COLDUN - Eigene Einflüsse zu nennen, fällt uns unheimlich schwer!


Coldun aus aus Chemnitz haben zwar einen Black Metal-Background, sind aber eher im Doom Metal unterwegs und geben sich dabei sehr vielleicht, was die allgemein bekannte Bezeichnung Progressive Doom Metal in dieser Hinsicht durchaus rechtfertigt. Die Musik ist ziemlich detailverliebt. So kommt es auch, dass bislang nach jedem Coldun-Album immer genau sieben Jahre vergangen sind. Ich sprach mit Gründer und Macher Coldun über den Werdegang des Projektes, der im Laufe der Jahre zu einer richtigen Band wurde.

logoDaniel: HELL-ö Coldun! Wie kam es 2006 zur Gründung Deines Soloprojektes?

Coldun: Howdy! Ich habe irgendwann 2005 rum das zukünftige Debüt-Album von Coldun in meinem Kopf mir angehört und gedacht: Das gefällt mir – die mache ich. So oder ähnlich wird’s gewesen sein. Die letzten Jahre zu dieser Zeit war ich mit den Bands, in denen ich spielte, eher im Death- und Black Metal unterwegs, aber in mir regte sich schon immer die Faszination für ruhigere und ausschweifendere Klänge, aber auch langsamere und schwerere Musik.

Daniel: Was bedeutet der Name Coldun überhaupt?

Coldun: Er ist eine Wortschöpfung basierend auf dem lateinischen Leitspruch des ersten Albums, aus dem sich auch der Titel des ersten Albums herleitet. Ich will nicht den Reiz der ganzen Detektivarbeit stehlen. Im Booklet des ersten Albums kann man dazu fündig werden, hehe!

Daniel: Nach zehn Jahren ist aus dem Soloprojekt eine richtige Band mit einer festen Besetzung geworden. Warum? Gründet man Soloprojekte nicht eigentlich, um sich nicht ins Songwriting reinfuschen zu lassen?

Coldun: Ja – ursprünglich war genau das der Gedanke, und ich habe die ersten vierzehn Jahre auch auf diese Art genossen. Aber nach dem 2014er Album „Collapsing Polarities“ suchte ich nach neuen Entwicklungen für Coldun, um nicht noch einmal zu versuchen, dieses Album zu machen, da es mir diese Richtung ausgereizt erschien. Es gefällt mir nach wie vor sehr gut, aber mir gefiel auch der Gedanke von Einflüssen anderer Musiker wieder.

Daniel: Wie bist Du mit Deinen Mitmusikern in Kontakt gekommen?

Coldun: Einen Mitmusiker hatte ich im Prinzip immer schon. M.R. spielte bisher auf allen Alben die Gitarrensoli ein, auf dem neuen Album dann zusammen mit dem anderen Gitarristen. Diesen kannte ich, genau wie den Drummer, von der früheren gemeinsamen Band – wir waren also schon längst befreundet und kannten unserer musikalischen Fähigkeiten sehr genau.

Daniel: Ihr habt alle eher einen schwarzmetallischen Background. Somit war ich darüber verwundert, dass es sich bei Coldun um Doom Metal mit klarem Gesang handelt. Ich fühle mich beim Hören etwas an Opeth, While Heaven Wept und Forefather erinnert, obwohl Ihr einen eigenen Sound habt. Welche Bands zählen zu Euren Haupteinflüssen?

Coldun: Ja – was Du sagst stimmt, sowohl von unserem Background als auch vom Sound Colduns. Eigene Einflüsse zu nennen, fällt uns unheimlich schwierig. Das ist eine immer wiederkehrende Diskussion, die bisher noch keine eindeutigen Antworten hervorgebracht hat. Wir wissen nicht, nach welcher Band wir klingen. Die, die Du genannt hast, finde ich schon spontan auch passend, vielleicht noch Spiritual Beggars, Woods of Ypres oder Sentenced dazu, ein bisschen Type O Negative und ab und an eine Primordial-Gitarre…vielleicht so?!

Daniel: Die Texte scheinen mir sehr philosophisch zu sein. Worum geht es da genau?

Coldun: Es dreht sich in den Texten des neuen Albums alles um die Fragen nach Sinn, Leben und Tod. Das alles mittlerweile mit einem radikal positiven Grundtenor aufgrund der Überzeugung, dass der Tod nichts Absolutes ist und schon gar nicht ein Ende. Daneben verwebe ich noch Gedanken, welche ich die letzten Jahre auf einigen Reisen in sehr aufschlussreichen Gegenden entwickelt habe. Der Grundgedanke bleibt aber ein spiritueller oder, wenn man so will, philosophischer Optimismus, basierend auf der Erkenntnis, dass nichts so schlimm ist, wie wir es in unserer sadomasochistischen Selbstkasteiung gern glauben. Und obwohl die Texte in ihrem Inneren so positiv sind, ist die oberste Ebene beim Lesen vielleicht auch als schwermütig zu verstehen, zusammen mit der immer noch vorherrschenden melancholischen Grundstimmung der Musik. Das ist, wenn man so will, ein Spannungsbogen zwischen offensichtlichem Schwermut und tiefer liegendem radikalen Optimismus.

coldunDaniel: Wie lange hat es gedauert, die Songs zu schreiben und aufzunehmen?

