KRACHMAKERS - INSPEKTOR HAGEN
Label: | SELBSTVERTRIEB |
Jahr: | 2022 |
Running Time: | 07:30 |
Kategorie: |
Neuerscheinung Eigenproduktion |
Die Geschichte der Krachmakers aus Wetzlar in Hessen lässt sich schon lange Zeit zurückverfolgen. Bereits 1989 wurden sie gegründet, haben sich aber nach ein paar Proberaum-Demos 1991 schon wieder aufgelöst. Erst 2017 kam es zur Reunion. Gerüchteweise sollen einige der Musiker in der Zwischenzeit kein Instrument mehr in der Hand gehalten haben! Aber wie das bei echten Punks so ist, scheißen sie da natürlich einfach drauf! Beim Hören der ersten, im Jahr 2019 in schwarzem Vinyl erschienenen 7“-Single mit weißer Papierhülle ist diese Vermutung auch glaubwürdig, denn die Musik klingt untight, roh und ungeschliffen, aber dennoch ehrlich und authentisch, zwar rotzig, aber mit Spielwitz. Nun gibt es die zweite Single der Krachmakers; dieses Mal in schwarz-grün marmoriertem Vinyl und mit schwarzer Papierhülle, aber ebenfalls in Eigenregie auf zweihundert Einheiten limitiert. Und hier gibt es sogar eine Art Konzept. Die beiden live im Studio eingespielten Songs „Inspektor Hagen“ und das zunächst ruhig beginnende „Gummizelle Jetzt!“ stehen nämlich in einem direkten Kontext. Besagter Herr Inspektor Hagen ist gesellschaftskritisch und hält auf der A-Seite der Menschheit den Spiegel vor, allerdings stirbt er am Ende vor lauter Aufregung an Herzversagen.
Auf der B-Seite erwacht er jedoch in seinem Sarg, stellt aber fest, dass er sich vor Würmern und Maden fürchtet. Aber bei allem schrägen Humor, gibt es auch hier eine ernste Kernaussage, denn das Lied richtet sich gegen Umweltverschmutzung. Die Musik ist simpel und schrammelig, der Gesang und die Backings klingen unbeholfen. Beides ist jedoch nicht negativ gemeint, sondern beschreibt den Old School Deutsch-Punk/Hardcore-Punk, wie er in den Achtziger eben gespielt wurde. Sie erinnern mich oft an die Punk-Bands der zweiten Welle, wie Slime, Daily Terror, Canal Terror oder Toxoplasma. Alles klingt schön angepisst und rotzig. So muss das sein! Auch das Artwork von Timon Kokott (unter anderem Darkness, Äera, From Ashes Reborn, Order To Ruin) gefällt und steht mit dem der ersten Single im Zusammenhang. Fährt die Schnecke auf der ersten Single noch auf einem Panzer mit einer Atomrekete beladen nach links, so fährt sie nun mit Inspektor Hagens Sarg mit einer Kutsche nach rechts. Sehr geil! Von der Spielzeit leider nur ein sehr kurzes Vergnügen – kaum sitzt man auf der Couch und hat das Bier auf – sind die bwiswn Songs auch schon wieder zu Ende. Dafür macht dieser rotzige Old School Punk aber echt Bock und lässt alle fröhlichen und kitschigen Kiddie Punks meilenweit hinter sich. Schönes Sammlerstück!
Note: Keine Wertung
Autor: Daniel Müller