SOULFIRE – MEINE ROCK ´N´ ROLL ODYSSEY - Steve Van Zandt


Label:HANNIBAL
Jahr:2021
Running Time:528 Seiten
Kategorie: Neuerscheinung
 

Einmal im Jahr gibt es ein Thema, das schwer im Magen liegt. Nein, es ist bestimmt nicht weil ich Steve Van Zandt nicht mag. Ganz im Gegenteil, bislang war ich sein größter Fan diesseits des Rheins. Ob als Musiker oder Schauspieler (hier sogar mehr), konnte der New Jersey Recke und Wingman von Bruce Springsteen, mich immer begeistern. Was er aber auf vorliegenden 528 Seiten auf Papier fabriziert hat, brachte mich mit jeder weiteren Seite ins Schleudern. Da wird einem der Mensch bewußt und wie in manch anderer Biografie auch, sinkt die Aura des Stars in den Keller. Und plötzlich sieht man die Dinge aus einem ganz anderem Blickwinkel. Ich sehe Herrn Van Zandt heuer eher als komplett widersprüchliche Person. Da beißt die Maus keinen Faden ab.

Die chronologische Auflistung seiner Karriere nutzend, baut er ein Gerüst an konträren Einstellungen auf, die sich teilweise hanebüchen durchs Dickicht schleichen. Zum Beispiel, sein ganzes Leben lang wird er ausgenutzt. Ob es nun seine Kumpels / Freunde sind die sich an seinen Songs oder Lyrics bereichern, ob es der berühmte Prince ist, der seinen Style kopiert, ob er um Gagen, Lohn oder Tantiemen betrogen wird, ob seine Ideen übernommen werden und er trotz aller Versprechungen leer ausgeht (sogar ohne Credits) und Steve trotz der alleiniger Durchführung aus dem Rampenlicht geschubst wird...im Nachhinein ist alles vergeben und vergessen. Aber erst mal richtig Bambule machen. Da wird er gleich zweimal von Bob Dylan vorgeführt und selbst Bruce himself scheint nicht immer der Freund zu sein den er beschreibt.

Das gibt mir zu denken. Vor allem weil Steve anscheinend (trotz aller Erfolge) maßlos an mangelndem Selbstbewusstsein leidet. Jeden den er aus der Prominenten-Riege kennenlernt, wird hier im Buch mit Lob überschüttet und ist ganz, ganz wichtig und muss unbedingt in ein Projekt verwickelt werden. Was wieder zur Pleite führt. Sämtliche Ideen des Meisters führen finanziell in die Katastrophe. Platten die keiner kauft, Konzerte die niemand besucht, Filme die keiner sehen will. Und wenn es mal klappt ist Steve außen vor. Nach circa zwanzig Vorfällen kommt man zu dem Schluss, dass Mister Van Zandt entweder total schmerzfrei ist, ein Leben lang komplett naiv oder er braucht diese Behandlung einfach.

Aber es kommt noch schlimmer. Die Selbstüberschätzung seiner politischen Aktivitäten, insbesondere in Südafrika. Ist er tatsächlich der Meinung, das seine kleinen Exkursionen und Gespräche im Lande für die Abschaffung der Apartheid gesorgt hat? Wer nur drei Seiten an offiziellen Materials der Geschichte diesbezüglich gelesen hat, weiß es besser. Ich kann gar nicht so viel auflisten, wie hier aus dem Ruder läuft. Am schlimmsten ist aber seine deutliche Affinität zur italienischen Mafia. Wie kann man, als angeblicher Mensch und Musiker von Welt, von einer solch mörderischen Organisation, derart ergriffen sein. Das stinkt gewaltig nach Verblendung.

Und hier stecken vielleicht die größten Widersprüche in einem Topf: seine Einstellung zur Mafia, steht im krassen Gegensatz zum Engagement in der dritten Welt. Seine Engagements in allen Bereichen zu seiner Arroganz und Selbstüberschätzung. Seine hehren Ziele, zu den Enttäuschungen die meist im Sumpf steckengeblieben sind. Ergo...nein! Steve ist nicht der Retter der Musik-Szene, der alles zuerst entdeckt hat, bevor andere es berühmt gemacht haben. Er ist nicht der Kreuzritter der Afrika und Südamerika erlöst hat, er ist keine Mafioso und kein Modezar. Er hat überall nur ein bißchen mitgemischt. Und wie sagt man so schön? Mann kann nicht auf zwei (in diesem Falle allen) gleichzeitig Hochzeiten tanzen.

ISBN 978-3-85445-715-2

 

Note: Keine Wertung
Autor: Steve Burdelak


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