechsel.

Daniel: Spielt Ihr eigentlich auch live? Oder handelt es sich bei Bergfried um ein reines Studio-Projekt?

Erech III.: Das ist momentan schwierig, da wir uns auf zwei verschiedenen Kontinenten befinden. Ich möchte in Zukunft all‘ meine Projekte auch live präsentieren, aber vor allem bei Bergfried braucht es da mehr Material, um eine gute Show abzuliefern. Bergfried World Tour 2027!

Daniel: Ich habe übrigens beim Googeln herausgefunden, dass es auch eine Coverrock-Band namens Bergfried gibt, die mittelalterlich gekleidet ist. Kam es da schon einmal zu Verwechslungen?

Erech III.: Oh, das wusste ich nicht. Dann hoffe ich mal, dass da keine Klage kommt. Mein Narzissus-Projekt hieß zu Beginn Narziss, und ich musst einen Namenswechsel vornehmen, weil mir sehr humor- und auch respektlos mit rechtlichen Schritten gedroht wurde. Na ja, manche Menschen sind wirklich zu bemitleiden.

BERGFRIED index INTI 2022Daniel: Wie sehen sonst Eure Zukunftspläne mit Bergfried aus?

Erech III.: Das Songwriting für „Romantik II“ ist im vollen Gange. Es gibt viele Ideen für die nächsten Veröffentlichungen. Dieses Projekt liegt mir besonders am Herzen, da ich das Gefühl habe, mich künstlerisch voll ausleben zu können und nichts zurückhalten muss. Das heißt natürlich auch, dass sich der Stil von Veröffentlichung zu Veröffentlichung immer wieder entwickeln wird.  

Daniel: Na gut, Erech III. Hast Du noch ein schönes Schlusswort?

Erech III.: Vielen Dank für Deine Zeit! Hört mehr Smoulder!

Bergfried (bandcamp.com)

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Autor: Daniel Müller