Coldun: Der ganze Prozess hat sich mit einigen Kunstpausen sieben Jahre hingezogen. Die ersten Lieder sind direkt nach dem 2014er Album entstanden, einige habe ich in den Jahren danach noch alleine geschrieben. Der Großteil ist aber als Bandstruktur circa von 2015 bis 2017 entstanden. Danach begann dann die Produktionsphase einer laaaaangen Recording-Phase.

Daniel: Ihr habt das Album – zu meiner großen Überraschung – in England aufgenommen! Wie kam es denn dazu? Für eine kleine deutsche Band ist dieser Schritt doch sehr ungewöhnlich…

Coldun: Aufgenommen haben wir noch bei uns in Sachsen – eben diese sehr lange Zeit hindurch, bis es irgendwann geschafft war und ich wirklich mit dem Ergebnis zufrieden war. Dann haben wir das Material zu Greg Chandler nach Birmingham geschickt, der es gemixt und gemastert hat. Es war das erste Mal überhaupt, dass ich eine CD, auf der ich maßgeblich beteiligt bin, nicht selbst gemischt habe. Beim Mastering habe ich schon vorher ab und an mit anderen zusammengearbeitet. Daher hatte ich auch etwas Angst, ob der Schritt richtig war. Nach kurzer Zeit hörte ich aber schon, dass er absolut richtig war. Nach den vielen Jahren Arbeit an dem Album hatte ich keine Ohren mehr für ein frisches Mixing, und auch meine Technik und Fähigkeiten dafür waren nicht mehr zeitgemäß. Greg Chandler hat an der richtigen Stelle die Sache übernommen und mit unabhängigen Ohren die richtige Mischung eingestellt.

Daniel: Das Artwork finde ich Klasse! Von wem stammt es? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?

Coldun: Das Artwork stammt von einer befreundeten Künstlerin in unserer Nähe (und nebenbei auch Ehefrau eines der vielen Drummer, die auf der aktuellen Scheibe getrommelt haben – von welchem verraten wir nicht). Ich finde auch, dass es hervorragend zur Musik und natürlich auch zum Titel passt.

Daniel: Ich finde, dass sich das Artwork perfekt für eine Vinyl-Version eignen würde. Gibt es irgendwelche Pläne diesbezüglich?

Coldun: Wenn sich ein Label oder anderweitiger Partner einer LP-Version annehmen würde, wären wir sicher nicht abgeneigt. Konkrete Pläne gibt es noch nicht. Hier spielt der schnöde Mammon leider eine gewisse Rolle.

Daniel: Handelt es sich bei Coldun eigentlich um ein reines Studioprojekt? Oder spielt Ihr auch live?

Coldun: Die Frage ist nicht so leicht beantwortet bzw. derzeit noch unklar. Es gab noch nie einen Live-Auftritt von Coldun. Die Möglichkeit dazu gäbe es ja eh erst, seit wir nun ein Bandgefüge sind, wobei zu einer vollständigen Live-Besetzung auch noch etwas fehlt. Aber wie auch immer – es steht noch nichts fest.

Daniel: Das erste Album hattest Du noch im Alleingang eingespielt, und die Abstände der drei Alben betrugen bis jetzt immer sieben Jahre. Warum dauert es immer so lange, bis ein Album fertig ist?

Coldun: Da Zeit eh überschätzt wird, lasse ich sie mir, hehe!

Daniel: Sind die beiden alten Alben eigentlich heute auch noch erhältlich? Und wo kann man sie bekommen, wenn interessierte Leser, die immer alles in ihrer Sammlung haben wollen, jetzt erst auf Coldun aufmerksam geworden sind?

Coldun:Danke, dass Du fragst. Ja – es gibt noch CDs der ersten beiden. Am einfachsten sind sie über Bandcamp zu beziehen. www.coldun.bandcamp.com

coldunDaniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Coldun aus?

Coldun: Aktuell widmen wir uns komplett dem neuen Album – es ist ja gerade ganz frisch erschienen. Wir versuchen, es publik zu machen – nicht ganz einfach in dieser Zeit. Auf der einen Seite hilft das Internet zwar, auf der anderen Seite ist es aufgrund der schieren Menge an Bands und neuen Alben sehr schwierig, potentielle Fans zu erreichen. Aber wir sind da guter Dinge. Was die Zukunft bringt? Überraschen lassen!

Daniel: Na gut, Coldun! Dann gebührt Dir noch das Schlusswort!

Coldun: Vielen Dank für die Gelegenheit des Interviews und der damit verbundenen Unterstützung! Hört mal rein in das Album, und lasst uns wissen, nach welchen Bands es klingt – damit wir die Frage in Zukunft mal fundierter beantworten können! Zum Wohle!

http://www.coldun.de/

https://www.facebook.com/coldunmusic

https://coldun.bandcamp.com/

https://www.metalmessage.de/Promotion_COLDUN.php



Autor: Daniel Müller