METAL CITY FESTIVAL XVI

28.09.2012 Lünen, Lükaz

ACCUSER, CONTRADICTION, TERRORBLADE, ERZFEINT

Mal wieder stand Metal City Lünen auf dem diesmal thrashigen Programm. Und wieder musste Crossfire vor Ort sein, als wäre es eine Verpflichtung. War es aber nicht, denn wie von selbst zieht diese Veranstaltung wie ein Magnet die Metaller an, dass auch Crossfire in Persona von meiner Einer nicht lange überlegen musste, wie man am coolsten diesen Freitagabend verbringt. Direkt am Eingang saß schon mal der coolste Kassierer, den man für diesen Job bekommen kann. Ohne lange zu quasseln wurde ich auf Ballhöhe der Geschehnisse gebracht, denn mein Eintreffen am Veranstaltungsort lag zeitlich zehn Minuten nach Beginn des Openers.

ERZFEINT bass LIVE 2012Und das waren heute die Dortmunder Newcomer von Erzfeint, die zum ersten Mal auf dieser Veranstaltung spielten. Sonst war hier grundsätzlich eigentlich alles wie immer. Nur im Zuschauerraum rechts der Bühne wurden jetzt Sitzgelegenheiten bequemster Sofas platziert, im Foyer, am Eingang und beim Raucherbereich gab es nun Freßstände, und Ili spielt Grünbass, aber dazu später mehr. Denn zunächst stehen ja noch die Eröffner von Erzfeint auf den Brettern und performten lustig ihren Gig. Soundmäßig möchte ich ERZFEINT vox LIVE 2012sie zwar nicht mit Sodom auf eine Stufe stellen, obwohl man offensichtlich diese Richtung eingeschlagen hat. Gut gelaunt und spassig aufgelegt wurden Rückkopplungen mit „Bei Dir piept's wohl“ quittiert, was beim Publikum auch freudig aufgenommen wurde. Der erste Gig von Erzfeint soll übrigens auch in Lünen statt gefunden haben, wie in einer Ansage zu erfahren war, wie auch das Bekenntnis, Tiere zu lieben. Nicht ganz ernst wurde dann „Ich zelebrier die Liebe zwischen Mensch und Tier“ in „Sodomie“ gesungen, doch leider waren die Texte sonst recht unverständlich, trotz deutschsprachiger Lyrics. Eine Ausnahme dazu stellte „Path Of No Return“ dar. Und überhaupt hatte man viel Zeit für Faxen und längere Pausen, dass in ihrem Gig der Tarnhosenträger irgendwie der Fluss fehlte. Nach vierzig Minuten war dann Schluss.

 

TERRORBLADE git LIVE 2012Heiter ging es dann weiter, denn schon beim Soundcheck der zweiten Band des Abends, Terrorblade aus der Umgebung von Münster, ließ Shouter Michael Bolle einen fiesen Brüller los, der auch von allen Anwesenden ohne Mikrofon gehört worden wäre, und zwar bis in die Futtermeile hinterm Raucherbereich. Schon beim Intro nahm die Kuttendichte mit weißen Turnschuhen in den ersten Reihen zu, und das lag nicht nur an Michaels Action am Bass zum Opener „Wiedertäufer“. Vom nächsten Album, dessen Veröffentlichung sich bislang verschoben hat, wurde ein Track namens „Wings Of Death“ gezockt. Gitarrist Thomas Engel, heute gekleidet in einem unschuldig weißem Shirt von Death, zockte wie gewohnt erdig bis gekonnt frickelig, ganz im Gegensatz seines TERRORBLADE bass LIVE 2012Basskumpels zu seiner rechten, der mit freiem Oberkörper nicht unoft seinen Bass mit der Faust bediente. Auf lange Ansagen wurde zu Gunsten der Songs verzichtet. So stellte er erst nach 20 Minuten die Band dann mal vor, und konterte gut auf Zwischenrufe. Gegen Ende fand ein weiteres Highlight den Weg auf die Setlist, das besonders durch sein Killerriff für Ausrufezeichen sorgte. Dabei handelte es sich um „Prometheus“, einem weiteren neuen Song, der hoffentlich sehr bald auf einem Tonträger erhältlich ist. Leider fand der Auftritt der sympathischen Thrasher, die ihre Bühnenpräsenz in den letzten Jahren im dreistelligen Prozentbereich deutlich steigerten, nach 50 Minuten schon ein Ende, und die posermässige Pausenmusik ertönte.

