XICUTION - Schön Klischee-lastig, nacktes Fleisch, Blut und ein Todes-Groove!


Ganze acht Jahre ist es her, dass die Death Metal-Band Xicution aus Eberswalde in Brandenburg das letzte Mal ein komplettes Album veröffentlicht hat. Jetzt hat man für das aktuelle Werk „For The World Beyond“, welches ein wahres Monster geworden ist, auch endlich mal eine Plattenfirma im Rücken. Ich ließ mit dem gesprächigen Bassisten und Sänger Jano Zombie die über zehnjährige Band-Geschichte von Xicution noch einmal Revue passieren.

logoDaniel: Hi Jano! Bitte erzähl uns doch zunächst, wann und wie es zur Gründung von Xicution kam!

Jano: Moin Daniel. Erstmal danke für das Interview! Wo fange ich an? Xicution wurde von Sio und mir im März 2011, nach einem Six Feet Under-Konzert, gegründet. Wir dachten uns nach der Show einfach, dass wir sowas auch machen könnten: schönen groovigen Death Metal, der schön Klischee-lastig ist. Wir wollten nacktes Fleisch, Blut und einen Todes-Groove haben… Na ja, und das haben wir auch gemacht. Xicution war anfangs auch nicht so ernst gemeint. Da wir beide in anderen Bands aktiv waren, sollte X nur als „Spaß"-Projekt da sein. Jetzt, zehn Jahre später, sieht das natürlich alles ein wenig anders aus.

Daniel: Hattet Ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Jano: Ja! Wie bereits erwähnt, waren wir beide in anderen Bands aktiv, und auch unsere Ex-Mitglieder bzw. aktuellen Musiker waren dort teilweise mit drin. Sio war vor Xicution Gitarrist bei der Death Metal-Band Exceeded. Unser Ex-Bassist Hagen, unser Ex-Drummer Morten und unser aktueller Drummer Fjalli waren dort ebenfalls.  Ich spielte Bass in der Melodic Death Metal-Band Splitting Society. Morten war dort auch eine Zeitlang als Drummer aktiv, und auch unsere Ex-Gitarristen Mirko und Shred spielten dort. Du siehst also, wir kennen uns schon ewig. Unsere beiden Bands waren auch von Anfang an freundschaftlich verbunden, und irgendwann kam dann eins zum anderen.

Daniel: Wieso eigentlich die merkwürdige Schreibweise mit X am Anfang? Hat das einen besonderen Hintergrund?

Jano: Der Name und die Schreibweise sind von mir. Wir hatten damals die Idee für die Band, und wie bereits gesagt, sollte es ja auch anfangs alles nicht so ernst gemeint sein. Ich saß damals also in der Schule und hörte viele verschiedene Bands. Oomph! waren zu dem Zeitpunkt relativ präsent bei mir, und ich fand den Namen cool, da er an sich ja nur ein Geräusch ist. Kurz zuvor hatte ich gelesen (glaube ich zumindest), dass der Name an sich keinen wirklichen Sinn hat, und das fand ich irgendwie cool. Die Schreibweise wählten sie aus damit kein anderer auf den Namen kommen würde. Zum anderen hörte ich zu dem Zeitpunkt viel Obituary und auch gerade das „Xecutioner's Returne“-Album. Da die Band früher auch Xecutioner hieß, war das irgendwie auch der Grund für den Namen. Ich wollte auch ein X am Anfang, aber nicht einfach nur den Namen so übernehmen, und hatte mich dann für X(ex)Icution entschieden. Dann habe ich es Sio vorgeschlagen, und wir haben den Namen genommen.

Daniel: Welche Bands haben Euch beeinflusst? Und haben sich diese Einflüsse im Laufe der Jahre geändert?

