STEEL MEETS STEEL FESTIVAL

Catrop-Rauxel, Waldbühne, 13.08.2022

IndexMoribund-Oblivion-@-Steel-Meets-Steel-03695Ja eigentlich wollte ich selber den Tag in Angriff nehmen aber Corona streckte mich nieder und ich danke Stephan Georg (Gitarrist bei Tight) und Heike Leppkes (SYLB. Magazin), das sie mir mir Schrift und Fotos ausgeholfen haben. Ein derartiges Festival verdient eine Plattform. Vielen Dank an die Veranstalter, dass sie sich jedes Mal so viel Mühe geben und für die Fans ein Gratis-Festival auf die Beine stellen. (Steve Burdelak)

 

 

 

Bipolar-Architecture-@-Steel-Meets-Steel-02706Die Jungs von Bipolar Architecture eröffnen den Tag. Die Mitglieder kommen aus Berlin und Istanbul und sie dürfen das Steel Meets Steel heute eröffnen. Ich habe die Band erst beim Schreiben unseres Vorberichts entdeckt, aber eine lange Vorgeschichte haben die Vier nicht. In 2020 erschien die Debüt-EP „The Tragic Protagonist“, und nach zwei Singles haben sie dann im Juni dieses Jahres ihr Debütalbum „Depressionland“ veröffentlicht, auf dem sich auch die Songs der Debüt-EP finden. Da die italienische Band Skanners leider kurzfristig absagen musste, kriegen Bipolar Architecture eine längere Stagetime, was mich sehr freut. Mit ihrem sehr gediegenen Mix aus Post Metal, Post Rock, Post Black Metal und Black Gaze haben sie mich nämlich sofort gehabt, und so gönne ich mir nach der Show auch gleich das Album und ein Shirt. Neben dem Titeltrack des Albums gibt es von dem Quartett unter anderem auch „Expectations“, „So I Altered“, „The Tragic Protagonist“ und das Instrumental „If Words Were Swords“. Ein wenig schüchtern scheinen sie zunächst, und auch die schon Anwesenden halten noch einen ziemlich großen Abstand zur Bühne. Aber mit zunehmender Spieldauer tauen sowohl die Jungs als auch das Publikum auf, und es gibt die ersten “Zugabe”-Rufe des Tages. Wohlverdient! (Heike)

 

Lazer-Alienslam-@-Steel-Meets-Steel-02760Dass das Team vom Steel Meets Steel heute mal wieder für einen bunten Genremix gesorgt hat, zeigt sich gleich bei der nächsten Band. Auch bei Hans Laser Alien Slam könnte ich nicht mit einem Wort beschreiben, was das für Musik ist. Sie selbst nennen es testosterongesteuerten Action Metal, und actiongeladen geht es auf jeden Fall zu. Irgendwie ein Mix aus Death Metal, Heavy Metal und 80er Metal. Dazu ordentlich Synthwave. Schon, während die fünf auf die Bühne kommen, schallen die ersten “Auszieh’n”-Rufe. Machen die fünf leider nicht. Aber zwei Alien Figuren und eine Konfettikanone haben sie mitgebracht. Und nachdem sich die Konfettischnipsel auf den Köpfen der direkt vor der Bühne stehenden Fans niedergelassen haben, kann es dann auch mit „All Your Base“ losgehen. Und natürlich dürfen auch „Iron Laser“, „H-Man“ oder „Final Battle“ nicht auf der Setliste fehlen. Auch was Neues haben die Jungs mitgebracht, die Single „The Flame“ wurde im Juli letzten Jahres veröffentlicht und soll, so erzählt Sänger Tim, auf dem hoffentlich irgendwann mal erscheinenden nächsten Album ihren Platz finden. Die immer wieder aus dem Publikum schallenden “Auszieh’n” Rufe werden dann zumindest insoweit erhört, als sich Tim das Shirt auszieht, wobei er die Weste anbehält. Und als ob die Show des Quintetts noch nicht sportlich genug wäre, folgen einige der Zuschauer dann auch der Aufforderung, jetzt mal ordentlich Liegestütze zu machen. Nachdem ein junger Mann damit dann auch auf der Bühne loslegt, lässt sich auch Tim nicht lange bitten. Dem dürfte es spätestens nach dieser Einlage unter seiner Perücke ordentlich warm werden. (Heike)

 

