Daniel: Hi Vinnie! Bitte lass uns zunächst über die Anfänge von Bendida reden! Wann und wie habt Ihr zusammengefunden?
Vinnie: Hi, Daniel! Alles begann vor über zehn Jahren; genauer gesagt, 2008, als ich Bendida gründete. Über die Jahre sind viele Leute gekommen und gegangen, aber mittlerweile sind wir ein perfektes Team. Die ursprüngliche Idee ist heute noch dieselbe: Wir wollen unsere Musik spielen und alle unsere verschiedenen Einflüsse darin verbinden.
Daniel: Was bedeutet der Name Bendida eigentlich?
Vinnie: Der Bandname stammt von der thrakischen Göttin des Mondes. Thrakien ist eine Landschaft auf der östlichen Balkanhalbinsel, die heute zu den Staaten Bulgarien, Griechenland und Türkei gehört. Sie ist eine große Göttin, die Hüterin der Natur und in manchen Ursprüngen auch die Mutter Göttin. Ihr Name passt perfekt zu unserer Musik und unserem Image. Unsere Texte sind deshalb auch Mythologie- und Fantasy-orientiert.
Daniel: Hattet Ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?
Vinnie: Einige von uns hatten bereits in anderen Bands gespielt, manche tune s heute immer noch. Unsere Geigerin spielt auch noch im Nationalen Opern- und Ballett-Orchester und unser Hornspieler im Sofia Bronze-Orchester. Aber für uns alle haben Bendida oberste Priorität. Vielleicht sollte ich die acht Bandmitglieder an dieser Stelle einmal kurz vorstellen. Die meisten von uns sind professionelle und klassische Musiker: Kremena Nikolova – Leadgesang, Viara Grancharova – Viola da Gamba, Bisera Dimitrova – Violine, Plamen Dimitrov – Waldhorn, Ralica Georgieva – Piano, Keyboard und Gesang, Alexander Panayotov – Bass, Velislav Kazakov – Schlagzeug und Vinnie Atanasov – das bin ich, und ich spiele Gitarre, singe, schreibe die Songs und die Texte und bin auch für die Orchestrationen und Arrangements zuständig.
Daniel: Bitte gib uns doch eine kurze Übersicht über Eure bisherigen Veröffentlichungen, den die meisten Leser werden Euch nicht kennen…
Vinnie: In den zwölf Jahren Band-Geschichte haben wir zwei reguläre Alben und einige offizielle Singles veröffentlicht. Unsere Alben heißen „Goddess Of The Moon (2017) und „First Of The Heroes” (2020). Wir spielen Symphonic Fantasy Metal und erschaffen gemeinsam unsere Fantasiewelt voller magischer Natur, mystischer Kreaturen, Märchenhelden, Götter und Göttinnen. Wir lieben es, Geschichten und Legenden mit unseren Songs zu erzählen.
Daniel: Welche Bands haben Euch dafür hauptsächlich beeinflusst?
Vinnie: Da gibt es eigentlich keine spezifischen Bands. Wir werden von klassischer Musik, Metal und traditioneller, vor allem bulgarischer Folklore beeinflusst. Ich mag aber auch Bands wie Therion oder Rhapsody und viele andere.
Daniel: Du hast bereits erwähnt, dass Ihr Fantasy-Themen und Mythologie in Euren Texten verarbeitet. Von welchen Autoren, Büchern oder Filmen holst Du Dir Deine Inspiration?
Vinnie: Da gibt es sehr viele Autoren. Auf unserem „Goddess Of The Moon”-Album zum Beispiel gibt es einen Song namens „The Farthest Shore” (deutscher Titel: „Das Ferne Ufer“), der auf dem gleichnamigen Fantasy-Roman von Ursula K. Le Guin basiert. „Whispers In The Dark” und „All Life Long” sind dagegen an J. R. R. Tolkien angelehnt. Viele Songs basieren auf verschienenen Mythologien: „Land Of Perun“ (Im vorchristlichen Land der Südslawen wird Perun als einzige Gottheit neben Dajbog erwähnt), „Beast And Man“, „The Fern Flower“ basiert auf der Slawischen Mythologie. „Enter The Sanctuary” und „Goddess Of The Moon” auf der Thrakischen Mythologie, „The Legend Of Gilgamesh” auf der Sumerischen Mythology usw.
Daniel: Bei Eurem neuen Album „First Of The Heroes” scheint es sich um ein Konzept-Album zu handeln. Liege ich da richtig? Worum geht es da genau?
Vinnie: Es ist nur zum Teil ein Konzept-Album. Die Idee führt uns zu dem ersten Helden, dem ersten Mann, Entdecker und Pionier des Pfades für die Menschheit. Es ist Gilgamesh, der erste Held der Menschheitsgeschichte. Es gibt aber auch einen Song über Ferdinand Magellan – den portugiesischen Forscher. Es ist auch ein Song enthalten, der „History Of The World” heißt, in sechs Parts aufgeteilt ist und sechzehn Minuten dauert. Jeder einzelne Song erzählt eine Geschichte über einen Zeitraum menschlicher Geschichte: der Entstehung des Menschen, der ersten Zivilisation, dem Mittelalter, dem Höhepunkt der menschlichen Zivilisation, dann der Zerstörung der Menschheit und schließlich die Geburt einer neuen Welt.
Daniel: Wie lange hat es gedauert, die Songs für das Album zu schreiben und aufzunehmen?
Vinnie: Das ging tatsächlich schneller als erwartet! Wir waren alle sehr inspiriert und ungeduldig, weil wir endlich das Endresultat des Albums hören wollten. Der gesamte Prozess hat kein halbes Jahr gedauert! Das ist ein sehr kurzer Zeitraum für ein derart großes Projekt, weil wir viele klassische Instrumente, Orchestrierungen und einen großen Chor benutzt haben, den Akademischen Chor Sveta Paraskeva, unsere sehr guten und talentierten Freunde.
Daniel: Wo habt Ihr das Album aufgenommen, und wer hat produziert?
Vinnie: Wir haben das Album in unserem Lieblings-Studio aufgenommen, dem Zero Project Studio. Produziert hat Vladimir Bochev, der auch den Mix und das Mastering übernommen hat. Vladimir ist ein sehr talentierter Musiker und Produzent, und es war uns eine Ehre, mit ihm zusammen zu arbeiten. Wir sind wirklich sehr zufrieden mit dem Endresultat.
Daniel: Ich finde es gut, dass Ihr statt einem sterilen Keyboard tatsächlich mit einem richtigen Chor zusammen gearbeitet habt, was natürlich sehr viel besser und bombastischer klingt. Aber war das zeitaufwändig und sauteuer?
Vinnie: Wir haben im letzten Jahr sehr viele Konzerte mit diesem Chor gespielt. Sie sind tolle Menschen und Sänger und haben einen tollen Dirigenten, Galina Lukanova. Wir haben auch viele Akustik-Konzerte zusammen gespielt und sind stolz darauf, dass eines unserer Konzerte sogar im Fernsehen übertragen wurde. Deswegen haben wir den Chor auch mit ins Studio für unser neues Album „First Of The Heroes“ genommen, und sie haben auch in unserem Videoclip „Civilization“ mitgemacht. Es ist angenehm, mit ihnen zu arbeiten, und das Ergebnis ist gigantisch. Wir haben genau den Sound gefunden, nach dem wir gesucht haben: reich und episch!
Daniel: Das Album wurde über Psychosounds Music aus Rumänien veröffentlicht. Wie seid Ihr mit ihnen in Kontakt gekommen?
Vinnie: Vor ein paar Jahren haben wir auf einem Festival in Bukarest gespielt, das von Dorel Tudor organisiert wurde. Er ist auch der Gründer des rumänischen Labels Psychosounds Music. So kamen wir zusammen und haben einen Plattenvertrag für das neue Album eingesackt.
Daniel: Ich finde das Cover-Artwork toll! Von wem stammt es? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?
