ABSU - Mythological Occult Metal an der Front


Das neue Absu-Album ist ein wilder Wirbelwind voller Aggressionen der alten Schule und bahnbrechender Extreme. „Abzu“ ist der zweite Teil ihrer Trilogie über mythologische Meisterwerke und zweifelsohne eine der bemerkenswertesten Musikansammlungen, die jemals auf einem Tonträger veröffentlicht wurden. Gründer, Schlagzeuger und Hauptsongschreiber Proscriptor McGovern führt uns nun durch die geheimnisvollen und versteckten Pfade einer der außergewöhnlichsten schwarzen Hasstiraden…

Was ist in der Welt von Absu so alles passiert seit Eurem letzten Album?

Wir sind 2009 erst einmal ausgiebig auf Tour gewesen, um das Album „Absu“ zu promoten. Gegen Jahresende wurde dann unser Gitarrist Zawicizuz durch Vis Crom ersetzt, und im Mai 2010 zog Aethyris wieder zurück nach Oslo und stieg bei seinen Label-Kollegen von Pantheon I ein. Dies geschah in gegenseitigem Einvernehmen, da Absu sich absolut im Guten von ihm getrennt haben. Wir haben uns dann dazu entschlossen, Absu nur noch als Trio weiter zu führen, da wir live doch schon ziemlich eingeschränkt waren. Wie auch immer… Wir begannen im letzten Jahr damit, Songmaterial für unser nächstes Album “Abzu” zu schreiben und einzuspielen, tourten im Februar diesen Jahres mit Immortal durch die Staaten und nahmen direkt danach, nur eine Woche später, das neue Album auf.

Seid ihr ständig dabei, neue Songs zu schreiben? Oder gibt es ein bestimmtes Ziel, das ihr Euch setzt, bevor ihr mit den Arbeiten an einem neuen Album beginnt?

Sowohl als auch… Wenn ihr irgendeinen Einfall oder eine Idee habe, mache ich mich sofort an die Arbeit, um diese Idee auch umzusetzen; sowohl musikalisch als auch textlich. Als ich z. B. einen Text für unser neustes Album geschrieben habe, kamen mir dafür haufenweise Ideen, die mir dann wiederum weitere Themen für das nächste Album gaben. Und ich finde, daraus ist mittlerweile eine Art Routine geworden.

Ihr lebt alle in verschiedenen Teilen der USA… Gibt es da irgendwelche Probleme beim Songwriting und mit Proben?

Ich muss sagen, dass dieses Album das schnellste aller Absu-Alben geworden ist, und zwar in jeder Hinsicht: Songwriting, Arrangieren, Aufnahme und Abmischen. Ezezu begann Anfang Juli 2010 damit, den zweiten und den vierten Song des Albums zu schreiben: „Circles Of The Oath“ und „Skrying In The Spirit Vision“. Am 23. Juni musste ich mich aufgrund von Rückenproblemen behandeln lassen und durfte einen Monat lang kein Schlagzeug spielen. Zwischen Juli und Dezember haben Ezezu und Vis Crom dann die anderen Songs geschrieben, während ich ausschließlich am längsten Stück des Albums, „A Song for Ea“, feilte. Dieses Album war auch eine größere Herausforderung für uns. Die aktuelle Besetzung lebt überall in Amerika verteilt. Deshalb haben wir uns die Songs fast ausschließlich als Dateien hin und her geschickt. Wir haben teilweise sogar per Telefon geprobt, weil wir uns kaum sehen konnten?! Eine Woche vor Beginn der US-Tour mit Immortal haben wir uns dann tatsächlich dann alle getroffen, und genau eine Woche nach der Tour haben wir uns dann auf die Studioarbeiten vorbereitet. Als wir alles diesbezüglich abgeklärt hatten, gingen wir im März ins Studio und haben die Rhythmussektion aufgenommen, die Mellotron- und Textpassagen ausgearbeitet und im Juni diesen Jahres alles abgemischt. Wir haben das Album wie immer im Nomad Recording Studio außerhalb von Dallas aufgenommen, und J.T. Longoria übernahm den letzten Schliff.

Worin liegt das Geheimrezept, dass dieses Line-Up von Absu so gut funktioniert?

Danke erst einmal für Deine lobenden Worte! Ich würde sagen, dass wir viele verschiedene Einflüsse haben, was z. B. Wissen, Courage, Willen, Ambition und unsere thelemitischen und wahnsinnigen Ansichten angeht.

Erklär uns doch bitte das Konzept des neuen Albums, und wie es mit dem Cover-Artwork in Zusammenhang steht!