The ClaymoreTermin- und verkehrsbedingt traf ich erst am Gelände ein als die dritte Band, The Claymore gerade angefangen hatten. Die Formation war wie immer spielfreudig dabei und hatte das Publikum voll im Griff. Der coole Frontman Pan, wie immer mit Hut, entledigte sich bereits nach den ersten beiden Songs seines langen Mantels und nachher stand er nur im Tanktop da. Wie auch schon beim Zeltfestival am 30.04. dieses Jahres, war der Heimvorteil der Truppe deutlich spürbar. Gut knapp fünfhundert Leute waren versammelt. Viele mit Metal-Kutten und auch eine nicht kleine Anzahl Fans mit „The Claymore“-Shirts. Geboten wurden Songs der bisherigen Alben insbesondere dem letzten Output „St. Barbara´s Light“. Der Act agierte, wie auch schon zuletzt in Herne, gut eingespielt und ließ ihren Maiden-beeinflussten Power-Metal, straight auf den Mob los. Die Gitarristen lieferten sich abwechselnd nur so die messerscharfen Soli-Tiraden und Sänger Pan ist stimmlich eh eine Bank. Mich erinnert er stellenweise immer mal an Geoff Tate (ex-Queensryche). Die Songs strotzen nur so voll vertrackter Riffs und Tempi Wechseln. Jeder Part saß wie eine Eins. Wobei aber auch eine Hymne eingebaut wird. Ich bin zwar grundsätzlich kein Fan von Powermetal, aber dieser Band muss man einfach höchste Qualität attestieren. Die Fäuste wurden gen Himmel gereckt und The Claymore hinterließen ein begeistertes Publikum. Die Band feiert im Oktober ihr zweiundzwanzigjähriges Live-Jubiläum in Herne. Diesen Termin sollten sich Fans des progressiven Powermetals vormerken. (Stephan)

 

Korry ShadwellAnders als beim schon erwähnten Zeltfestival trat nun Korry Shadwell nach The Claymore auf. Ob dies eine glückliche Entscheidung war, sei dahingestellt. Denn trotz dem seit circa einem halben Jahr an Bord befindlichen Supergitarristen Victor Smolski, schaffte es der Vierer nicht, nach der zuvor stattgefundenen Powermetal-Attacke die Fans nochmal derart für sich zu gewinnen. Das heißt jetzt nicht, dass die lockige, stimmgewaltige Blondine nun vor leeren Rängen spielte. Aber die Reihen waren nun deutlich lichter. Korry war stimmlich und mental super drauf und geizte auch mit dem ein oder andern Scherz nicht. Victor Smolski spielte natürlich wie immer absolut unerreicht. Wobei ich nicht weiß, ob diese Liaison so vorteilhaft ist. Mister Smolski macht mir eher den Eindruck als liefere er einen Job wie jeden anderen ab. Mir fehlen in seinem Solospiel so was wie „das Lied im Lied“. Es kommt nicht immer drauf an, wie viele Töne man in einen Solopart „reinpresst“. Deutlich wurde das besonders bei der Zugabe in Form einer Coverversion von DIO´s „Holy Diver“, bei der er die markanten Punkte des Solos nicht spielte, sondern es einfach nur „volldudelte“. Meines Erachtens wäre Korry mit zwei gut aufeinander eingespielten Gitarristen besser bedient. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, denn Korrys Songs sind einfach klasse und es macht immer wieder Spaß sie live zu sehen. Der etatmäßige Drummer der Band von Korry Shadwell war ausgefallen. Diesen Job übernahm der Drummer der darauffolgenden Band Agamendon. (Stephan)

 

Agamendon-@-Steel-Meets-Steel-03487Nachdem Korry Shadwell für den Rock-Anteil auf dem Steel Meets Steel gesorgt haben, dürfen Agamendon die Death Metal-Fahne hochhalten. Und der gleiche Schlagzeuger, der gerade noch bei Korry Shadwell das Drumset bearbeitet hat, darf jetzt gleich nahtlos wieder ran. Da ziehe ich mal meinen Hut! Apropos Hut, den hat auch Sänger Julian auf. Nicht nur er kommt mit seinem Nadelstreifenanzug eher so daher, wie man sich einen Gangster im Amerika der 30er Jahre vorstellt (mir fällt schlagartig der Film „Die Unbestechlichen“ ein). Die Story dazu findet sich übrigens auf der Homepage von Agamendon. Mit Albumveröffentlichungen haben sich die Männer, um es mal so zu sagen, vornehm zurückgehalten. Und so finden sich auf der Setliste überwiegend Songs der Alben aus den Jahren 2004, 2008, 2011 sowie der EP aus 2014. Aber Death Metal ist ja zeitlos, und so können auch Songs wie „Downwards“, „Toxic Zombie“, „Outbreak“ ode „New Economy“ für einen ordentlichen Moshpit vor der Bühne sorgen. Die Leere im CD-Regal soll aber natürlich ein Ende haben, und die Jungs posten schon seit geraumer Zeit immer mal wieder aus dem Studio. Da sind sie gerade fleißig am Werkeln und können heute schon einiges vom dem präsentieren, was uns auf dem neuen Album erwartet. Beim Songtitel „Agoraphobie“ musste ich dann erst mal googeln, aber unter Platzangst leidet heute wohl keiner, der direkt vor der Bühne steht, denn da müssen wir mit den wild moshenden Menschen direkt hinter uns doch ziemlich zusammenrücken. (Heike)

 

Moribund-Oblivion-@-Steel-Meets-Steel-03606Und dann kommt endlich die Band, auf deren Auftritt ich mich mächtig gefreut habe. Die Männer von Moribund Oblivion waren mitsamt ihrer Begleitung schon weit vor meiner Ankunft am Gelände eingetroffen. Und so ruhig, wie ich sie die gesamte Zeit über erlebt habe, machen sie sich auch für ihre Show bereit. Auch das Quartett gibt es schon über zwanzig Jahre, und während dieser Zeit waren sie auch sehr fleißig, was Releases betrifft. Aus insgesamt sieben Full-Length-Alben eine Setliste mit zehn Songs zusammenzustellen, hat sicherlich was länger gedauert, aber sie haben tatsächlich eine ziemlich gleichmäßige Verteilung geschafft. Mit „The Spawning Of The Avenger“ und „Kayboldum“ geht es zurück ins Jahr 2007, „Machine Brain“ ist noch älter und stammt aus 2005. „Gecip Gittim“, „Yok“ und „Tut Elinden“ führen uns zum Album „Manevi“ aus 2013. Vom 2015er Album Turk stammen „Grand Legacy“ und „Red Flag Fluttered“. Das letzte Album, „Endless“ aus dem Jahr 2020, wird nur mit einem Track, nämlich „Price Of Defeat“ bedacht. Aber so, wie der Death Metal von Agamendon zeitlos ist, ist es natürlich auch der Black Metal der türkischen Band. Und so könnte ich auch noch nicht einmal sagen, wie lange die Show von Moribund Oblivion gedauert hat, aber sie hätte gern noch was länger dauern dürfen. Irgendwann verabschieden die Männer sich allerdings und verlassen die Bühne. (Heike)

 

Eigentlich wären jetzt noch Skanners dran gewesen, aber die mussten ja leider zu Hause bleiben. Also gibt es die allerletzte Ansage des Abends. Und da dürfen wir die freudige Nachricht vernehmen, dass es natürlich mit dem Steel Meets Steel weitergeht. Die nächste Ausgabe wird allerdings nicht mehr an diesem Ort stattfinden, die neue Veranstaltungsstätte wird heute aber noch nicht bekanntgegeben. Da sollte man also die verschiedenen Kanäle des Festivals im Auge behalten. Im kleinen Zelt hat bereits DJ Benne sein Programm gestartet, und die meisten bleiben auch noch auf dem Gelände. Da ich aber so zügig wie möglich an die Fotos gehen will, es sind irgendwas mit 1300 geworden, mache ich noch eine letzte Runde, bevor ich mich auf die Heimfahrt mache. (Heike)

 

In Summe war das Steel Meets Steel-Festival 2022 ein voller Erfolg und man darf hoffen, dass die Veranstalter dies nächstes Jahr wiederholen. Überhaupt könnte auch die Location nicht idealer sein. Als kleiner Minuspunkt, was die Infrastruktur angeht, könnte man die mangelnde Anzahl an Toiletten erwähnen. Ein einziger Wagen für derart viel Leute, das passt die Relation nicht. Auch am Grillstand war ständig eine Schlange. Wobei davon jetzt keiner gestorben ist. Auch auf jeden Fall noch positiv zu erwähnen war das vielseitige Angebot an Merchandising. Dies auch nicht nur von den aufgetretenen Bands. Steel Meets Steel, das Motto passte auch von daher, weil man hier auch wieder Leute traf, die man ewig nicht gesehen hatte und konnte nun gemeinsam mal wieder abrocken. (Stephan)

 



Autor: Stephan Georg/Heike Leppkes - Pics: Stephan Georg/Heike Leppkes