Vinnie: Das Cover und das gesamte Layout stammen von unserer Sängerin Kremena Nikolova. Sie ist eine sehr talentierte Künstlerin und absolvierte Juwelen-Designerin der Nationalen Kunstakademie. Wir sind sehr froh darüber, jemanden wie sie in der Band zu haben. Sie kann sich um die gestalterischen Belange der Band kümmern, was eine sehr schöne Art von Promotion ist.
Daniel: Ich finde, dass sich das Artwork perfekt für eine Vinyl-Version eignet. Gibt es dafür irgendwelche Pläne?
Vinnie: Die Idee dazu gab es natürlich, aber der Markt ist dafür zurzeit einfach zu klein. Vielleicht denken wir bei den nächsten Alben noch einmal darüber nach.
Daniel: Es scheint so, dass jüngere bulgarische Bands endlich der englischen Sprache mächtig sind. Ihr habt – genau wie Eure Landsleute von Eufobia, Metalwings und Aegonia – ebenfalls englische Texte. Ist Englisch in Bulgarien kein so großes Problem mehr wie z. B. noch vor dreißig Jahren?
Vinnie: Bulgarien ist tatsächlich eines der Länder, die mit Englisch mittlerweile sehr gut zurechtkommen. Fast alle jüngeren Menschen hier sprechen gut oder sogar besser Englisch. Die Sprache gehört hier mittlerweile auch zum offiziellen Bildungssystem.
Daniel: Du hattet ja bereits erwähnt, dass Ihr live spielt – sogar gemeinsam mit dem Chor. Habt Ihr in Eurer Heimat vielleicht auch schon einmal mit größeren Bands zusammen gepielt
Vinnie: Ja, wir spielen sehr viel live. Wir versuchen dabei, den Chor so oft wie möglich mit zu integrieren, wenn wir genug Platz auf der Bühne haben. Wenn dies nicht der Fall ist, greifen wir auf Samples zurück, so wie das die meisten Bands in unserem Genre tun. Vor zwei Jahren sind wir mal auf dem Seaside Festival mit Nightwish aufgetreten. Für 2021 ist ein Auftritt auf dem Enigma Rock Festvial geplant, wo Blaze Bayley der Headliner sein wird. Da freuen wir uns schon drauf!
Daniel: Lass uns bitte auch noch kurz über die Metal-Szene bei Euch in Bulgarien reden, ja? Ich kenne und mag nämlich einige Bands aus Eurem Land, wie Era, Konkurent, Epizod, Impuls, Er Malak und Eufobia. Habt Ihr Kontakt zu einigen dieser Bands? Und welche anderen Bands aus Eurer Heimat könnt Ihr uns noch empfehlen?
Vinnie: Ja, wir kennen alle diese Bands. Der Sänger von Konkurent ist ein guter Freund von uns. Die bulgarische Szene ist ziemlich lebendig, auch wenn die jungen Bands heute ehr in Richtung Metalcore und Thrash Metal unterwegs sind. Auch jüngere Cover-Bands sieht man hier häufig. Wir sind außerdem noch gut mit der Band Ghost Warfare und ihrem Sänger und Bassisten Dimitar Naydev befreundet, der sogar ein paar Gesanglinien auf unserem neuen Album im Song „Hunt The Hunter“ beigesteuert hat. Die melodischen Metal-Genres, wie Symphonic-, Gothic-, Progressive- und Power Metal sind hier jedoch nicht so sehr verbreitet. Davon gibt es leider nur sehr wenige in unserem Land.
Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Bendida aus?
Vinnie: Wir sin dimmer noch dabei, unser neues Album „First Of The Heroes” zu promoten. Wir haben allerdings auch schon damit begonnen, am nächsten Album zu arbeiten. Wir haben schon sehr viele neue Ideen. Wir wollen außerdem noch einen weiteren Videoclip zu einem Song namens „Vampires’ Ball” drehen. Also seid auf das Ergebnis gespannt! Wir versprechen, dass es ein magischer Clip werden wird.
Daniel: Na gut, Vinnie! Dir gehört das Schlusswort!
Vinnie: Danke für die interessanten Fragen, und ich wünsche Dir viel Gesundheit!