ECLIPSUS - YUREI


Label:TALHEIM
Jahr:2021
Running Time:41:35
Kategorie: Neuerscheinung
 

Eclipsus ist ein Ein-Mann-Projekt, hinter dem sich Coughin Wraught (sonst in keiner anderen Band aktiv) verbirgt. „Yurei“ ist das erste Lebenszeichen dieser 2018 gegründeten Combo. Wobei „Lebenszeichen“ vermutlich nicht die passende Wortwahl ist. Laut Presseinformation, handelt es sich um ein Konzeptalbum und die Songs folgen „den Schritten des individuellen Pfads zum Selbstmord(…) im japanischen Wald Aokigahara.“ Dieser Wald wird - besonders in der westlichen Populärkultur, oft als „Selbstmörderwald“ betitelt, da es augenscheinlich immer wieder Japaner in den Wald treibt, um sich das Leben zu nehmen. Draußen ist es grau und regnerisch, die Pandemie nervt, beste Voraussetzungen also, sich gepflegt ein Depressive Suicidal Black Metal Album zu Gemüte zu führen. Nachdem es mir so scheint, als würde das Genre aktuell mit teilweise echt üblen Veröffentlichungen überflutet, sind jedoch meine Erwartungen, gerade bezogen auf das Debütwerk eines ein Personen Projektes, nicht sonderlich hoch.

Aber überraschenderweise wird hier große Qualität geboten. Die fünf Songs sind an keiner Stelle langweilig, kitschig oder aufgesetzt. Jeder Track für sich erzählt schon eine Geschichte, die im Gesamtkonzept gut aufgeht. Die Beiträge nehmen das ohnehin nicht sonderlich hohe Tempo immer wieder raus. Synthesizerklänge, Akustikgitarren und verzerrte Gitarren wechseln sich wunderbar komponiert ab und der sehr getragene und variantenreiche Gesang untermalt, ohne aufdringlich zu werden. Geschickt arrangierte Melodie-Läufe lockern die Atmosphäre auf, Dur-Akkorde lassen kleine Hoffnungsschimmer aufflackern, bevor die Musik wieder in schwerer Niedergeschlagenheit versinkt. Tatsächlich scheint das Konzept gut aufzugehen. Das Album hält seine Negativ-Klimax über alle fünf Stücke aufrecht, der Hörer fiebert keinem Finale entgegen, sondern gibt sich ganz der Melancholie hin. Der Einsatz verschiedener Gitarreneffekte ist gut durchdacht und sorgt für geschickte Stimmungswechsel.

Handwerklich ist der Silberling gut gemacht...die Produktion ist voll und irgendwie warm. Was mir negativ auffällt, sind lediglich die teilweise sehr abrupten Abschnitte am Ende der Songs, die den Hörer aus dem Flow bringen. Eclipsus schaffen hier ein wirklich niederdrückendes Werk, das eine gelungene Mischung aus Dark Ambient und Depressive Suicidal Black Metal darstellt und mit allerlei Passagen aufwartet, die mich entweder an Tiamat zu „Wildhoney“ Zeiten oder Vanhelga erinnern. Das Ganze hat wirklich authentischen Tiefgang, mein Weg führt mich zwar nicht final zum Birnbaum im Garten, dennoch hinterlässt „Yurei“ eine nachdenkliche Leere. Ein wirklich durch und durch gelungenes Album, wie gemacht für Momente der inneren Leere und Kälte. Klare Empfehlung für jeden, der mit langsamerem Depressive Black Metal etwas anfangen kann.

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack


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