SPLIT HEAVEN, WHEEL

Werl, Bahnhof, 14.09.2012

Das Städtchen Werl an der Soester Börde ist mal wieder Mittelpunkt für die härtere Gangart. Noch vor zwanzig Jahren gab es hier mal das „Cult“, ein Veranstaltungsort für Anhänger der harten Stromgitarrenmusik. Und heute soll es der Bahnhof in der Stadtmitte sein, ein umfunktioniertes Bahnhofsgebäude mit dem Beinamen Kultur- und Eventzentrum. Zwei Bands für schlappe acht Euro Eintritt waren heute zu bewundern, eine von ihnen kam aus ca. 11.000 Kilometer angereist. Ein 0,3l Flaschbier gab es für 2 Euro zu erstehen, und Shirts vom Headliner für sieben und Longplayer aus Vinyl für acht Euronen. Fantastische Preise.

 

WHEEL bass LIVE 2012Den Support übernahmen die Nachwuchs Doomer von Wheel aus Dortmund. Ein Demo aus 2009 und eine CD aus 2010 stehen bereits auf ihrer Veröffentlichungsliste, und ein weiteres Album lässt noch auf sich warten. Der Gesang hatte etwas von Keith Caputo (ex-Life Of Agony), sonst kam alles aus der Doomschublade. Die Band trug Shirts von Orchid, Opeth und In Solitude, jetzt noch eins von Saint Vitus, und ihr Sound wäre so passend beschrieben. Die wummernden Riffs wurden von einer weißen Flying V erzeugt, die auch durch ein weißes Spiralkabel ihre Sounds weiterleitete. Wheel grooven nicht immer sehr laut, aber immer sehr tight, wie in „The Mills Of God“ und “Only God Knows. Man wollte keine Ansagen machen, weil man keine Zeit habe, doch „Frozen Sun“ erhielt die Einführung, ein alter Song zu sein, der auf die nächste Scheibe gepackt werden soll. Die Performance beschränkte sich nur auf die Musik und kam gänzlich ohne Action aus, passend  zum Tempo, vorgegeben von dem Drummer, der gern und oft alle seine sieben Becken zum Einsatz brachte. „Icarus“ sollte nun das letzte Stück sein, das wahrscheinlich erst 2020 rauskommt, so zu Erfahren aus einer weiteren Ansage. Trotz einer möglichen Zeitersparnis ging der Auftritt der Westfalen bereits nach 42 Minuten zu Ende.

 

SPLIT HEAVEN vox LIVE 2012In der Umbaupause wurde das Drumkit mit einer mexikanischen Flagge verhüllt, und dazu mit einem Schal von Borussia Dortmund. Veranstalter „Else“ himself kam mit einer Leiter an mir vorbei, er wolle mal eben das Schlagzeug aufbauen. Doch letztendlich reichte es nur für das Backdrop vom Headliner. Letzte Woche spielten die Oldschool Mexikaner von Split Heaven noch auf dem Swordbrothers Festival, wo sie gut vom Leder gezogen haben sollen. Und das taten sie auch heute, mit einem melodischen Mix aus rhythmisch stampfend bis powermetallisch grell. Die Kuttenfraktion befüllte sofort die ersten Reihen, in dem mit nicht ganz einhundert Gästen gefüllten Bahnhof. Zwei der Amigos on Stage trugen beim Opener bunte Sombreros, waren aber sonst komplett schwarz gekleidet. Sänger Eli, mit einer pornomäßigen Sonnenbrille ausgestattet, wusste jedoch mehr mit seiner hellen Stimme Akzente zu setzen, und erklärte sein Getränk hoch haltend, dass Salute Prost bedeutet. Drummer Tommy Roitman soll seit Rosicky Fan von Borussia Dortmund sein, was den Schal an seiner Schiessbude erklärt. „Lonewolf“ vom aktuellen Album „Street Law“, auf dem von dem leicht rumpeligen Sound live nichts mehr zu spüren war, wurde mal wieder von Basser Carlo Hernandez mit Sombrero vorgetragen, und nicht zu selten sah man die komplette Band bangen, was hervorragende Publikumsresonanzen nach SPLIT HEAVEN git LIVE 2012sich zog. Die Metaller aus Santiago De Queretaro verstanden es blendend, bloß gute Reaktionen der Audienz in besonders Gute umzuwandeln. Kein Wunder, rockt man in der Heimat doch meist in vollen Häusern und weiß daher, wie man die Fans aufpeitscht. Hervorheben muss man noch die amtliche Gitarrenarbeiten von Pedro Zelbohr und Armand Ramos, denn die Riffs und Soli saßen, wenn es auch für den Schreiber dieser Zeilen ein Rätsel bleibt, warum Spieler von Washburn Gitarren besonders häufig während eines Konzertes ihre Klampfe stimmen. Wenn die Pausen zwischen den Tracks auch mal etwas länger ausfielen, wurde ihr Nationalgetränk Tequila vorgestellt, und der Menge welchen angeboten. Die Temposchraube anziehend, fand mit „The Golden Times“ eine klasse Speednummer Einzug. Ein kurzes Mitsingspiel zwischen Eli und den Fans hatte die Darbietung von „My Soul Burns Forever“ und “Red Light District” zu Folge. Und zum letzten Song “Iron Witch” nahm Eli seine Brille ab. Ein gelungener Konzertabend ging damit schon nach 65 Minuten zu Ende, trotz Zugaberufen. Der Weg nach oben sollte für das Quintett offen sein. Sonst einfach mal Kumpel Else nach dem eingangs erwähnten Klettergerät fragen. Viva La Mexico! 



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer