Ich habe mich bei Black Metal-Bands immer gefragt, ob es überhaupt Sinn macht, mit denselben Leuten Nebenprojekte zu gründen, die genauso klingen wie die Haupt-Band, oder zumindest so ähnlich. Auch im Prog-Bereich gibt es dieses Phänomen immer wieder. So musizierten 1996/´97 sowohl Alien On My Mind als auch Hydrotoxin aus Niedersachsen mit jeweils zwei identischen Musikern parallel. Wenig später gab es auch in Amerika den Fall, dass sich Spock´s Beard und Transatlantic sehr ähnelten, was vor allem an Sänger Neal Morse und den überlangen Stücken lag. Und nun zeigen uns die Engländer, dass sie dieses Kunstwerk ebenfalls beherrschen. Bei dem selbstbetitelten Debütwerk von Arc Of Life handelt es sich nämlich eigentlich um ein verkapptes Yes-Album. Denn aus dem Yes-Umfeld sind hier – streng genommen - gleich vier Leute am Start: Bassist Billy Sherwood (1996 bis 2001 und seit 2016 wieder, zwischendurch bei Asia) und Sänger Jon Davison (seit 2012) gehören zu der aktuellen Besetzung, Gitarrist Jimmy Haun spielte 1991 auf dem Yes-Album „Union“ und Schlagzeuger Jay Shellen half schon mal auf Tour aus.

Der einzige Musiker, der aus der Reihe tanzt, ist Sound Of Contact-Keyboarder Dave Kerzner. Die Band ist mir im Übrigen kein Begriff. Dass das Album also häufig an Yes erinnert, ist von daher kein Wunder, auch wenn es sich hier nicht wirklich um einen Abklatsch handelt. Zehn Tracks sind hier vertreten, die auf fast eine Stunde Spielzeit kommen. Es gibt epische Beiträge mit viel verträumter Atmosphäre, allerdings sind sie nicht so chaotisch und vertrackt wie erwartet. Vielmehr paart man hier Yes-typische Gesangslinien mit Asia-mäßigen Harmonien und Saga-mäßiger Sterilität. Jawohl, dass Album ist zwar musikalisch okay, aber die transparente, sterile Produktion lässt unterm Strich alles etwas platt und vor allem poppig klingen. Das ist schade, denn das Potenzial ist hier ohne Zweifel vorhanden. Progressive-Fans, die es aber auch mal etwas poppiger, eingängiger und seichter mögen, werden an Arc Of Life aber sicherlich Gefallen finden.

Note: 7 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller

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