Die Trilogie, die unser letztes Album “Absu”, das aktuelle Album “Abzu” und das nächste Album “Apzu” enthält, behandelt zwar alle die gleichen Themen, stellt aber keine Konzept-Alben im herkömmlichen Sinne dar. Alle drei Alben sind eine Ansammlung von Wertsätzen, die alle im Zusammenhang mit den Cover-Artworks stehen. Das neue Album-Cover ist im Prinzip eine Fortsetzung des Covers des letzten, selbstbetitelten Albums. Abzu ist Enki's Heiligenschrein und der Tempel von Eridu, einem mythischen Ort, an dem lebensbeeinflussende Mächte allgegenwärtig und die Befunde schleierhaft, abgründig und geheimnisvoll sind; ein Ort, wo rohes Material erschaffen wird. Das uralte Siegel produziert solche Doppeldeutigkeiten im Zentrum des Hauptgewölbes. Das Vinyl-Cover beinhaltet eine Interpretation der Smaragdtafel des Hermes, weil es die rechte Gehirnhälfte stimuliert und das Einfühlungsvermögen, die Vorstellungskraft und die Erkenntnis entfacht. An diesem Punkt reichen meine verbalen Erklärungen leider nicht mehr aus… Aber er gibt mir die Möglichkeit, die Auswirkung der Enochischen Keilschrift von „V.I.T.R.I.O.L.“ zu erklären, die damit zusammenhängt. Es gibt sieben lateinische Wörter bei diesem Aussagesatz: „Visita Interiora Terrae Rectificandeo Invenies Occutum Lapidem.“ = „Erforsche das Innere der Erde und, indem Du Dich läuterst, wirst Du den verborgenen Stein (der Weisen) finden.“). Der Alchemie (= Naturphilosophie) nach gibt es in der Unterwelt sieben verschiedene Metalle. In der Astrologie gibt es in der Oberwelt sieben Planeten. In jedem von uns gibt es sieben Chakras (= subtile Energiezentren zwischen dem physischen Körper und dem feinstofflichen Körper (vgl. Astralleib) des Menschen). Zusammengenommen weisen sie auf sieben Stufen von Aktivitäten, die durch eine teuflische Philosophie ausgeheckt und als die sogenannte „Anzu-Zeremonie“ bezeichnet wird. In der Sumerischen Mythologie ist der Anzu-Vogel ein heiliger Sturmvogel und die Verkörperung des südlichen Windes und der Gewitterwolken. Dieser Dämon, der zu je einem Drittel Mensch, Adler und Löwe ist, hat Entil die “Tafeln des Schicksals” gestohlen und sie auf einem Gebirgsgipfel versteckt. In der Schlussfolgerung wird dann erklärt, warum der Tornado auftaucht, um das Siegel des vitriolistischen Geistes zu erheben.

ABSU 2011 interview 1Das Album scheint - musikalisch gesehen - wieder etwas räudiger zu sein als zuvor. Es klingt aber gleichzeitig auch psychedelischer und verwirrender… Würdest u mir da zustimmen? Und wenn ja: Habt ihr diese Entwicklung bewusst vollzogen? Oder hat sich das automatisch so ergeben?

Das neue Album ist eine Vermischung aller bisherigen Absu-Stile, aber gleichzeitig auch eine neue Variante von der Musik von Absu. Die Aufnahme enthält dreckigere und psychedelischere Elemente. Textlich gesehen geht es noch tiefer in Enkis Unterwelt thelemetischer und enochischer Magie. Ich kann Dir versichern, dass dieses Album keine natürliche Weiterentwicklung unserer bisherigen Alben ist, sondern eine Leistung metaphysischer Bezwingung und Düsterkeit. Seit der Gründung der Band war es uns immer wichtig, uns nicht musikalisch zu wiederholen. Mit „Abzu“ kann ich ehrlich sagen, dass uns das auch gelungen ist. Jedoch ist das neue Album textlich in etwa mit „Tara“ zu vergleichen; nur dass es sich thematisch unterscheidet. Das neue Album ist mit Sicherheit das schwärzeste der Band-Geschichte.

Wenn es um Sparten des Metal geht, wo würdest Du dann Absu am ehesten einordnen? Ihr verkörpert für mich mehrere Elemente gleichzeitig, obwohl es immer einen roten Faden in Eurer Musik gibt… Siehst Du Absu überhaupt noch als Black Metal-Band im ursprünglichen Sinne?

In meinen Texten arbeite ich mythologische, paranormale und metaphysische Themen innerhalb der Musik aus. Die Rhythmen und Betonungen in der Musik von Absu drücke ich durch esoterische Textinhalte und Ideologien aus. Ich fasse das so auf: Die Musik von Absu ist eine Anordnung von Chaosmagie, weil ich glaube, dass ich so sowohl subjektive als auch objektive Gegebenheiten verändern kann, obwohl sich einige dieser Formen nicht in der Magie durch hellseherische Mittel ereignen. Unterbewusst gesprochen, bin ich nicht eins mit der heutigen Welt, wenn ich Texte für Absu schreibe. Im Endeffekt habe ich bereits mit meinem Einstieg bei Absu die handfeste Bezeichnung „Mythological Occult Metal“ aus mehreren Gründen für die Band festgelegt. Ich habe den baldigen Black Metal-Trend schon 1992 erahnt, und deshalb wollte ich uns auch strikt davon abgrenzen. Textlich gesehen habe ich mich damals schon an andere Themen herangewagt, die sich andere Bands nicht zugetraut haben. Und außerdem lagen wir (bis heute) immer in der Schnittmenge irgendwo zwischen Black-, Death-, Thrash-, Speed- und Progressive Metal, so dass ich eine eigene Bezeichnung der Musik von Absu schon damals für angebracht hielt.

Euer Interesse an Okkultismus, Mythologie und uralte Magie ist bei Euch immer allgegenwärtig gewesen. Hat sich das Interesse im Laufe der Jahre verändert? Und wie wichtig ist diese Kunst Dir heute noch?

Mit 12 Jahren begann ich damit, mich mit halluzinogenen Substanzen auseinander zu setzen, was mich zum Orientalischen Templer-Orden (O.T.O.), zum hermetischen Orden des Golden Dawn, zu thelemetischer und enochischer Magie, Tasseomantie (= Vorhersagen, die sich der Muster in Teeblättern, Kräutern oder von Kaffeekörnern in einer Tasse bedienen) und Nekromantie (= Totenbeschwörung) führte. Nachdem ich dann den Cthulhu-Mythos und das Buch Eibon für mich entdeckt hatte, führte das ebenfalls zu meiner Faszination für Sumerische und Mesopotanische Mythologie. Nach der Veröffentlichung unseres Debüt-Albums “Barathrum: V.I.T.R.I.O.L.” wurde ich getäuscht, indem ich mich auf die Spuren meiner (hauptsächlich schottischen und irischen) Vorfahren begeben habe, woraus die lyrischen Konzepte der keltischen Lehre entstanden sind, die auf den Alben bis einschließlich „Tara“ verarbeitet wurden. Als nützliche Quellen für meine Texte erwiesen sich in erster Linie auch alle drei Teile der Typhon-Trilogie von Kenneth Grant.

Was kannst Du uns jetzt schon über das dritte Album Eurer Trilogie verraten? Wird e seine traditionelle Rückbesinnung musikalisch geben? Oder wollt ihr mit Absu wieder einen Schritt weiter gehen?

Der dritte und abschließende Teil der Trilogie wird “Apsu” heißen, was die Sumerische bzw. Akkadische Schreibweise für die abgründige Gesamtheit aller in der Bodenzone eines Gewässers, dem Benthal, vorkommenden Lebewesen ist: die als kristallenes Gewölbe gedachte Himmelskugel. Ich habe vor vielen Jahren beschlossen, dass diese Trilogie in erster Linie auf allem basiert, was mit dem Begriff „Absu“ zu tun hat. Ich wollte diese drei Alben nicht mit unterschiedlichen Titeln, sondern nur die drei unterschiedlichen Schreibweisen mit ihren verschiedenen Coverdesigns versehen. Ich kann aber schon im Vorfeld sagen, dass das nächste auch gleichzeitig das letzte Absu-Album überhaupt sein wird!

Was sind Eure weiteren Pläne für die Zukunft? Werden Absu wieder ausgiebig touren? Und wenn ja: Wo?

Ich strebe nach ausgiebiger Promotion für “Abzu” und jeder Menge Live-Auftritten dafür. Danach werden wir auf das nächste Album vorbereiten und die Songs schreiben und arrangieren. Das Datum der Veröffentlichung des aktuellen Albums „Abzu“ für Europa war erst einmal der 10. Oktober und der 11. Oktober für Nord-Amerika. Wir werden in diesem Jahr noch auf einigen Festivals zu sehen sein und 2012 sogar in Australien, Nord-Amerika und Europa touren.

www.myspace.com/absu



Autor: Daniel Müller