 

CONTRADICTION ili LIVE 2012Danach war es dann Zeit für Contradiction aus Wuppertal. Ili, der Vielen als der umtriebene Kamerakamerad der Internetsendung Heavy Metal Home TV (HMHTV) nicht nur von Youtube bekannt sein dürfte, trug einen grünen Bass auf die Bühne. Und zwar nicht als Roadie von Andreas Westphal. Er hampelte selbst am grünen Bass über die Bretter, und nicht wie gewohnt mit einer Kamera. Klar, denn er hat ja nur zwei Hände, und die standen heute mal nicht im Dienste seiner Sendung. Dafür trug er aber ein Shirt von den Misfits, und fiel als aktivster Mann der Bergischen Truppe aus der Schwebebahnmetropole auf. Auffällig waren sonst die beiden weißen Zwillingsgitarren der CONTRADICTION vox2 LIVE 2012anderen beiden Frontleute namens Oliver, die sich außer den Klampfen noch den Vornamen teilen. Sehr brüderliche Geste. Shouter Oliver Lux konnte mit gezielten Animationen das Lükaz für noch mehr Begeisterung bewegen, und sagte eine Coverversion von Johnny Wakelin aus den 70ern an, mit dem Titel „In Zaire“, das man aus Afrika mitgebracht haben will. Ein einsamer Crowdsurfer, der sich von einer handvoll Gesellen bis zum Ausgang tragen ließ, blieb heute die Ausnahme, obwohl die Publikumsdichte vor der Bühne mehr zugelassen hätte. Dann erhielt Ili noch offiziell Lob und Anerkennung von Oliver Lux, sich das Material in Kürze draufgeschafft zu haben, das für einen 50 minütigen Auftritt langte.

 

ACCUSER git LIVE 2012In der Umbaupause war Zeit für den Check des Merchandise. Die verschiedenen Shirts und Girlies von Terrorblade, Accuser und Contradiction waren für fanfreundliche 10 bis 13 Euro zu erstehen. Accuser aus Siegen, die an Stelle des “s“ in ihrem Bandnamen gerne mal das Paragraphenzeichen verwenden, stehen seit 1986 im Dienste des Metal und stellten heute den Headliner. Und der kommt auch in Lünen am Ende des Programms, als letztes auftretend. Alle Accuser Members tragen keine oder kurze Haare, und waren mit ihren Familien angereist. Sie dürfen das, da wird niemand widersprechen, denn schließlich waren sie in den 80ern bereits am Start. Jedoch richtig auffallend war etwas anderes. Komplett in Shorts gekleidet, trug man auch gerne schwarze Kniestrümpfe. Unqualifizierte Bemerkungen dazu erspare ich mir an dieser Stelle, denn immerhin konnte man mit Shirts von Hail Of Bullets, Sacred Reich und Poison Idea doch noch Geschmack beweisen. Erwartungsgemäß wurde wildes Thrashgehacke dargeboten, aber das leider auch sehr statisch. Nur selten konnte Shouter Frank Thoms sich zu Moshaktionen hinreißen lassen, wirkte aber ACCUSER git2 LIVE 2012cool und souverän wie der Drummer mit seiner Sonnenbrille. Die Audienz störte sich weniger daran, und feierte die Songs ab, gemessen an der Bewegung in der Menge. Auch bei Accuser gab es, wie zuvor schon bei Contradiction, so etwas wie Twingitarren, denn beide Gitarreros zupften an den gleichen schwarzen Flying-V von Jackson. Mit diesen soliden Headlinergig wurde der Abend beendet, und abermals war das Metal City Lünen Festival ein Erfolg, und das übrigens schon zum sechzehnten Mal. An dieser Stelle sei auch das Nächste erwähnt, das am 26.10.2012 Halloween, Custard, Wytchscythe und Stormrider auf dem Billing haben wird. 



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer