VARIOUS ARTISTS - TORONTO ROCKS


Label:WARNER
Jahr:2004
Running Time:141:00
Kategorie: Neuerscheinung
 

Toronto Rocks – ein Festival der Superlative. Das bisher größte Ein-Tages-Festival der Welt fand am 30. Juli 2003 im Downsview Park, einer alten Armed Forces Basis, in Toronto, Kanada statt. Mit satten 490.000 Zuschauern, bot sich den Fans ein niemals zu vergessendes Ereignis, das, dem Himmel sei Dank, bei bestem Wetter stattfand. Anlass dieses Festivals war, dass die Touristikbranche und der Handel, die in Toronto aufgrund der SARS-Krankheit stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, wieder belebt werden sollten. Alle Stars und Veranstalter spendeten die Einnahmen Wohltätigkeitsvereinen die SARS zu bekämpfen hatten. Ein derart monströses Spektakel auf DVD zu bannen ist wirklich ein schwieriges Unterfangen, und meiner Meinung nach nur halbwegs gelungen. Man hätte eine Doppel-DVD produzieren sollen, damit zum Beispiel großartige Opening Acts wie Sass Jordan, Blue Rodeo oder The Tea Party zumindest mit einem Beitrag zum Zuge kommen, anstatt sie im Bonus-Material für lediglich einige Sekunden anzuspielen. Das ist der Klasse dieser bekannten und exzellenten Bands nicht würdig. Den Anfang auf DVD macht Have Love Will Travel, eine Combo mit den Schauspielern Dan Aykroyd und James Belushi im Line-Up, die sich ähnlich wie die Blues Brothers präsentieren. Eine witzige Sache und die drei Beiträge scheinen im Publikum sehr bekannt. Die Flaming Lips aus Oakland kommen mit einer ganzen Garde als Stofftiere verkleidete Statisten auf der Bühne und predigen ihre Friedensbotschaft ganz leidlich. Die in die Jahre geratenen The Isley Brothers sind wohl die ältesten Musiker auf der Bühne und bringen mit ihren funkigen Tracks die Bude zum kochen. Mega-Star Justin Timberlake, nur mit einem Track dabei, war wohl ein kleiner Fehlgriff des Casting Teams. Flogen doch etliche Gegenstände in Richtung Bühne. Der Sänger selbst nahm es gelassen mit dem Kommentar: „Wäre ich gekommen um die Rolling Stones und AC/DC zu sehen, würde ich mich auch nicht auf der Bühne sehen wollen.“ Humor ist, wenn man auch über sich selbst lachen kann. Die Rolling Stones sahen dies nicht so eng und luden Justin zu einem Track auf die Bühne ein. Das klappte hervorragend, wurde aber wieder mit etlichen Plastikflaschenwürfen gewürdigt, bis Gitarrist Keith Richards ein hartes Wort in Richtung Publikum äußerte und Justin den Stinkefinger hob. Die berühmte Toleranz der Hard-Rock-Fans scheint selbst im liberalen Kanada abzuflachen. The Guess Who, ein kanadischer Act, der schon Ende der 70er Jahre die Segel strich, erntete höllischen Applaus. Sänger Burton Cummings lief auf Hochtouren und die Band traf mit „American Woman“ den Nerv der Horden. Dass anschließend Rush ein Heimspiel mit allen Schikanen hatten versteht sich von alleine. Sie könnten in Toronto auf der Bühne furzen und der rote Teppich wäre ihnen gewiss. Präzise und genial waren die Songs „Limelight“, Freewill“, und „Spirit Of Radio“. Ich freu mich schon auf den September Gig in Oberhausen. Dann enterten AC/DC die Bretter und lagen alles in Schutt und Asche, so dass selbst einige weibliche Fans die Bikini-Tops ablegten. Das kann in Kanada teuer werden, haha. Aber egal. Welche Security will sich schon durch solche Massen kämpfen? Die Rolling Stones, die jahrelang aufgrund ihrer Drogendelikte Auftrittsverbot in Kanada hatten und deswegen auf Grenzstädte der USA für ihre Gigs zurückgreifen mussten, versetzten das Publikum in schiere Hysterie. Jung und alt, sprich mindestens drei Generationen, sangen lauthals mit. Abgesehen von Justin Timberlake wurden die beiden AC/DC Recken Angus und Malcolm Young auf die Bühne geholt. Ohnegleichen. Man sieht, nichts ist unmöglich. Schade, dass die in Toronto überaus geschätzten The Who fehlten. Würde mich mal interessieren wieso sie nicht dabei waren. Zum Bonus-Material gehört die Entstehung des Gruppenfotos, einige Kommentare diverser Musiker sowie Interviews mit den Top-Acts, die vorhin erwähnte Präsentation der Opening Acts als auch der AC/DC-Track „Thunderstruck“, der die Regieanweisungen des Regisseurs enthält. Kaum auszuhalten, aber wenigstens sieht man, welch Knochenarbeit hinter einer solchen Produktion steckt. Fazit: Man wünscht sich, man wäre dabei gewesen, aber vielleicht gibt es irgendwann mal ein nahezu komplettes Werk.

Note: 9.5 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak


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