WAYLANDER - Es gibt hier einen angeborenen Mystizismus, in den man schnell eintauchen kann!


Waylander gehören zu den Begründern des Celtic Folk Metal. Dennoch war es lange ruhig um die Band. Sieben lange Jahre mussten wir auf ein neues Album warten, und es verging ungefähr noch ein Jahr, bis dieses Interview zurückkam. Ein abgeschissener Rechner und Corona sorgten für gewaltige Verzögerungen. Doch Sänger und Gründer Ciarán „Ard Chieftain" O´Hagan beantwortete ausführlich und geduldig meine Fragen.

logoDaniel: Hi Ciarán! Wie geht´s Dir? Lass uns doch zunächst einmal ganz von vorne anfangen: Wann und wie kam der Stein für Waylander ins Rollen? Und kanntet Ihr Euch vorher schon?  

Ciarán: Ein paar Freunde trafen zusammen und wollen ein bisschen Krach machen. Als wir uns dazu entschlossen, eigene Songs zu schreiben, waren Waylander geboren. Das war 1993. Damals bestanden wir aus mein Bruder und mir sowie einem Freund von mir, Den Ferran, am Schlagzeug. Später lernten wir dann Jase kennen, der nur wenige Meilen von uns entfernt wurde, und es begann, ernster zu werden.  

Daniel: Hattet Ihr vor Waylander bereits in anderen Bands gespielt?

Ciarán: Ich glaube, Jason hatte zuvor einmal mit anderen Bands gejammt und ein-zwei Gigs gespielt, aber alle anderen hatten bis dato keinerlei Band-Erfahrungen gesammelt.   

Daniel: Heute werden Waylander gerne als die Urväter des Celtic Folk Metal bezeichnet. Welche Bands haben Euch in diese Richtung beeinflusst? Und wie entstand überhaupt  die Idee dazu, beide Stile miteinander zu kreuzen?  

Ciarán: Als ich vierzehn war, hörte ich Metal, ein bisschen Punk und eine Band namens Horslips, die Progressive Rock mit traditioneller irischer Musik kreuzten. Ich hatte auch versucht, eine Band in diesem Stil zu gründen, aber in meiner Gegend gab es in dieser Richtung keinerlei Interesse. Viele Jahre später tauchten Skyclad auf, und die Idee entstand aufs Neue, eine von Folk beeinflusste Band zu gründen. Also behielten wir vier diese Idee im Hinterkopf, und als wir „Born To The Fight“ geschrieben hatten, war die musikalische Ausrichtung klar. Und da Dreiviertel der Band sehr stark in der Extrem Metal-Szene verwurzelt waren, färbte sich dies auf unsere Richtung ab.   

Daniel: Für diejenigen, die es nicht wissen: Welche folkloristischen Instrumente benutzt Ihr bei Waylander überhaupt?  

Ciarán: Blechflöte und Bouzouki.

Daniel: Heute gibt es sehr viele Folk- und Mittelalter-Bands. Wie denkst Du über sie? Kannst Du damit etwas anfangen? 

Ciarán: Wie bei jedem Trend, sind die Nachahmer in der Mehrheit. Als sich diese Szene zwischen 1993 und 1996 formte, basierten die Inspirationen für Texte auf Folklore und Heidnische Traditionen, und die Musik war im Extrem Metal angesiedelt. Dies hat sich im Laufe der Jahre aber leider geändert.  

Daniel: Alle Eure Texte handeln von Keltischer Mythologie, Folklore und geschichtlichen Inhalten. Wo holst Du Dir die Inspiration für Eure Texte? Gibt es da bestimmte Bücher, Filme oder Dokumentationen, von denen Du Ideen sammelst?   

Ciarán: Mein Haupteinfluss ist mein Land, seine Traditionen und die Landschaft, sowohl natürlichen als auch übernatürlichen Ursprungs. Es gibt hier einen angeborenen Mystizismus, in den man schnell eintauchen kann. Jedes erdenkliche Buch Irischer Mythologie ist ein guter Einstieg für Interessierte, um danach in die Materie einzutauchen.    

waylanderDaniel: Lass uns einmal tief in der Band-Geschichte wühlen, ja? Warum hat den Dein Bruder Dermot 2003 Waylander verlassen?

Ciarán: Da gab es musikalische und persönliche Differenzen; verschiedene Visionen.

Daniel: Stimmt es eigentlich, dass Euer Ur-Gitarrist Gareth Murdock Waylander 2009 verlassen hat, um bei Alestorm einzusteigen, ohne Euch darüber zu informieren? Oder ist das nur ein Gerücht?   

Ciarán: Nein, das ist wahr. Wir waren für ein Festival in Norddeutschland und ein Konzert in London bereits bestätigt und hatten schon alles bezahlt. Für diese beiden Shows haben wir meinen Bruder zurückgeholt und hatten weniger als eine Woche Zeit, um ihn dafür einzuarbeiten. Das waren sehr stressige Wochen für uns.   

Daniel: 2010 starb Euer Original-Bassist Jason Barriskill, der von 1993 bis 1995 in der Band war, an einem Herzinfarkt nach Drogenkonsum. Hattest Du bis zum Schluss noch Kontakt zu ihm?   

Ciarán: Jason starb eigentlich an einem erblichen Herzfehler, unter dem viele männliche Vorfahren seiner Familie auch schon gelitten hatten. Ich hatte immer zu ihm Kontakt und war stets gut mit ihm befreundet. Wir hatten beide ein Interesse an okkulten Dingen mochten häufig dieselbe Musik. Er war ein sehr intelligenter Mensch mit einem freien Geist. Ich habe ihn immer bewundert und denke auch heute noch oft an ihn.  

Daniel: 2018 stieg überraschenderweise Michael Procter aus, der noch Originalmitglied war. Was ist da schiefgelaufen, nach so vielen gemeinsamen Jahren?  

Ciarán: Nichts. Es gab keinen Streit, keinen Rausschmiss oder ähnliches. Das Leben stand der Musik einfach im Weg. Seine Karriere im Catering-Handel führte dazu, dass er nicht mehr genügend Zeit für die Band hatte. Er stieg zugunsten der Band aus, was typisch für ihn ist. Es war für ihn sicherlich keine leichte Entscheidung.   

Daniel: Ich weiß, dass Ihr auch schon Auftritte in Deutschland gespielt habt. Mit welchen Bands habt Ihr Euch hier die Bühne geteilt? Und gibt es schon bestimmte Pläne, bald wieder zurück zu kommen  

Ciarán: Ja, wir haben schon sehr oft in Deutschland gespielt. Es waren zu viele Auftritte, um sie alle aufzuzählen, aber die Pagan Nights in den Bayrischen Bergen mit Wolfchant war eines der Höhepunkte, genauso wie die „Black Trolls Over Europe“-Tour mit Suidakra, IV Dark Centuries usw. Unsere letzten Shows in Deutschland waren 2015 drei Konzerte mit Goat Of Mendes, einer Band, die ich schon seit den Neunzigern kenne. Das hat ebenfalls sehr viel Spaß gemacht!  

Daniel: Lass uns auch noch ein bisschen über die (Nord-) Irische Metal-Szene reden, okay? Ich finde es nämlich schon sehr auffällig, dass dort sehr viele Bands Black- und Death Metal-Bands mit folkigen und keltischen Melodien mischen. Mir fallen da spontan Bands wie Cruachan, Celtachor oder Primordial ein. Habt Ihr Kontakt zu diesen Bands? Und welche anderen Bands aus Eurem Land kannst Du uns noch empfehlen?   

Ciarán: Ich kenne all diese Bands schon seit vielen Jahren, und wir haben auch schon oft mit ihnen zusammen gespielt. Ihr solltet Euch auch mal Scald und Mourning Beloveth anhören.  Die irische Szene ist sehr groß momentan, was Bands angeht. Da kann man schnell die Übersicht verlieren.   

Daniel: Gibt es denn auch Celtic- / Folk Metal-Bands die Du magst? Und haben manche dieser Bands vielleicht auch schon Waylander als Einfluss genannt?   

Ciarán: Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir schon die eine oder andere Band beeinflusst haben. Das passiert eben, wenn Du älter bis als sie, haha! Ich persönlich mag Negura Bunget, Skyforger und Saor sehr.

Daniel: Wenn Du heute auf die gesamte Waylander-Diskography zurückblickst, gibt es dann ein Album, dass Du heute besonders oder vielleicht sogar gar nicht mehr magst? Und wenn ja: Warum? 

Ciarán: Unser zweites Album („The Light, The Dark, The Endless Knot”, 2001) wurde nicht so, wie wir es uns erhofft hatten. Aber davon ab, wird unser Debüt-Album („Reawakening Pride Once Lost“, 1998) stets einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben.  

waylanderDaniel: Wie sehen den Eure Zukunftspläne mit Waylander aus?

Ciarán: Das ist in diesen seltsamen Zeiten schwer zu sagen, aber wir arbeiten gerade an einer Tour im September nächsten Jahres; ein nettes Package mit drei Bands. Ich habe geschworen, es noch geheim zu halten, aber ich bin mir sicher, Ihr werdet es rechtzeitig erfahren, wenn alles in trockenen Tüchern ist. Außerdem haben wir bereits damit begonnen, neues Material zu schreiben. Je schneller wieder etwas Normalität auf der Welt einkehrt, desto besser ist das für uns alle.    

Daniel: Alles klar, Ciarán! Du bist endlich erlöst, haha! Dann gebührt Dir noch das Schlusswort!

Ciarán: Danke für Deine Fragen. Ich bin mir sicher, wir laufen uns mal über den Weg, wenn wieder Normalität einkehrt. Und vielleicht treten wir ja auch mal gemeinsam auf! Bleibt alle gesund!  

https://waylanderband.com/

https://www.facebook.com/clanwaylander/



Autor: Daniel Müller