Jano: Das ist tatsächlich eine schwierige Frage. Auch wenn wir uns nach einem Six Feet Under-Konzert gegründet haben, waren sie nie wirklich der Einfluss...bis heute nicht. Man muss es, glaube ich, auch ein wenig trennen. Sio kommt aus dem Thrash Metal-Bereich. Dort liegen seine Wurzeln. Ich finde, das hört man auch in unseren Songs hin und wieder, bzw. man merkt es an der Art, wie er Gitarre spielt. Bei mir ist es eher Debauchery gewesen. Ich mag Thomas´ Stimme einfach, aber auch Vader und Cannibal Corpse zähle ich dazu. Musikalisch im Gesamten ist es aber schwierig. Es ist sehr viel mit dabei, aber hauptsächlich orientieren wir uns schon am US Death Metal. Den Schwedischen machen ja alle anderen schon.

Daniel: Worum geht es in Euren Texten? Geht es nur um die Erfüllung der klassischen alten Death Metal-Klischees, oder steckt mehr dahinter?

Jano: Wir hatten von Anfang an die Zombie-Thematik in unseren Songs. Mittlerweile lasse ich mich von „The Walking Dead“ inspirieren und versuche aber, meine eigenen Geschichten in den Texten zu verarbeiten. Die ganzen Kriegsthematiken fanden wir von Anfang an schon zu ausgelutscht, und auch sozialkritische Themen sind nicht unser Ding. Horror und Endzeitszenarien sind da eher unser Ding. Ab und an kommen auch berufliche Aspekte meinerseits mit zu. Ich arbeite in der Psychiatrie, und der Song „Liar“ von unserer „Infected“ MCD, ist eher eine Schizophrenie-Geschichte.

Daniel: Was inspiriert Euch zu Texten: Bestimmte Filme, Bücher, Autoren oder auch das wahre Leben?

Jano: Wie bereits gesagt, lasse ich mich gerne von „The Walking Dead“ inspirieren.  Robert Kirkman hat da echt etwas geschaffen, was mich voll abholt. Aber an sich gucke ich auch sehr viele andere Horror-Filme, die mich inspirieren. Ich finde auch die ganze Jack The Ripper-Geschichte sehr interessant und würde Elemente oder eine ähnliche Geschichte gerne mal in eine Zombie Apocalypse übertragen.

Daniel: Bei Metal Archives steht, dass Euer Gitarrist Sio das Songwriting übernimmt. Gilt das auch für die Texte, obwohl Du der Sänger bist?

Jano: Die Arbeit bei uns war von Anfang an klar aufgeteilt. Da wir ja, wie bereits erwähnt, vorher in anderen Bands gespielt hatten und dort das ganze Songwriting innerhalb der gesamten Band stattfand, war es immer schwierig, alle zufrieden zu stellen, um einen Song fertig zu schreiben. Bei Xicution ist es so, dass Sio wirklich das Songwriting in Bezug auf das Instrumentale übernimmt und ich die Texte schreibe. Natürlich haben die anderen Mitglieder auch ein Mitspracherecht, und wir stimmen uns ab, aber im Grunde entsteht die gesamte Musik durch Sio und mich.

Daniel: Auf dem neuen Album „For The World Beyond“ ist, meines Wissens, mit „Leichenlager“ auch erstmals ein Song mit einem deutschen Titel an Bord. Wie kam es dazu? Und wird es davon in Zukunft noch mehr geben? Oder war das ein einmaliges Experiment?

Jano: Das ist nicht richtig. Auf unserem 2013er Album „Posterity“ hatten wir den Song „Lichtspiel“, der ebenfalls ein deutschsprachiger Track ist. Wir fanden den Song immer sehr besonders, da er in unserer Muttersprache ist, aber für „For The World Beyond“ wollte ich es noch einmal machen. Deutsche Texte sind schon etwas Spezielles, da sie schnell bescheuert klingen können... Gut, wenn man englische Texte ins Deutsche übersetzt, klingt das auch meistens Kacke, aber gut... Ich denke, es wird immer mal wieder vorkommen, dass ich deutsche Texte schreibe, aber es muss einfach passen.

xicutionDaniel: Seit Eurem letzten Album „Posterity“ (2013) sind satte acht Jahre vergangen! Warum hat es dieses Mal so lange gedauert?

