ICED EARTH / WHITE WIZZARD / FURY UK

Bochum, Zeche, 30.10.2011

FURY UK 2011-10 bochumAm Eingang der Bochumer Zeche bildete sich eine lange Schlange in Iced Earth Shirts bis zum Parkplatzende. Die Spannung war groß, Diskussionen vom Parkplatz bis in die erste Reihe verkürzten die Wartezeit zum Haupt-Act, ob der neue Sänger, Stu Block von Into Eternity, den Erwartungen gerecht wird, wo doch die Zukunft von Iced Earth davon abhängt. Doch zunächst einmal bestritten zwei Bands das Vorprogramm, von denen Fury UK als Opener fungierten. Das Trio aus Manchester behang seine Amps mit schwarzen Union Jacks, und befleißigt sich seit 10 Jahren, Hardrock orientierten Metal zu spielen. Die Stimme von Sänger und Gitarrist Chris Appleton kam röhrend und rau, wie bei „Saviour“ vom „A Way Of Life“ Album. Das Bollwerk an den Drums, Martin McNee, brachte den Punch mit dem härteren Schlag, welches besonders bei den zügigeren Tracks gut gefiel. Nach einer halben Stunde begann der Umbau für White Wizzard.

 


WHITE WIZZARD 2011-10 bochumZeit für einen Blick auf das Merchandise. Die Shirts aller Bands gab es ab 20 Euro zu erstehen, bei Iced Earth waren auch Longsleeves für 30, Zipper für 40 und Worker-Hemden für 50 Euro im Angebot. White Wizzard betraten nach einer kurzen Umbaupause die Bretter. Der Fünfer um den Hut tragenden Basser Jon Leon aus Los Angeles nahm mächtig Fahrt auf, und glänzte mit einer kräftigen Stimme von Sänger Michael Gremio, die auch gerne mal öfters Brüllen könnte, wie er es in den Ansagen tat. Die Kalifornier schöpften ihr Liedgut heute Abend vornehmlich aus ihrem aktuellen Album „Flying Tigers“, wie das eingängige „Starchild“ gegen Ende ihres Sets. Michael verlangte vom Publikum Applaus für die Vorband, Fury UK’ ab, und natürlich besonders für Iced Earth, bevor er als letzten Song „High Speed GTO“ von ihrer gleichnamigen EP ansagte. Die fast gänzlich gefüllte Zeche Bochum durfte nach dem Auftritt der Kalifornier schon mal die Bühnenaufbauten und die Drumskins begutachten, die üppig im Dystopia-Look das gesamte Blickfeld einnahmen.

 

ICED EARTH 2011-10 bochumNach der Umbaupause, die bei Hintergrundmusik mit einem Titel wie „Welcome To Dying“ natürlich viel zu kurz ausfiel, und die Menge sich mit „Heavy Fucking Metal“ Rufen warm shoutete, legte der Mainact Iced Earth los. Der neue Mann am Mikro dirigierte selbstbewusst das Publikum schon beim ersten Song „Dystopia“. Im folgendem „Burning Times“ drehte das Publikum durch, schließlich war der Song jedem bekannt, und der unter besonderer Beobachtung stehende Neusänger meisterte die Höhen: „…You Are A Sinner!“. Das gab besonderen Applaus. Nachdem mich der schwarze Mann im Fotograben anhielt, nicht mit Blitz zu fotografieren, ging es mit meiner Begeisterung vorerst nicht bergauf, zumal im Fotograben nur Blitze zu sehen waren. Nachdem es in der Setlist mit „Angels Holocaust“ weiter gegangen war, sagt Stu seine „…first Show with Iced Earth“ an, sowie zwei neue Stücke namens „V“ für Victory, und „Soylent Green“. „When The Night Falls“ vom ersten Album wurde nachgeschoben, welches mir noch von den Sommerfestivals im Ohr klebte, und in dem mir heute Abend immer häufiger Stu`s Kontaktsuche mit dem Publikum auffiel, wie er zu „Heavy Fucking Metal“ Rufspielchen aufforderte. „Dark City“ ist ein weiterer Song von Dystopia, auf dem heute Abend der absolute Schwerpunkt lag. Die Barlow-Alben, auf denen ihre größten Hits der Neuzeit zu finden sind, blieben weitestgehend außen vor, und gaben älteren Songs wie „Pure Evil“ den Vortritt. Eine deutlich veränderte Setlist gegenüber den Sommerfestivals wurde also geboten, die auch dazu diente, den Neuling zu featuren, damit er nicht nur an Barlow Songs bemessen wird, denn Jon Schaffer präsentierte doch sehr zeitnah das neue Line Up mit einem neuen Album und einer Tour, hat man doch die Band gerade erst noch mit Matt Barlow gesehen. Und genau dieser war trotzdem allgegenwärtig, denn zu sehr steckt in den Köpfen der Fans noch seine Stimme. Stu selbst outete sich selbst als Mega-Iced Earth Fan, und dass jetzt für ihn ein Traum wahr geworden sei. Das nahm ihm jeder ab, wo er doch auch ein paar Gesten von seinem Vorgänger übernommen hat. „Anguish Of Youth“ von „Dystopia“ schloss sich an, bevor Stu in „Declaration Day“ noch einmal eindrucksvoll bewies, wie er mit allen Höhen klarkommt. Weiterhin wurden die neuen Stücke „Anthem“, „Days Of Rage“ und „Tragedy And Triumph“ gezockt, und nach „My Own Savior“ spendete die Zeche Applaus bis in letzte Reihe. Spätestens nach den Zugaben „Dante’s Inferno“ und „Iced Earth“ müsste die Welt für Fans der Band wieder in Ordnung sein; es hat eine neue Ära begonnen. Mit einer perfekt eingespielten Band im Rücken zeigte Stu seine stimmlichen Qualitäten und bewies sich über 110 Minuten als echter Frontmann. Wie gut der neue Iced Earth Sänger nun wirklich ist, wissen nur die, die auch bei den Shows waren. Trotzdem ist es weiterhin erlaubt, seinen Vorgänger zu vermissen, denn wer das nicht tut, hat die letzten 15 Jahre verpennt.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer