AXEL RUDI PELL - LOST XXIII


Label:STEAMHAMMER / SPV
Jahr:2022
Running Time:54:42
Kategorie: Neuerscheinung
 

Wenn es eine Konstante in der deutschen Rock- und Metalszene gibt, dann ist das Axel Rudi Pell. So veröffentlicht der Wattenscheider dieser Tage bereits sein einundzwanzigstes Studioalbum und hat dabei nun auch schon seit einigen Jahren die gleiche Begleitband am Start. Diese ist mittlerweile hervorragend eingespielt und routiniert. Normalerweise wäre damit alles gesagt und ich könnte auf frühere Rezensionen verweisen. Aber nicht in diesem Fall. Denn mit „Lost XXIII“ wird kein müder Abklatsch früherer Großtaten oder die x-te Wiederholung der Selben geboten sondern ein frisches, energiegeladenes Werk, dem man die Spielfreude der beteiligten Musiker deutlich anhört. Natürlich gibt es keine bahnbrechenden Veränderungen und so erwartet den Hörer feinster melodischer Hard Rock, der die Affinität des namensgebenden Gitarristen zu Richie Blackmore (ex-Deep Purple, Rainbow) nicht leugnen kann und auch nicht will. Vielmehr lebt der Blondschopf diese im instrumentalen „The Rise Of Ankhoor“ ausgiebig aus.

Getragen vom virtuosen Gitarrenspiel des Meisters und den charakteristischen Vocals von Johnny Gioeli ist eine Scheibe entstanden, die den Fans Freudentränen in die Augen treiben dürften. Das Zusammenspiel von Gitarre und Gesang kommt vor allem bei den Balladen „Gone With The Wind“ und „ Fly To Me“ am besten zur Geltung, wobei beim ersten Hördurchgang vor allem Erstere mir fast neun Minuten lang Gänsehautattacken bescherte. Auch die flotteren Stücke agieren allesamt am oberen Level, so dass keine Langeweile aufkommt. Ich muss zugeben, dass ich eine so starke Leistung nicht unbedingt erwartet hätte. In der Form ist die Truppe noch meilenweit von der Rockerrente entfernt und das ist auch gut so.

Bleibt noch die Auflösung des Wortspiels im Titel übrig: Die römische Zahl XXII steht für dreiundzwanzig, also den Buchstaben W im Alphabet. Dieser steht an dieser Stelle für World, so dass der eigentliche Titel „Lost World“ ist, was aber in der Schreibweise „Lost XXIII“ viel cooler aussieht. Der gleichnamige achteinhalbminütige Titelsong kommt düster, schwerfällig stampfend und heavy daher und könnte aus dem Fundus von Schlagzeuger Bobby Rondinellis ehemaligem Arbeitgeber Black Sabbath stammen. Damit stellt diese Hymne ein weiteres Highlight dar. Die Digipack-Version kann noch zusätzlich mit dem instrumentalen Bonusstück „Quarantied 1“ aufwarten, welches bereits vor einiger Zeit auf YouTube veröffentlicht wurde.

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Thorsten Roggenbuck


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