Jano: Das stimmt auch nicht ganz. 2016 brachten wir das Mini-Album „Infected“ raus. 2019 wurde das Album dann auch über Kernkraftritter Records als Digital Release wieder veröffentlicht. Aber Du hast an sich Recht: Diesmal hat es wirklich sehr lange gedauert, die Platte fertig zu machen. 2017 haben wir bereits angefangen, das Album zu schreiben, und sind erst 2020 fertig geworden. Der Grund waren einige Besetzungswechsel und unser persönlicher Anspruch. Da „For The World Beyond“ ja von Anfang an als ein Label Release geplant war, wollten wir es richtig machen. Die anderen CDs sind alle in kompletter Eigenregie entstanden. Beim neuen Album war das zwar zum Teil auch so, aber trotzdem sollte es besser und ausgereifter werden. Wie gesagt: Der Abgang einiger Mitglieder zwang uns dann doch dazu, die Songs auf die neuen Mitglieder anzupassen, und so zog sich die Arbeit diesmal. Im Laufe des Schreibprozesses kristallisierte sich auch immer mehr heraus, dass es eins Art Konzeptalbum oder Horror-Hörspiel wird. Ich habe mir irgendwann eine komplette Geschichte ausgedacht, und so haben wir dann Schritt für Schritt das Album entwickelt. Elf Songs sind es am Ende geworden, obwohl wir an sich bestimmt zwanzig geschrieben hatten, aber die passten nicht ins Gesamtkonzept.

Daniel: Soweit ich informiert bin, erscheint „For The World Beyond“ lediglich als Digipack-CD und digital. Warum habt Ihr Euch gegen eine Vinyl-Veröffentlichung entschieden, jetzt wo Vinyl doch so ein großes Revival erlebt?

Jano: Das ist richtig. Es wird nur eine digitale und eine CD-Veröffentlichung geben...vorerst.  Der Plan, Vinyl zu machen, war da, aber die Produktion im Presswerk dauert derzeit sehr lange. Ich wollte auch einfach nicht, dass die CD raus kommt und sechs Monate später erst das Vinyl. Wenn, dann sollte beides zusammen erscheinen. Ich denke aber, wenn die Nachfrage da ist, werden wir darüber nachdenken, „For The World Beyond“ auch noch als Vinyl raus zu bringen.

Daniel: Das schlichte Artwork gefällt mir. Von wem stammt es? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?

Jano: Das Artwork bzw. das Cover stammt diesmal wieder von mir. Wir hatten von Anfang an irgendwie immer einen zufälligen Wechsel in den Covern. Das erste zur „Zombie War“ war von einem Freund von mir gezeichnet worden. Das Cover zur „Posterity“ war ein Foto, welches ich gemacht habe. Bei der „Infected“ war es wieder eine Zeichnung von Tony („The War Of Art“) und irgendwie war es klar, dass es diesmal wieder ein Foto wird. Ich besorgte mir also einen Schädel und fotografierte ihn. Der Schädel dient gleichzeitig auch als eine Weiterführung des „Infected“-Covers. Dort war ja ein alter Mann zu sehen, dessen Kopf in seiner normalen und in einer Zombie-/Dämon-Form zu sehen war. Das Cover zu „Infected“ steht also für den Song „Liar“. Da ich bei der „Infected“ sowieso immer das Bild vor Augen hatte, wie fünf Leute an einem Feuer sitzen und sich ihre Geschichten und Erlebnisse erzählten, ging ich beim neuen Album wieder auf die Idee ein. Bei „For The World Beyond“ nahm ich den Song „Coming From The Void“ und schrieb aus dem Song eine komplette Geschichte. Wer weiß,  eventuell nehme ich mir die anderen Songs der „Infected“ auch noch vor und mache zu jedem dieser Songs eine komplette Story.

Daniel: Wo habt Ihr aufgenommen? Und wer hat produziert?

Jano: Das neue Album haben wir wieder selbst aufgenommen. Im Laufe der Jahre haben wir uns unser eigenes Studio eingerichtet, in dem wir die Instrumentals aufgenommen haben. Der Gesang wurde bei unserem Freund Lars von Hell In The Skies in seinem Connex Studio aufgenommen. Der Mix und das Master wurde von Sio, Lars und mir gemacht.

Daniel: Sind eigentlich – trotz der jetzigen Situation – auch Live-Aktivitäten geplant?

Jano: Wir haben es angedacht, aber noch ist nichts geplant. Das ja viele Veranstaltungen einfach verschoben wurden, ist es auch schwierig, derzeit an Shows zu kommen. Wir sind ja seit Ende 2020 bei Black Media Concerts unter Vertrag und hoffen natürlich, dass wir 2022 auch wieder auf der Bühne stehen können.

Daniel: Laut Metal Archives bist Du nebenbei auch noch bei der Stoner Metal-Band Hell In The Skies tätig. Ist es Dir wichtig, dass sich beide Bands musikalisch völlig voneinander unterscheiden? Oder hat sich das eher zufällig ergeben?

Jano: Ich bin bei Hell In The Skies kein aktives Mitglied. Ich helfe den Jungs lediglich beim Booking und mache Fotos und Videos. Klar, ich bin auch bei dem Song „Prisoner“ zu hören, aber das ist eher ein kleines Feature, welches wir bestimmt auch auf kommenden Werken wiederholen werden. Ansonsten bin ich bei Hell In The Skies wirklich eher im Hintergrund aktiv.

Daniel: Kommt da demnächst auch wieder etwas? Das selbstbetitelte Debüt von 2018 ist ja bislang der einzige Tonträger der Band…

Jano: Dazu kann und darf ich womöglich nicht wirklich viel sagen, aber ja. Die Jungs arbeiten bereits an einem Nachfolger. Ob ich dort auch wieder zu hören sein werde, steht noch nicht fest.

Daniel: Könntest Du Dir eigentlich vorstellen, mit beiden Bands zusammen auf demselben Event zu spielen? Oder wäre Dir das zu stressig?

Jano: Wie gesagt, da ich ja dort eher im Hintergrund aktiv bin, wäre es mir egal. Es wird bestimmt dazu kommen, und wir hatten es ja bereits 2018 einmal. Damals spielte Sio dort auch noch Gitarre. Klar war es stressig, da wir direkt hintereinander spielten und sich unsere Live-Optik ja auch deutlich unterscheidet, aber es war cool.

xicutionDaniel: Dann nochmal schnell zurück zu Xicution: Wie sehen ansonsten Eure nahen bis fernen Zukunftspläne aus?

Jano: Wie ich ja schon sagte, bin ich bereits vom Kopf her schon am überlegen, wie die Geschichte der nächsten CD aussehen könnte. Ansonsten wollen wir natürlich live spielen und auch unsere 10 Jahre-Jubiläums-Show nachholen. Sie sollte ja dieses Jahr bei den Frostfeuernächten stattfinden, aber dank Corona ist es ja leider nicht machbar. Ansonsten machen wir uns keinen Stress und gucken, was passiert.

Daniel: Na gut, Jano! Dann sind wir am Ende angelangt. Dir gehört dann noch das Schlusswort!

Jano: Nochmal danke für deine Fragen. Es hat mir wirklich Spaß gemacht, diese zu beantworten. Ansonsten kann ich nur sagen: Hört Euch unser neues Album an, genießt es am besten über Kopfhörer, schließt die Augen und lasst den Film im Kopfkino ablaufen. Unterstützt die kleinen Bands, gerade jetzt wo weniger Konzerte gespielt werden können, sind wir alle auf jeden Support außerhalb der Bühne angewiesen, um weiter zu machen.

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https://xicution-kkr.bandcamp.com/



Autor: Daniel Müller