FABIAN ODER DER GANG VOR DIE HUNDE - Film von Dominik Graf


Label:DCM
Jahr:2022
Running Time:178:00
Kategorie: Neuerscheinung
 

Frei nach dem gleichnamigen Buch von Erich Kästner. Na klasse, vier Schriften habe ich bislang von diesem Autor gelesen, der einer der ersten Prominenten gegen das NS-Regime war und in Deutschland blieb. Leider war dieser Titel noch nicht dabei. Erich wurde in Dresden geboren und auch hier spielt die Geschichte der Erzählung...zumindest streckenweise. Der Mittelpunkt liegt auf Berlin im Jahr 1931. Beunruhigende Zeiten: Die NSDAP Reichsleitung zieht in das „Braune Haus“ in München, der Kunsttempel Münchener Glaspalast fällt einer Brandstiftung zum Opfer, Bildung der Harzburger Front und der Eisernen Front, die Weltwirtschaftskrise erreicht ihren Höhepunkt, es gibt circa fünf Millionen Arbeitslose, die Presse soll leichter zu Maßregeln seit und Innenminister Carl Severing (SPD!!!) verbietet alle Umzüge und Versammlungen unter freiem Himmel. Die zentralen Themen sind jedoch das der aufkommende Faschismus, sowie die Kriegstraumata 1914 - 1918. Zum Schluss des Streifens zeigt man die berühmte Bücherverbrennung jener Zeit (Etwas verwirrend denn die fand erst 1933 statt. Man vermischt sie hier mit den Kurfürstendamm Krawallen vom 12. September 1931, am Tag des jüdischen Neujahrsfestes) und auch Erich gehörte zu den verbotenen Autoren. Heute unvorstellbar, dass er bei der Verbrennung seiner eigenen Bücher dabei war.

Das Buch im Original heißt eigentlich „Fabian. Die Geschichte eines Moralisten“ und wurde bereits im Jahr 1980 unter dem schlichten Titel „Fabian“ von Wolf Gremm („Sigi, Der Straßenfeger“, „Im Fluss Des Lebens“) verfilmt. Heuer gab sich Dominik Graf die Ehre, der eigentlich für seichtere TV-Kost bekannt ist, wie die Krimi-Formate „Tatort“, „Der Fahnder“ oder „Polizeiruf 110“. Vielleicht ist das der Grund warum dieser, natürlich komplexe Plot, bildlich so zerfahren wirkt und Szenen teilweise mit überstrapazierte Langeweile glänzen. Anfänglich wird das Berlinerische „Sodom und Gomorra“ jener Tage inszeniert und mit chaotische Sequenzen verhunzt. Dabei ist die Mischung aus gesprochenen Texten der Darsteller verbunden mit einen Narrator, recht irritierend. Oftmals sind die Nebengeräusche des Films so laut, das ohne Untertitel kein Verstehen ist. Eigentlich soll der Kern der Geschichte den moralischen Werteverfall der Weimarer Republik darstellen, da die Handlung des Buches Ende der 1920er-Jahre einrahmt. Da „Fabian“ aber 1931 erschien, wird dieser Zeitraum im Film mitbehandelt. Hilfreich sollen originale Filmaufnahmen Berlins in schwarz-weiß aus jener Zeit sein, die regelmäßig eingeblendet werden.

Zur Handlung: der erfolglose Werbetexter Fabian wohnt zur Untermiete und zieht mit seinem politisch unkorrekten Freund Labude (Albrecht Schuch - „Schachnovelle“, „Berlin Alexanderplatz“) aus reichem Hause, durch Bordelle und zwielichtige Etablissements. Er verliebt sich in die Schauspielerin Cornelia (Saskia Rosendahl - „Babylon Berlin“, „Kästner Und Der Kleine Dienstag“), die sich aber sexuell ihrem Produzenten Makart (Aljoscha Stadelmann - „Ein Hauch Von Amerika“, „Schreie Der Vergessenen“) zuwendet, um eine Rolle in den berühmten Babelsberger Filmstudios zu bekommen. Da geriet Fabian ins Strudeln. Es eskaliert als sein Freund Labude Selbstmord begeht.

Wie also schreibt man die Geschichte eines Moralisten der sich gegen die Unmoral zur Wehr setzt. Autobiografische Elemente kehren ein. Der Protagonist des Films gespielt von Tom Schilling („Mein Kampf“, „Unsere Mütter, Unsere Väter“) ist fast gleichaltrig wie Kästner. Auch die Ausbildung von Schule bis Beruf, sowie das Verhältnis zur Mutter, sowohl die Beziehungen zu Freunde und Frauen, werfen deutliche Parallelen zum Autor auf. Dennoch kann man von einer direkten Umsetzung des Buches zum Film zu keiner Zeit reden. Hier wurde mehr in Richtung Kunst als Unterhaltung gedacht. Schade. Ein wichtiger Stoff, den man jungen Menschen leichter hätte zugängig machen können.

Note: 5 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak


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