Für die sanften Momente im Leben, eignet sich nichts besser als die balladesken Kompositionen von Ryan Adams. Ja, auch Bryan Adams aber das ist eine andere Baustelle. Für mich ist der Barde aus Jacksonville eine Mischung aus James Taylor, Bruce Springsteen und dem Kanadier Neil Young. Vielleicht nicht so bepackt mit Pathos aber absolut intensiv in seinem musikalischen Charakter. Rock (heuer nur dezent), Country, Folk, Americana und einiges dazwischen, kann man Facetten der verschiedenen Genre mit seinen vorliegenden elf Beiträgen erfahren. Nach drei Jahren Sendepause hat der Sänger von seinem Charme nichts verloren, eher nur von seinem charakterlichen Charme, nachdem er sich 2020 für seine sexuellen Missbräuche gegenüber seinen letzten Partnerinnen öffentlich entschuldigt hat.

Eine textliche Verarbeitung der Vorfälle findet hier meines Erachtens nicht statt. Dafür geht es um den Tod seines Bruders und Beziehungskisten, die nicht immer ganz einfach sind. Dennoch reflektiert Ryan eine herbe Ehrlichkeit, die man bei der Konkurrenz vergeblich sucht. Melancholischer Düster-Charme mit Ecken und Kanten. Und dennoch kommt manche Nummer zu seicht rüber und verliert sich in Belanglosigkeit, was allein der stimmlichen Qualität des Fronters geschuldet ist. Für das nächste Album sollte er greifbarer rüberkommen und das triste Genuschel Bob Dylan überlassen. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Schade nur das Mister Adams ganz locker eine höhere Punktzahl hätte erreichen können.

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Dagmar Hegger

zurück zur Übersicht