THE GATE - Es war die Zeit einfach reif geworden...


Wir schrieben das Jahr 1984, als die Hanseaten von Running Wild ihr Debüt „Gates To Purgatory“ veröffentlichten. Genreübergreifend waren die Reaktionen darauf sehr gut, ein Ruf, der dem Album bis heute Unsterblichkeit verleiht. Aus der damaligen Zeit erinnere ich mich noch gut an die Live-Fotos, wie Preacher mit Bandana und einem Fuß auf der Monitorbox die Kontakte im Publikum suchte, doch nach den Touraktivitäten stieg Gerald „Preacher“ Warneke 1985 bei den Hanseaten aus, und ward lange nicht mehr gesehen. Sechsundzwanzig Jahre später schlägt mir ein Album namens „Earth Cathedral“ ins Gesicht, dass ich bei Track fünf doch mal nachschaue, wer dahinter steckt, und bin völlig erschlagen: Der Preacher ist zurück. Das wirft natürlich einige Fragen auf, die wir für Euch direkt an den verloren geglaubten Sohn weiterleiteten:

Preacher, wann hast du nach Deinem Ausstieg bei Running Wild zum ersten Mal wieder eine Gitarre angefasst, war das erst 2007 bei „Snake Ride Rodeo“?

Meine Gitarre habe ich nie ganz aus der Hand gelegt. Aber ich habe viele Jahre zu Hause nur für mich allein gespielt. In einer Band bin ich aber erst seit 2006 (u. a. kurz mit Ex-Holy Moses Bassist Jochen Fünders) wieder aktiv geworden. Von 2007 bis 2009 war ich dann als zweiter Gitarrist bei Snake Ride Rodeo. Im Sommer 2009 haben wir mit SRR das Bang Your Head in der sog. „Big Bang Show“ eröffnet.

Hast Du Dich seit Deinem Rückzug aus dem Business auch ganz von der Musik zurückgezogen, oder beschäftigst Du Dich neben Deinem Beruf sehr wohl noch mit Heavy Metal?

Ich bin über die Zeiten immer begeisterter Metal-Hörer geblieben und habe auch gern die Konzerte meiner Lieblingsbands besucht. Allerdings traten dann auch andere Lebensthemen wie etwa Familie und Kinder mehr in den Vordergrund.

Wie kam es nach so langer Zeit jetzt dazu, mit „Earth Cathedral“ noch einmal alles nach vorne zu werfen?

Nach zwei Jahren bei SRR wurde es mir als zweiter Gitarrist dort allmählich zu eng. Es war die Zeit einfach reif geworden, eine Band zu gründen, in der ich auch meine eigenen kreativen Ideen im Songwriting einbringen konnte. Mich hat die Aufgabe einfach gereizt, 25 Jahre nach Gates To Purgatory noch einmal zusammen mit guten Musikern ein gelungenes Metal-Album vorzulegen.

Du hast auf „Earth Cathedral“ zehn großartige Songs gepackt. Wie hat sich die Art des Songwritings geändert, hast Du wieder zusammen mit der ganzen Band im Proberaum geschrieben?

Erst einmal: das Album Earth Cathedral geht auf die Kreativität der ganzen Band zurück. Als „Altmeister“ -hahaha- bringe ich aus meiner Riffschmiede die Grundideen für einen Song mit. Guido macht dann den Gesang zu den Riffs, d.h. Texte und Melodien. Die Rhythmussektion tut ebenfalls das ihre dazu, auch wenn Bass und Drums meist nicht so im Fokus der Aufmerksamkeit stehen. Aber man höre nur einmal bewusst auf die außergewöhnlichen Ideen unseres Drummers Peter Michels.

 

THE GATE 2011 interview 2Hast Du zu „Earth Cathedral“ schon mit einem zweiten Gitarristen gearbeitet, bevor Dein Sohn bei The Gate einstieg?

Wir sind erstmal mit nur einer Gitarre gestartet und haben das ganze Material in einer Vierer-Besetzung erarbeitet. Im Studio habe ich natürlich zwei Gitarren eingespielt. Mein Sohn Korbinian hat aber schon Teilaufgaben auf dem Album übernommen, vor allem die 12-saitige Gitarre bei den ruhigen Passagen von 1000 Miles Away. Erst für unseren Auftritt in Bonn im letzten Herbst haben wir ihn, übrigens sehr kurzfristig, engagiert. Zunächst nur als „Legionär“. Weil er den Job aber so gut und präzise erledigt hat und unsere Stücke eher für zwei Gitarren geschrieben sind, so live folglich besser rüberkommen, haben wir ihn jetzt fest in die Band aufgenommen.

Parallelen zu „Gates To Purgatory“, die schon vom Titel her Pate standen, sind besonders auf der zweiten Albumhälfte heraus hörbar. Inwieweit hast Du beabsichtigt, wie 1984 klingen zu wollen?

Mit Guido – wir haben THE GATE im Herbst 2009 zusammen gegründet – habe ich diesen Punkt am Anfang sehr intensiv diskutiert. Ergebnis war: Beide haben wir als Musiker Band-Geschichte im Hintergrund, die wir weder verleugnen können noch auch verleugnen wollen. Aber wir wollen keinen Abklatsch fabrizieren und erst recht keine Running Wild-Tribute Band sein. Daher haben wir zwar definitiv ein Old School Album produziert, welches an die 80er Jahre des NWOBHM erinnert, das aber von der Produktion her modern ist. Einige Gates To Purgatory-Zitate sind mit einem gewissen Augenzwinkern beabsichtigt: z.B. das Intro – Guidos Idee – fängt mit den Riffs an, mit denen ich damals auf der GtP aufgehört habe. Auch wenn „Into the Pit“ und „Earth Cathedral“ in der Tat an den Running Wild Style erinnern – warum auch nicht, viele werden sich gerade darüber freuen! - ist vieles doch sehr eigenständig geworden. Bei „Face Your Fear“ klingen wir, wie ich finde, mehr nach „The Company“, Guidos alter Trash-Metalband mit dem Ex-Heathen Gitarrist Doug Piercy.

Hast Du außer dem Track „Deliver From Sin“ noch mehr Songs von Dir, die Du damals geschrieben hast, auf Lager, und gibt es auch noch neue Songs, die es nicht auf das Album geschafft haben?

An brauchbaren Songs aus der alten Zeit ist nun endlich alles – Gott sei dank! hahaha - ausgeschöpft. Außerdem wollen wir auf die Dauer auch nicht zu sehr mit Running Wild verglichen werden. Das zweite Album, an dem wir jetzt arbeiten wird stilistisch noch wesentlich eigenständiger werden. Einen neuen Titel von uns namens „Saver“ haben wir diese Jahr zwar komplett eingespielt und gemastert, aber dann doch im letzten Moment wieder von der CD runter genommen. Er soll nun in überarbeiteter, d.h. schnellerer und kürzerer Fassung auf unserem zweiten Album erscheinen.

Das Artwork zu Eurer Scheibe ist überwältigend, und passt zur Thematik. Wer hatte die Idee für das Cover, und welcher Künstler konnte sie so umsetzen?

Danke! Wir haben auch lange gesucht und viele andere Entwürfe diskutiert. Guido ist dann bei seiner umfangreichen Recherche auf dieses Bild gestoßen, das exakt den Titel Earth Cathedral abbildet. Der Bild ist also keine Auftragsarbeit. Wir haben dann begeistert sofort die Rechte gekauft.

Ihr hattet bereits Live-Auftritte, zuletzt mit Vicious Rumors in Siegburg, wo ihr auch „Prisoners Of Our Time“ raus gehauen habt. Was liegt als nächstes an, ist eine Tour geplant?

Geplant ist Ende Oktober ein Auftritt beim Metalshock in Hannover, dann beim H.O.A. nächstes Jahr im Sommer. Weitere Termine werden noch dazukommen, wir wollten aber bis zum CD-Release warten, bevor wir an weitere Veranstalter herantreten.

Zum Schluss brennt mir nur noch eine Frage unter den Nägeln, die ich einfach loswerden möchte: Hast du seit Veröffentlichung von „Earth Cathedral“ wieder etwas von oder über Rock ‚N’ Rolf Kasparek gehört?

Nein. Dafür ist erfreulicherweise meine Freundschaft mit unserem alten Drummer Hasche in den letzten Jahren wieder aufgelebt. Wir werden ihn übrigens beim H.O.A. als musikalischen Gast an den Drums bei „Prisoner“ begrüßen können.

www.myspace.com/thegatetometal



Autor: Joxe Schaefer